Energiewende in Österreich : Gasspeicher voll: Verbrauch von Gas und Strom deutlich gesunken

Aerial top view LPG Liquefied Petroleum Gas storage tank, LPG gas storage tank and pipeline industrial plant, LPG distribution station facility and gas manufacturing industry.

Um die Klimaziele zu erreichen, will Österreich seinen Gesamtstromverbrauch ab 2030 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen decken.

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Der Verbrauch in Österreich ist im September sowohl bei Strom als auch bei Gas deutlich gesunken. Wie die E-Control am Freitag in einer Aussendung mitteilte, lag der Stromverbrauch mit 4,64 TWh um 6,5 Prozent und der Gasverbrauch mit 3,86 TWh um 21,6 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats.

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Der Stromverbrauch war im September zwar rückläufig, gleichzeitig war die Stromerzeugung mit 5,41 TWh um 2,2 Prozent höher als im September des Vorjahres. In Wasserkraftwerken wurde um 6,6 Prozent mehr Strom erzeugt. Windkraftanlagen produzierten um 7,8 Prozent mehr Strom. Fast ein Drittel (32,2 Prozent) weniger Strom wurde dagegen in Wärmekraftwerken erzeugt. Der Saldo aus Importen und Exporten war im September ausgeglichen, d.h. die Exporte nahmen um 18,9 Prozent zu, während die Importe um 14,7 Prozent abnahmen.

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Gasspeicher in Österreich fast vollständig gefüllt

Die Behörde weist ein Plus von 10 Prozent bei der Stromerzeugung für den Zeitraum April bis September aus. Rund zwei Drittel davon stammen aus Wasserkraftwerken, 13 Prozent aus Wärmekraftwerken, 8,4 Prozent aus Windkraftanlagen.

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Beim Gas verzeichnete die E-Control im September einen stärkeren Rückgang. Hier sank der Verbrauch um 1,06 TWh auf 3,86 TWh. Die Inlandsaufbringung inklusive der Einspeisung von biogenen Gasen sank um 13,1 Prozent auf 0,5 TWh. Da die physikalischen Importe im September um 68,4 Prozent unter dem Vorjahreswert lagen und die Exporte um 71,6 Prozent zurückgingen, lag der Importsaldo mit rund 5,5 TWh deutlich unter dem Wert von September 2022. In den Monaten April bis September sank der Endkundenabsatz um 7,3 Prozent, während die Erzeugung um 11,4 Prozent zurückging.

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Im September wurden mit 3,27 TWh 76,3 Prozent weniger Gas eingespeichert als im Vorjahresmonat. Gleichzeitig wurde mit 1,29 TWh um 34,8 Prozent weniger Gas ausgespeichert. Der Speicherinhalt ist im September im Vergleich zum Vorjahresmonat um 21,3 Prozent gestiegen. Aktuell (Stand Freitag) sind die österreichischen Erdgasspeicher zu 99,52 Prozent gefüllt, geht aus der Website der Gas Infrastructure Europe (GIE) hervor.

Auch Energieministerin Leonore Gewessler betonte Ende Oktober, dass die heimischen Gasspeicher auf Rekordniveau gefüllt seien und für den Winter keine Engpässe bei der Versorgung mit Erdgas zu erwarten seien.

2022: 78% erneuerbare Energien

Obwohl 2022 ein schlechtes Wind- und Wasserjahr war, erreichte der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energieträgern 78 Prozent. Grund dafür ist der gesunkene heimische Stromverbrauch und die gleichzeitig gesunkene Bruttostromerzeugung. "Wäre es ein normales Jahr gewesen, wäre der Anteil bereits bei über 80 Prozent gelegen", sagte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch bei der Präsentation des EAG-Monitoringberichts im Oktober.

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Die hohe Volatilität der erneuerbaren Energieträger wird im Bericht deutlich: Sie lieferten im vergangenen Jahr trotz steigender installierter Leistung deutlich weniger Strom. Während die installierte Leistung der Erneuerbaren bis Ende 2022 im Vergleich zu 2020 um 2.141 MW gestiegen ist, sank die erzeugte Strommenge gleichzeitig um 3.611 Gigawattstunden (GWh). Dies spiegelt den zunehmenden Einfluss von guten und schlechten Wasser-, Wind- und Sonnenjahren wider.

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Um die Klimaziele zu erreichen, will Österreich seinen Gesamtstromverbrauch ab 2030 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen decken. Um dies zu erreichen, ist eine Steigerung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern um 27 Terawattstunden (TWh) bis zum Jahr 2030 notwendig. Davon entfallen 11 TWh auf Photovoltaik, 10 TWh auf Wind, 5 TWh auf Wasserkraft und 1 TWh auf Biomasse. Umgerechnet in Leistung ergibt sich ein Zubaubedarf von 1.640 MW pro Jahr. Während im Jahr 2021 noch 990 MW in den Bereichen Photovoltaik, Wind, Wasserkraft und Biomasse zugebaut werden, sind es im Jahr 2022 bereits 1.430 MW.

Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control
Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control - © YouTube/ WEKA Industrie Medien