Luftverkehr-Zulieferer : FACC: Flugverkehr wird sich bis Ende 2024 erholen
Der oberösterreichische Luftfahrtzulieferer FACC hat von der Erholung in der Luftfahrt profitiert. Das Unternehmen konnte seinen Umsatz im ersten Quartal 2023 um 27,6 Prozent auf 162,7 Millionen Euro steigern.
Gleichzeitig belasteten die Inflation und anhaltende Probleme in der Lieferkette das operative Ergebnis, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens ohne Nennung von Zahlen. Im Gesamtjahr soll der Umsatz "im hohen einstelligen Prozentbereich" wachsen und sich das Ergebnis "sukzessive verbessern".
Für das Gesamtjahr rechnet FACC mit einer Entspannung in den Lieferketten. "Inflationsbedingte Kostensteigerungen werden, wie in der Branche üblich, erst bis zu einem Jahr zeitverzögert an den Markt weitergegeben", heißt es in der Aussendung.
Die steigende Nachfrage nach neuen Flugzeugen werde zu weiteren Ratenerhöhungen bei allen wesentlichen Flugzeugmodellen führen. FACC geht weiterhin davon aus, dass sich die Luftfahrtindustrie bis Ende 2024 vollständig von der Corona-Krise erholt haben wird.
FACC will heuer rund 34,8 Mio. Euro investieren, unter anderem in den Ausbau des Werkes in Kroatien. In den nächsten 14 Monaten soll die Belegschaft um 400 bis 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgestockt werden.
Woher kommt der Aufschwung in der Luftfahrt?
FACC hat auch schon das Geschäftsjahr 2022 mit einem deutlichen Umsatzplus abgeschlossen – aber auch mit einem negativen Gesamtergebnis. Der Umsatz 2022 lag mit 607 Mio. Euro um 22 Prozent über dem Vorjahreswert. Das EBIT kletterte auf 5,5 Millionen Euro, das Gesamtergebnis war allerdings mit 2,5 Millionen Euro negativ.
Die Aufhebung der meisten COVID-Reisebeschränkungen hat zu einem Aufschwung in der Luftfahrt geführt. Diese positive Entwicklung "trifft auch für die FACC zu, nachdem wir jedes Flugzeug, das es auf dieser Welt gibt, mit Komponenten versorgen", sagte CEO Robert Machtlinger bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch.
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Das Umsatzwachstum von 22,0 Prozent ist einerseits auf die gestiegenen Fertigungsraten im Kurz- und Mittelstreckensegment sowie bei Business Jets zurückzuführen, andererseits verzeichnete das Unternehmen einen deutlichen Anstieg der Entwicklungsleistungen für internationale Kunden.
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In den nächsten 20 Jahren (bis 2041) werde der Bedarf an neu ausgelieferten Flugzeugen bei rund 40.000 liegen. 40 Prozent davon seien Ersatz für ausrangierte Flugzeuge, 60 Prozent Wachstum. Angesichts der Klimakrise sei es Konsens in der Branche, dass CO2-freies Fliegen "auf der Agenda ganz oben" stehe, so Machtlinger. Hier habe es in den vergangenen drei bis fünf Jahren einen deutlichen Wandel gegeben. CO2-freies Fliegen werde mit alternativen Treibstoffen möglich. Vorerst führe kein Weg an synthetischen Treibstoffen vorbei. Es gebe aber auch Projekte im Bereich der Elektrifizierung oder Hybrid mit Wasserstoff.
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Das operative Ergebnis (EBIT) war 2022 mit 5,5 Millionen Euro erstmals wieder positiv, nach einem Minus von 25,1 Millionen Euro (2021) und minus 74,5 Millionen Euro (2020). Allerdings war das wirtschaftliche Umfeld auch 2022 herausfordernd, etwa weil sich der Krieg in der Ukraine negativ auf die Lieferketten auswirkte und aufgrund der hohen Inflation. Nach Steuern verbleibt ein Verlust von 984.000 Euro, das Gesamtergebnis liegt bei minus 2,5 Mio. Euro.
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Ein weiterer Hebel in der Großraumluftfahrt sei der Leichtbau. FACC investiere hier massiv in Forschung und Entwicklung, etwa in neue Materialien, deren Herstellungsprozess weniger Energie benötigt. "Heute sind bei uns Komponenten bis zu neun Stunden im Härtungsofen, mit den neuen Technologien schaffen wir das in einer Stunde", so Machtlinger. Mit Leichtbauteilen werde auch das Flugzeug leichter und damit der Treibstoffverbrauch geringer. "Und das Material muss als Vorgabe der Kunden ab dem nächsten Jahr voll recyclefähig sein."
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Vor dem Hintergrund der sehr guten Auftragslage hat das Unternehmen die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an allen Standorten um 391 auf insgesamt 2.919 erhöht. Davon sind rund 2.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Österreich beschäftigt, vor allem am Standort Oberösterreich. In den nächsten 18 Monaten soll der Personalstand um weitere 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgestockt werden. Die Rekrutierung erfolgt nicht nur in der Region, sondern auch international. Hochqualifizierte Fachkräfte kämen beispielsweise aus Kanada, den USA oder Brasilien. In der Produktion stelle das Unternehmen beispielsweise Menschen aus Kroatien, Serbien oder der Türkei ein.
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Die weltweite Erholung des Luftverkehrs lässt den Vorstand der FACC positiv in das Jahr 2023 blicken. Das Management erwartet eine Fortsetzung des Wachstumskurses, konkret soll der Umsatz um rund 10 Prozent steigen. Aufgrund der schwierigen Liefersituation sei das Wachstum jedoch schwer zu quantifizieren. Auch die Ertragskraft sei derzeit schwer zu prognostizieren, "wir werden zum Halbjahr bessere Aussagen machen können aber wir gehen von einem positiven Ergebnis aus", so Machtlinger.
In der Strategie bis 2030 will FACC Marktanteile in der zivilen Luftfahrt gewinnen und sich in den Bereichen Urban Air Mobility, also etwa bei Lufttaxis, und Space etablieren.