Euro 7 : Alexander Klacska: "Abgasnorm kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt"

Chefredakteur Rudolf Loidl, Obmann Bundessparte Transport Alexander Klacska
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Die Logistik ist die sechstwichtigste Branche der österreichischen Volkswirtschaft. Laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut Economica trug die Branche im Jahr 2021 mit 14,7 Mrd. Euro rund 4 Prozent zur gesamtösterreichischen Bruttowertschöpfung bei. Der gesamte Wertschöpfungseffekt inklusive Vorleistungen und induzierten Effekten betrug 20,9 Mrd. Euro. Das bedeutet, dass im Jahr 2021 jeder 17. in Österreich erwirtschaftete Euro auf die Logistik zurückzuführen ist.

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Doch die heimischen Frächter sind aktuell in Aufruhr. Denn um Umwelt- und Klimaschutz weiter zu fördern, hat die Europäische Union - bereits im November 2022 - eine neue Abgasnorm unter dem Titel „Euro 7“ angedacht. Hierzulande sieht man diese Abgasnorm aber kritisch, denn die Pläne der EU sehen vor, die zulässigen Stickoxidwerte für neue Fahrzeuge deutlich zu senken. Seit Einführung der Abgasnorm Euro 1 im Jahr 1992 hat die EU die Regeln nach und nach verschärft. Das Ziel der neuen Abgasnorm Euro 7 ist es, den Ausstoß von Stickoxiden durch Autos bis 2035 um 35 Prozent und bei Bussen und Lkw um über 50 Prozent zu senken.

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Wolfram Senger-Weiss, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Gebrüder Weiss

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Prinzipiell stehe die Branche für die Erreichung der Klimaziele, allerdings befürchte man durch die neue Abgasnorm erhebliche Mehrkosten, so der Obmann der Bundessparte Transport in der Wirtschaftskammer, Alexander Klacska. Auch stelle sich die Frage, inwieweit sich die Änderungen im angepeilten Zeitraum für Hersteller technisch umsetzen lassen. Das anvisierte Aus für Verbrennungsmotoren ab 2035 belastet die Branche ebenfalls sehr stark.

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Wolfram Senger-Weiss, Vizepräsident Zentralverband Spedition & Logistik sagt, dass Logistik auf jeden Fall grüner werden dürfen. Als Branche würden dazu aber immer noch grundlegende Rahmenbedingungen fehlen. Neben der Elektromobilität müssten vielversprechende Technologien wie Wasserstoffantriebe oder auch Brückentechnologien wie eFuels gefördert werden. Sollte die Bundesregierung weiterhin untätig bleiben, würde die große Chance als innovativer Logistikstandort voranzuschreiten vergeben und die selbst gesetzten Dekarbonisierungsziele gefährdet werden, so Senger-Weiss.

INDUSTRIEMAGAZIN NEWS hat Alexander Klacska zu diesem Thema ins Studio eingeladen und einige wichtige Fragen gestellt:

IM NEWS: Welche konkreten Befürchtungen haben Sie hinsichtlich der neuen Abgasnormen für die österreichische Transport Wirtschaft?

Alexander Klacska:
Am Ende des Tages steht immer die Frage: Was kostet was? Was kann man weitergeben und vor allem, wie sieht der internationale Wettbewerb für uns aus. Logistik ist international. Wir stehen im Wettbewerb mit Nachbarländern, mit anderen Strukturen, Lohnstrukturen und Lohnnebenkosten. Immer das große Thema. Und im Moment haben wir Arbeitskräftemangel, auf der anderen Seite extrem hohe Energiepreise, auf der anderen Seite und das Equipment wird immer, immer teurer und das muss man wieder in die Balance bringen.

IM NEWS:
Diese EURO 7-Norm gilt allerdings dann doch für die ganze EU, wie Sie sagen. Billiger Transport aus dem Ausland. Das heißt es betrifft den Straßen-Transport dann eher weniger?

Klacska:
Die Fahrzeuge werden immer teurer werden. Das ist klar. Die Europäische Union geht von bis zu 2.700 € aus. Mal sehen, ob es soweit kommt oder wie dann die tatsächlichen Zahlen aussehen. Aber man muss nur schauen. Gestern war ich bei der Blockabfertigung in Tirol, da sieht man noch viele Nicht-EU-Kennzeichen an der Grenze, die sich mittlerweile auch in Europa sehr stark bewegen. Das muss man dann auch überlegen, was gilt künftig für diese Länder?

Auf der einen Seite möchte man den Verbrenner verbieten und die Unternehmen und unsere Hersteller müssen wieder massiv investieren, um auch diese Reduktionen zu schaffen. Auf der anderen Seite 50, 60, 70 % Reduktionsziele über Batterie, elektrisch und Wasserstoff.

