Transformation der Strominfrastruktur : APG: Stromsystem ist am Anschlag

Smart Grids: Technische Lösungen für smarte Stromnetze werden längst eingesetzt. Jetzt muss nur noch der Markt funktionieren.

Österreich News: Neben der umgehenden Umsetzung aller Netzausbauprojekte auf Verteiler- und Übertragungsnetzebene fordert APG einen Aktionsplan, um eine leistbare bzw. versorgungssichere Energiewende auf den Weg zu bringen.

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Die Verbund-Tochter Austrian Power Grid (APG) wird bis 2034 rund 9 Mrd. Euro in den Ausbau des Stromnetzes und der Übertragungskapazitäten investieren. Das gab der Netzbetreiber am Dienstag in einer Aussendung bekannt. Die installierte Leistung von 36.000 MW müsse, um die heimische Stromversorgung von insgesamt 80 TWh bis 2030 auf erneuerbare Energien umzustellen, auch beherrschbar sein. Ein entsprechendes Stromnetz sei daher notwendig, um die Klimaziele zu erreichen.

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Das Stromnetz ist derzeit nicht in der Lage, diese Anforderungen zu erfüllen. So fehle es zum Beispiel an Anschlusskapazitäten für Erneuerbare Energien. Schon jetzt müssten die Netzbetreiber ständig eingreifen, um Netzüberlastungen zu vermeiden. Der so genannte Redispatchbedarf sei von 94 Millionen Euro im Vorjahr auf 125 Millionen Euro in diesem Jahr gestiegen. Das bedeutet, dass fallweise Wasser- oder Windkraftwerke abgeschaltet werden müssen, um eine Überlastung zu verhindern. Die mangelnde digitale Vernetzung der Akteure sei ebenso ein Problem wie eine fehlende Gesamtsystemplanung. Langwierige Genehmigungsverfahren würden den Umbau zusätzlich erschweren.

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Eine Mamutaufgabe

Aus diesem Grund soll die Trafokapazität bis zum Jahr 2034 auf 57.000 MVA (Millionen Voltampere) nahezu verdoppelt werden. Um rund 39 Prozent auf 90 will die APG die Zahl der Umspannwerke erhöhen. Auch die bestehenden Transformatoren reichen nicht aus - ihre Zahl wird um 74 Prozent auf 165 erhöht. Die West-Ost-Achse der Stromtrasse muss neu gebaut oder umgebaut bzw. verstärkt werden. Dies betrifft rund 500 Kilometer 380-kV-Leitungen und rund 400 Kilometer 220-kV-Leitungen. Damit soll die Basis für die Versorgung von rund 500.000 Erzeugungsanlagen geschaffen werden.

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Derzeit laufen laut APG Verfahren für Projekte wie den Zentralraum Oberösterreich, die Salzburgleitung oder die Deutschlandleitung. Dazu kommen nun die Projekte Netzraum Kärnten und Projektcluster Österreich Ost.

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Allerdings zeige sich, dass die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen der Bedeutung der Netzprojekte nicht gerecht werden. "Dies muss umgehend saniert werden - die Beschlussfassung des Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) sowie des Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) sind somit das Gebot der Stunde", forderte APG-Vorstand Gerhard Christiner. "Die Erreichung der Ziele ist eine Mammutaufgabe, bei der es neben der Dekarbonisierung der Erzeugung auch die Transformation des Gesamtsystems versorgungssicher zu managen gilt. Damit diese gelingt müssen erneuerbare Anlagen und das überregionale Stromnetz im Rahmen einer Gesamtsystemplanung inklusive Speicherstrategie koordiniert ausgebaut werden", so Christiner weiter.

APG-Vorstand Gerhard Christiner: Die Erreichung der Ziele ist eine gewaltige Aufgabe. Neben der Dekarbonisierung der Energieerzeugung muss das gesamte Versorgungssystem transformiert werden. Dazu ist eine koordinierte Entwicklung erneuerbarer Anlagen und des überregionalen Stromnetzes erforderlich, einschließlich einer Speicherstrategie.

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