Holzindustrie : Holzkonzern Egger: Mehr Umsatz aber weniger Gewinn

Egger-Standort in St. Johann in Tirol

Egger-Standort in St. Johann in Tirol

- © Egger

Der Holzkonzern Egger mit Stammsitz in St. Johann in Tirol hat im Geschäftsjahr 2022/2023 ein Umsatzplus, aber einen Ergebnisrückgang verzeichnet. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 Prozent auf 4,45 Milliarden Euro - ein neuer Rekordwert. Gleichzeitig sank das Betriebsergebnis (EBITDA) deutlich um 31,3 Prozent auf 602,5 Millionen Euro, wie die Verantwortlichen am Donnerstag bei einer Pressekonferenz bekannt gaben.

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Die EBITDA-Marge betrug 13,5 Prozent nach 20,7 Prozent im Vorjahr. Das Betriebsergebnis vor außerplanmäßigen Abschreibungen betrug 330 Millionen Euro. Nach notwendig gewordenen Wertberichtigungen auf Vermögenswerte in Russland in Höhe von 70 Mio. Euro konnten schließlich 260 Mio. Euro (EBIT) verbucht werden, hieß es. Deutliche Rückgänge gab es auch beim Ergebnis vor und nach Steuern: Das Ergebnis vor Steuern wurde mit 246 Mio. Euro (Vorjahr: 584,7 Mio. Euro) beziffert, nach Steuern blieben 240 Mio. Euro (Vorjahr: 436,4 Mio. Euro) übrig.

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"Nicht unzufrieden"

Die Bilanz sei dem volatilen Umfeld und der "gesamtwirtschaftlichen Eintrübung" geschuldet, erklärte Egger-Finanzvorstand und Sprecher der Konzernleitung, Thomas Leissing, beim Pressegespräch in St. Johann. Während der Pandemie habe es einen "Cocooning-Effekt" gegeben, der nun vorbei sei. Gleichzeitig führe der Krieg in der Ukraine zu einer "Spirale" aus Inflation, steigenden Zinsen und sinkender Nachfrage. Dennoch sei man mit den aktuellen Zahlen "nicht unzufrieden", da sie sich auf einem "nachhaltigen Niveau" eingependelt hätten, so Leissing. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnte um 3,4 Prozent auf 10.987 erhöht werden.

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Gleichzeitig konnte Egger im abgelaufenen Geschäftsjahr auch die Investitionen von 293,6 Millionen Euro auf 540,6 Millionen Euro steigern - ein Plus von 84,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Thema Nachhaltigkeit inklusive Kreislaufwirtschaft und erneuerbaren Energien, betonte der Egger-Vorstand. Mit einer Eigenkapitalquote von 45,9 Prozent sei das Unternehmen zudem stabil aufgestellt, obwohl die Nettoverschuldung im Vergleich zum Vorjahr um 60,2 Prozent auf 902 Millionen Euro gestiegen sei.

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Eine Verschiebung verzeichnete Egger hingegen bei der Umsatzverteilung in den Regionen. Während der Umsatz in Zentral- und Osteuropa (von 31,1 auf 29,4 Prozent) sowie in Übersee (von 7,8 auf 6,6 Prozent) zurückging, konnte in Nord- und Südamerika (von 9,6 auf 12,6 Prozent) eine deutliche Steigerung erzielt werden. Etwas mehr als die Hälfte des Umsatzes wurde weiterhin in Westeuropa erzielt, im Geschäftsjahr 2022/23 waren es 51,3 Prozent (Vorjahr: 51,6 Prozent).

Thomas Leissing

- © Egger

Weiter in Russland aktiv

"Wie sich die nächsten 12 Monate entwickeln, wissen wir nicht, es wird aber eher nicht besser", blickte Leissing unterdessen in die Zukunft. Die Umsatzerwartung sei "gedämpft". Als Gründe nannte der Vorstandschef neben dem Ukraine-Krieg auch turbulente Zeiten in Argentinien und die betroffene Weltwirtschaft insgesamt. Egger treffe dabei besonders der Rückgang in der Nachfrage und bei den Neubauten. Egger wolle die Lage jedoch auch als "Chance" begreifen, erklärte Leissing.

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In Russland will das Unternehmen, das dort zwei Werke betreibt, weiter aktiv bleiben. "Wir produzieren in Russland für den russischen Markt", so Leissing. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Russland seien für die Egger-Gruppe "essentiell". Gleichzeitig halte man sich an alle Sanktionen, betonte der Finanzvorstand. Mit der Entscheidung, in Russland zu bleiben, stehe Egger nicht alleine da.

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Nachhaltigkeit soll bei Egger aber eine tragende Rolle spielen, betonten die Verantwortlichen. Bereits jetzt stammen 88 Prozent der eingesetzten Rohstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, 65 Prozent des Holzes aus Nebenprodukten oder Recycling. Egger-Werk in Caorso (Italien), wo bereits 100 Prozent Recyclingholz eingesetzt wird.