Halbleiter-Produktion in Österreich : European Chips Act: "Österreich und Europa auf der Überholspur positionieren"
Die Weichen für die Mikroelektronik-Industrie in Österreich sind gestellt. Die Entschlossenheit von Politik und Wirtschaft, Österreich in diesem Bereich stark zu positionieren, zeigte der erfolgreiche Halbleiter-Gipfel am Donnerstag im Bundeskanzleramt. Im internationalen Vergleich hinkt Europa hinterher. Asiatische und US-amerikanische Unternehmen dominieren alle Stufen der Chipherstellung, während Europa nur 10 Prozent der Mikrochips produziert, aber 20 Prozent der Weltproduktion einkauft.
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Mit dem European Chips Act, der dieser Tage im EU-Parlament beschlossen wurde, will die Kommission gegensteuern: Bis 2030 soll die EU mindestens 20 Prozent der weltweit benötigten Mikrochips produzieren - und Österreich kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es in einem ersten Schritt entscheidend, strategische Technologielücken in der Lieferkette für immer komplexere Hochleistungsprozessoren zu schließen. Von zentraler Bedeutung sind dabei sogenannte Back-End-Technologien, wie sie AT&S anbietet, also Verbindungstechnologien und Substrate, die für die Verarbeitung vom Halbleiter zum fertigen Mikrochip unerlässlich sind.
Staatssekretär Tursky zu Besuch in Leoben
„Wir bei AT&S bieten mit unserem neuen Forschungs- und Fertigungszentrum in Leoben ein Best- Practice-Beispiel, in welche Richtung es für Europas Mikroelektronikindustrie gehen könnte“, erklärte CEO Andreas Gerstenmayer beim Besuch von Florian Tursky, Staatssekretär für Digitalisierung und Telekommunikation, am Dienstag in Leoben und skizzierte die Lage: „Europa muss wesentliches Know- how und Kompetenzen aufbauen, um sich aus Abhängigkeiten zu befreien und Zugriff auf entscheidende Elemente der Lieferkette zu erlangen.“
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Staatssekretär Tursky, der bereits einen Blick auf die ersten Maschinen werfen konnte und Einblick in den Reinraum des neuen Forschungs- und Fertigungszentrum bekam, betonte: „Im Hinblick auf ein funktionierendes EU-Chip-Ökosystem und die angestrebte technologische Souveränität Europas wird Mikroelektronik immer wichtiger. Nur mit deren Schlüsseltechnologien werden wir den von der EU angestrebten Weg ins digitale Jahrzehnt erfolgreich beschreiten können.“
wettbewerbsfähige Förderbedingungen schaffen
Aufbauend auf bestehenden Programmen wie IPCEI ME II ist das Engagement der EU für zukünftige Investitionen im Rahmen des Chips Act ein Zeichen für die Anerkennung der Bedeutung der Mikroelektronik durch die Politik. Es ist entscheidend, dass sowohl im globalen als auch im europäischen Kontext jetzt wettbewerbsfähige Förderbedingungen geschaffen werden. Andreas Gerstenmayer: „Derzeit besteht die einmalige Chance, Österreich und Europa auf der Überholspur zu positionieren. Dafür brauchen wir mehr Forschung und Entwicklung, bessere Bedingungen für Unternehmen, die bei uns produzieren, und ein Investitionspaket, das mit den Subventionen für die Chipindustrie in den USA und China mithält.“
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Das europäische Leuchtturmprojekt, das AT&S im Rahmen des IPCEI ME II am Standort Leoben errichtet, ist ein für Europa und die westliche Welt einzigartiges Entwicklungs- und Produktionszentrum für Verbindungstechnologie und High-End-Substrate für Hochleistungs-Mikroprozessoren. Langfristig gesehen kann dieses neue High-Tech-Zentrum dazu beitragen, die Mikroelektronik-Packaging-Technologien in Europa zu etablieren.
Ein europäisches Netzwerk
Es handelt sich um ein Technologiefeld mit erheblichem Wachstumspotenzial. Für zahlreiche High-End-Anwendungen werden signifikante Leistungssteigerungen bei reduziertem Energieverbrauch erwartet. Dies gilt insbesondere für komplexe Prozesstechnologien in Richtung der von der EU anvisierten 2-Nanometer-Chip-Prozessoren, bei denen wir zunehmend an die physikalischen Grenzen der Miniaturisierung von Transistoren stoßen, aber auch für Zukunftsfelder wie Künstliche Intelligenz, High Performance Computing, Edge Computing, IoT, Cloud Computing, 5G/6G, Server, Netzwerke und vieles mehr.
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Europa fehlt derzeit die Basis auf der Hardwareseite in diesen zentralen Bereichen, die wesentlich zur Erreichung der Klimaziele beitragen können. Konkret: Das technologische Know-how. Denn die europäische Mikroelektronik-Industrie ist vor allem in den bestehenden Nischen für die Bereiche Automotive und Industrie sehr erfolgreich. Eine Ausnahme bildet hier AT&S als führender Produzent von Mikroelektronik für Hochleistungsanwendungen in Rechenzentren und Hochleistungscomputern.
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Die Chancen sind da, auch wenn die Zeit drängt. „Die im neuen AT&S-Forschungs- und Fertigungszentrum produzierten Substrate für Hochleistungsprozessoren und zukunftsweisende Verbindungstechnologien können mit klugen Entscheidungen zur Keimzelle eines blühenden europäischen Mikroelektronik-Ökosystems werden. Angesichts des sich verstärkenden demografischen Wandels erfordert dies auch eine gezielte Zuwanderung von hochqualifizierten Arbeitskräften mit entsprechenden integrativen Rahmenbedingungen“, betonte Andreas Gerstenmayer und wies im Gespräch mit Staatssekretär Florian Tursky darauf hin, dass AT&S in Leoben ein europäisches Netzwerk schafft, das zahlreiche Forschungsinstitutionen, Universitäten und Industriepartner verbindet und damit die Entwicklung innovativer Lösungen zur Erreichung der Klimaziele unterstützt.