Chip-Industrie : Forschung: Infineon setzt auf KI und Energiesparchips

Der Infineon-Standort in Villach-

Infineon-Werk in Villach

- © Infineon

Mit einem Gesamtvolumen von 130 Millionen Euro startet der Halbleiterhersteller Infineon am Standort Villach zwei europäische Forschungsprojekte rund um Leistungselektronik und Künstliche Intelligenz (KI). Ziel ist es, einerseits die Energieeffizienz zu steigern und den CO2-Ausstoß zu senken. Andererseits soll Künstliche Intelligenz zum Wegbereiter für sichere Lieferketten und eine wettbewerbsfähige Produktion werden.

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"Wir wollen Ressourcen und Energie zumindest zum Teil durch Intelligenz ersetzen, sowie Nachhaltigkeit und die europäische Wettbewerbsfähigkeit stärken", erklärte Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende von Infineon Technologies Austria, heute, Montag, bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Digitalisierung werde einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten und gleichzeitig selbst wesentlich energieeffizienter werden.

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Infineon-Chefin Sabine Herlitschka

- © Infineon

Mehr Leistung auf kleinerem Raum

Im Forschungsprojekt "ALL2GaN" (Affordable smart GaN IC solutions for greener applications) wollen 45 Partner aus zwölf Ländern mit einem Budget von 60 Millionen Euro das Energiesparpotenzial des Halbleitermaterials Galliumnitrid (GaN) ausschöpfen. Das ermöglicht mehr Leistung auf kleinerem Raum, was zum Beispiel in der Elektromobilität massive Vorteile bringt.

"Durch eine höhere Leistungsdichte können die Ladegeräte verkleinert und die Batteriegrößen erhöht werden, was zu mehr Reichweite führt", erklärt Johannes Schoiswohl vom Bereich Power & Sensor Systems der Infineon Technologies Austria AG, der auch die Projektleitung innehat.

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Potenziell könnte die Energieeffizienz in einer Vielzahl von Anwendungen - von der Telekommunikation über Rechenzentren bis hin zu erneuerbaren Energien - um rund 30 Prozent gesteigert und damit der weltweite CO2-Ausstoß um 218 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert werden. Zum Vergleich: Österreich emittiert rund 80 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Nach der Entwicklung kostengünstiger GaN-Chips bei Infineon in Villach wird nun an modularen Blöcken gearbeitet, die eine raschere Integration ermöglichen.

KI für ressourcenschonende Fertigung

Im zweiten EU-Projekt AIMS5.0 (Artificial Intelligence in Manufacturing leading to Sustainability and Industry 5.0) wird an künstlicher Intelligenz für ressourcenschonende Fertigung und sichere Lieferketten geforscht. 53 Partnern aus 12 Ländern stehen dafür 70 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel sei es, die digitale Souveränität Europas zu stärken, Mitarbeiter im Umgang mit KI zu schulen sowie Produkte zu verbessern und schneller verfügbar zu machen, sagte Thomas Morgenstern von der Frontend Division der Infineon Technologies AG. Durch maschinelles Lernen könne beispielsweise die Lebensdauer von Anlagen um 30 Prozent erhöht werden.

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"Wir haben ehrgeizige Ziele. Wenn sie sich mit Chic erreichen lassen, umso besser", verwies Henriette Spyra, Sektionschefin für Innovation und Technologie im Lebensministerium, auf die angestrebte Klimaneutralität Österreichs bis 2040. Themen wie Mikroelektronik seien ein globaler Markt, "nationale Programme machen da wenig Sinn. Mit den neuen Programmen können wir nationale Stärken transnational einbringen", so Spyra.

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Die beiden Projekte werden zu 50 Prozent von der Industrie und den Partnern finanziert. Die andere Hälfte wird von den beteiligten Ländern und dem Programm KDT-JU (Key Digital Technologies Joint Undertaking) der Europäischen Union aufgebracht. Morgen, Dienstag, fällt am Infineon-Standort Villach der Startschuss für die jeweils drei Jahre dauernden Projekte.