Werkzeuge : Hilti: Starkes Wachstum in Amerika aber weniger Gewinn

Hilti Werk

Hilti beendet das Geschäftsjahr 2022 mit weniger Gewinn

- © www.christianschneider.photography

Der Baugerätehersteller Hilti konnte 2022 nicht an das Rekordergebnis des Vorjahres anknüpfen. Gründe waren unter anderem stark gestiegene Kosten und die Auswirkungen des Rückzugs aus dem Russlandgeschäft. Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen aber wieder mit Wachstum. Der Betriebsgewinn sank um 13,7 Prozent auf 731 Millionen Franken (744,4 Millionen Euro), wie der Liechtensteiner Konzern am Freitag mitteilte. Der Reingewinn ging um 16,3 Prozent auf 565 Millionen Franken zurück.

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Belastet hätten das Ergebnis neben dem "beispiellosen" Anstieg der Rohstoff-, Komponenten- und Transportkosten auch die Abwertung des Euro und anderer Währungen gegenüber dem Franken. Hinzu kämen die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sowie höhere Investitionen.

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Bereits seit Ende Januar bekannt ist das Umsatzwachstum von 6,2 Prozent auf 6,3 Milliarden Franken, womit der Konzern erstmals die 6-Milliarden-Grenze überschritten hat.

Vor allem in Amerika wurde ein starkes Wachstum erzielt, während in Europa und Asien nur ein niedriges einstelliges Plus erreicht wurde. In der Region Osteuropa/Mittlerer Osten/Afrika führten die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine zwischenzeitlich zu einem Rückgang.

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Für das laufende Jahr rechnet Hilti damit, den Umsatz in Lokalwährungen im hohen einstelligen Bereich zu steigern und eine ähnliche Profitabilität wie 2022 zu erreichen, auch wenn die Prognosen für die Bauindustrie insgesamt auf ein schwächeres Wachstum hindeuten.

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Hilti gilt als größter Standort für Montage, Zerspanung und Wärmebehandlung in der Produktion von Bohrmaschinen, Meißelhämmern, Akku-Direktbefestigungsgeräten und teilautonomen Bohrrobotern. Aber auch als Vorzeigewerk der Digitalisierung: Perfekte Prozesse fand das Evaluierungsteam von Fraunhofer Austria auch in der 2.300-Einwohner-Gemeinde Thüringen im Vorarlberger Bezirk Bludenz. Photovoltaikanlagen, die das gesamte Hallendach einfassen, decken rund ein Zehntel des gesamten Energiebedarfs. Zusätzlich wird - dank vorausschauender Standortgestaltung - Erdwärme genutzt. Die Gebäudeheizung und die Wärmebehandlung sind derzeit die versorgungskritischsten Prozesse. Und einige der Öfen in der Wärmebehandlung seien bereits "auf Elektrobetrieb umgestellt", erzählt Christopher Holzer, Leiter Operations.
Hilti Thüringen Vorarlberg
Hilti-Werk in Thüringen, Vorarlberg - © Hilti

Hilti weiter gewachsen

Hilti ist im vergangenen Jahr weiter gewachsen und hat erstmals die 6-Milliarden-Grenze überschritten. Insgesamt ist der Umsatz um 6,2 Prozent auf 6,3 Milliarden Franken (6,3 Milliarden Euro) gestiegen. Der liechtensteinische Konzern litt unter der Aufwertung des Frankens: In lokalen Währungen hätte Hilti um 10 Prozent zugelegt, wie der Hersteller der berühmten roten Bohrmaschinen am Mittwoch mitteilte.

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Der Dollar, der gegenüber dem Franken an Wert gewann, bildete bei den Währungen die Ausnahme. Mit dem Rückenwind des "Greenbacks" kletterte der Umsatz in Amerika um 20,6 Prozent auf 1,8 Milliarden Franken. In Lokalwährungen stieg der Umsatz um 16,5 Prozent. Dies ist das mit Abstand stärkste Wachstum aller Weltregionen.

In Europa stieg der Umsatz um 2,3 Prozent auf 3,2 Milliarden Franken, in Lokalwährungen um 9,6 Prozent. In Asien stieg der Umsatz um 4,2 Prozent auf 763 Millionen Franken, in Lokalwährungen um 8,2 Prozent. Hier wurde Hilti durch die Auswirkungen der Coronareinschränkungen in China deutlich gebremst.

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In der Region Osteuropa/Mittlerer Osten/Afrika litt das Geschäft unter den Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Der Umsatz ging um 8,4 Prozent auf 542 Millionen Franken zurück. Aus dem Russlandgeschäft hat sich Hilti weitgehend zurückgezogen.

"Die letzten vier Monate 2022 blieben anspruchsvoll, dennoch konnten wir das Wachstum beschleunigen und das Geschäftsjahr mit einem zweistelligen Umsatzplus in Lokalwährungen abschließen", sagte der neue Konzernchef Jahangir Doongaji, der sein Amt auf Neujahr angetreten hat. "Ein wichtiger Wachstumstreiber war die Einführung unserer neuen Akku-Plattform Nuron in Nordamerika und Europa."

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Hilti geht davon aus, dass das Umfeld angesichts anhaltender Inflation und steigender Zinsen, geopolitischer Spannungen und eines schwächeren Wirtschaftswachstums volatil bleiben wird. Dank massiver Investitionen in Marktpräsenz und Innovation erwartet das Unternehmen für das laufende Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum in Lokalwährungen im hohen einstelligen Prozentbereich.

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Klar ist, dass das Russlandgeschäft einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Russland schlage mit 50 bis 100 Millionen Franken auf das Hilti-Ergebnis durch, hatte Konzernchef Doongaji vor einer Woche im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP gesagt: "Wir verdienen in Russland schon lange kein Geld mehr."

Hilti hat sein Russlandgeschäft nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine stark zurückgefahren. Zwei Drittel der 1.300 Mitarbeitenden wurden entlassen. Das Gerätegeschäft wurde komplett eingestellt. Geblieben ist ein kleines Geschäft mit lokalen russischen Produkten für kleine Bauunternehmen, das weitergeführt wird.