Automotive : Einigung bei EU-Abgasnorm: Euro 7 ohne deutliche Verschärfungen für Auto-Industrie

Air pollution from vehicle exhaust pipe on road.

EU einigt sich auf die neue Abgasnorm Euro 7

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Weniger umwelt- und gesundheitsschädliche Stoffe sollen künftig Autos, Busse und Lastwagen in der EU ausstoßen. Auf die neue Abgasnorm Euro 7 einigten sich Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten am Montag in Brüssel, wie beide Seiten mitteilten. Euro 7 war von den österreichischen Frächtern immer kritisch gesehen worden. Sie argumentierten mit drohenden Mehrkosten.

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Die Unterhändler der beiden EU-Institutionen haben sich nun auf eine Beibehaltung der Grenzwerte für Autos auf dem Niveau der Euro 6-Norm geeinigt. Auf Druck des Europaparlaments sollen jedoch Feinstaubpartikel ab einer Größe von 10 Nanometern gemessen werden. Bisher war ein Grenzwert von 23 Nanometern festgelegt. Vor diesem Hintergrund hatte die Europäische Kommission bereits in ihrem Legislativvorschlag für die neuen Euro-7-Normen vorgeschlagen, die Grenzwerte für Stickoxide und Feinstaub nur geringfügig zu verschärfen.

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Ursprüngliche Pläne fanden wenig Gegenliebe

Erstmals werden mit der neuen Norm auch Grenzwerte für den Abrieb von Bremsen und Reifen eingeführt. Elektrofahrzeuge müssen dabei strengere Grenzwerte für den Feinstaubabrieb von Bremsen erfüllen als Autos mit Verbrennungsmotor und Hybridfahrzeuge.

Darüber hinaus legt die EU mit der Euro-7-Norm zum ersten Mal Anforderungen an die Lebensdauer von Batterien fest, die in Elektro- und Hybridfahrzeugen eingesetzt werden. Bei Pkw müssen sie nach fünf Jahren oder einer Fahrleistung von 100.000 Kilometern noch über 80 Prozent der ursprünglichen Leistung verfügen. Bei Pkw sind es 72 Prozent nach acht Jahren oder 160.000 Kilometern. Etwas niedrigere Werte gelten für Kleintransporter.

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Außerdem soll jedes Fahrzeug mit einem Umweltpass ausgestattet werden. Dieser soll beispielsweise Informationen über den Kraftstoff- und Stromverbrauch oder die Lebensdauer der Batterie enthalten, heißt es in der Mitteilung des Parlaments. Die aktuellen Informationen dazu sollen die Autofahrerinnen und Autofahrer über die in den Fahrzeugen eingebauten Systeme erhalten.

Bisher standen die Abgase im Mittelpunkt der Euro-Normen. Euro 6 regelt bisher Stickoxide (NOx), Kohlenmonoxid (CO), Partikel, Kohlenwasserstoffe und Methan sowie Ammoniak für Lkw und Busse. Euro 7 schreibt strengere Regeln für die Emissionen aus dem Auspuff vor. Sie gelten den Angaben zufolge aber nur für Busse und Lkw. Die Länder und das Parlament haben sich darauf geeinigt, die derzeit geltenden Euro-6-Werte für Pkw und Kleintransporter beizubehalten. Außerdem sollen die Euro-6-Testbedingungen laut Parlament weiterhin für alle Fahrzeugtypen gelten.

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Die Neufassung der Grenzwerte geht auf einen Vorschlag der EU-Kommission vom vergangenen Jahr zurück, den Parlament und Länder mit Blick auf Autoabgase deutlich abgeschwächt hatten. Die von der Brüsseler Behörde vorgeschlagenen Regeln waren sowohl im Europaparlament als auch in den EU-Ländern auf wenig Gegenliebe gestoßen. So sollten unter anderem die Regeln für Pkw ab dem Jahr 2025 und für Lkw und Busse ab dem Jahr 2027 in Kraft treten.

Formell ist die Einigung noch unter Vorbehalt der Zustimmung der EU-Staaten und des Europaparlaments. Nach dem Willen des Parlaments sollen die Vorschriften 30 Monate nach ihrem Inkrafttreten für Pkw und Kleintransporter in Kraft treten, für Busse und Lkw sollen sie 48 Monate nach diesem Zeitpunkt in Kraft treten.

VDA: Sinnvolle Kombination aus Verbesserung der Luftqualität und Machbarkeit für die Industrie

Die Zukunft der E-Fuels hängt weiterhin von der Schaffung einer neuen Fahrzeugkategorie „E-Fuels-only-Fahrzeuge“ ab, über die die EU-Staaten derzeit verhandeln. Die Entscheidung darüber soll am 31. Januar nächsten Jahres fallen.

Der Straßenverkehr war 2018 für 39 Prozent der schädlichen NOx-Emissionen (Stickoxide) - in Städten für 47 Prozent - und für 11 Prozent der PM10-Emissionen (Feinstaub) verantwortlich, so Studien der Europäischen Umweltagentur und der Gemeinsamen Forschungsstelle. Im Jahr 2018 waren nach Angaben der Europäischen Kommission mehr als 70.000 Todesfälle in der EU auf die langfristige Exposition gegenüber der Luftverschmutzung durch Feinstaub und Stickoxide aus dem Straßenverkehr zurückzuführen.

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Die neue Norm werde dazu beitragen, die Emissionen im Straßenverkehr weiter zu senken, erklärte die deutsche Automobilindustrie. Zwar seien die Anforderungen teilweise sehr ambitioniert, "unsere Industrie ist jedoch fest entschlossen, alle Anforderungen umzusetzen", sagte die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller. Der Euro-7-Beschluss sei eine sinnvolle Kombination aus Verbesserung der Luftqualität und Machbarkeit für die Industrie.