Das heißt es muss enorm viel geforscht werden und gerade bei Euro 7 dann in einem begrenzten Zeitraum, wo Fahrzeuge auf den Markt kommen. Also das sind dann fast schon Nischenfahrzeuge, wenn wir Pech haben.

IM NEWS:
Das ist auch das, was die Automobile Industrie kritisiert. Unter anderem sagt sie Die Verschärfung der Testbedingungen wird die Rechtssicherheit für die Typgenehmigung nicht mehr gewährleisten und warnt vor Engpässen. Haben Sie persönlich Angst, dass Sie 2027 keine keine Euro 7 Lkw kaufen können?

Klacska:
Wir haben ja jetzt gesehen, mit der Störung der Logistikketten, wie sich Lieferzeiten verzögert haben und so ein ähnliches Szenario kann ich mir auch jetzt durchaus vorstellen. Wenn dann 2027 Hersteller sehr schleppend mit verschiedenen Klassen und Fahrzeugtypen auf den Markt kommen. Dann müssten wir noch länger mit immer älter werdenden Dieselmaschinen herumfahren.

Auf der anderen Seite Batterie, elektrisch, Wasserstoff kommt auch noch nicht so richtig. Da beginnt es auch erst langsam bis 2027 zu laufen. Wenn dann auch irgendwann die Infrastruktur für diese Fahrzeuge kommen wird. Wir sind da ein bisschen in der Zwickmühle.

IM NEWS:
Auf Kritik stößt auch die Regulierung von Partikel-Emissionen aus dem Brems- und Reifenabrieb. Inwiefern betrifft das Sie?

Klacska: Na ja, es wird uns sicher auch betreffen. Dann mit den elektrischen Fahrzeuge, die von der Natur schwerer sind. Das heißt, da dürfen wir dann auch nicht mehr mit 40 sondern 40 Tonnen plus Batterie-Gewicht oder Mehrgewicht von den Batterien fahren. Das heißt automatisch es steigt der Abrieb und auch die Feinstaubbelastung. Hier muss dann wieder an Fahrzeugen gearbeitet werden, die weniger Feinstaub produzieren.
Wir sind da einerseits dabei, aber für Pkw sehe ich da größere Auswirkungen.

IM NEWS:
Der Plan der EU-Kommission bis 2050 den gesamten Transport-Verkehr in Europa klimaneutral neutral zu machen. Kann das erreicht werden und was braucht es dazu noch?

Klacska:
Ich glaube, die Wirtschaft und die Industrie zeigen, dass es möglich ist. Auf der einen Seite die OMs präsentieren jetzt am laufenden Band, bei der IAA das beste Beispiel Brennstoffzellen-Fahrzeuge im schweren Nutzfahrzeugbereich, Wasserstoff-Brennstoffzellen, Batterie-Elektrische-Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeuge kommen. Die Förderungen sind auch am Markt. Nur das was uns noch fehlt, ist die Infrastruktur.

Die Küken sind geschlüpft. Jetzt müssen wir es aber auch füttern. Und ich sage nur ein kleines Beispiel: Autobahn-Parkplatz Batterie-elektrisch mit Megawatt-Charging. Ein Autobahn Parkplatz hätte die Anschluss-Leistung von ganz Bregenz. Also da ist unsere immanente Forderung der Import von Erneuerbarer Energie. Da müssen wir deutlich stärker in die Gänge kommen in Österreich.

IM News:
Die Logistik hat wirklich gute Jahre hinter sich. Ihre Branche ist in der Pandemie stärker gewachsen als die Gesamtwirtschaft. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Klacska:
Ich glaube, dass war der Klopapier- Index, der uns da beflügelt hat, in den Transport Leistungen. Was wir jetzt für die Zukunft wünschen. Wir haben jetzt aktuell die Studie auch mit Industriellenvereinigung, Zentralverband und Spediteure gemacht: Über 14 Milliarden Wertschöpfung, Arbeitskräfte und jeder siebte Euro der in der Logistik erwirtschaftet wird. Was wir eigentlich nur wollen, dass man uns Rahmenbedingungen gibt, dass wir gut arbeiten können und dass sich die Politik nicht zu sehr in unsere Arbeit einmischt.

Wir stehen auf der einen Seite, wir sind die, die die Klimaziele erreichen wollen und wir werden es erreichen. Aber da muss man uns arbeiten lassen. In Ruhe.

Das gesamte Interview mit Alexander Klacska vom 22.02.23 sehen Sie hier.