Steyr Automotive erneut in der Krise : Droht Steyr Automotive der nächste Jobabbau?

Droht den Mitarbeitern bei Steyr Automotive die Entlassung?

Droht den Mitarbeitern bei Steyr Automotive die Entlassung?

- © Steyr Automotive

Beim Autobauer Steyr Automotive steht ein weiterer großer Stellenabbau bevor. Das Unternehmen des Investors Sigfried Wolf habe 260 Mitarbeiter beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet, berichteten die "Oberösterreichischen Nachrichten" und das Ö1-"Morgenjournal" am Donnerstag. Als "Vorsichtsmaßnahme" bezeichnete der Autobauer den Schritt. Betroffen sind auch rund 100 Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter. Unklar ist noch, wie viele letztlich gekündigt werden.

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Das Unternehmen betont online, dass es weiter an der Verringerung seiner Kostenstruktur arbeiten muss. Damit würde das Unternehmen, das bei der Übernahme durch Wolf noch 2.300 Mitarbeiter zählte auf nunmehr 1400 Beschäftigte schrumpfen, rund 700 davon sind in der Volta-Fertigung beschäftigt. Die betroffenen Mitarbeiter sollen vorerst intern umgeschichtet oder in Bildungskarenz geschickt werden. Es werden auch Maßnahmen wie Kurzarbeit geprüft, so Steyr-Automotive.

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Einsparungen bereits im Mai

Dieser Tage wird Geschichte geschrieben im Werk von Steyr Automotive: Die Produktion von Lastwagen-Aufträgen für MAN wird zum Ende des Monats September enden. Mit der Rettung des Werkes - das einst MAN gehörte - wurde auch eine zweijährige Auftragsfertigung für den deutschen LKW-Hersteller vereinbart. Eine Art Schonfrist, in der es Wolf gelingen sollte, neue Kunden und Aufträge zu gewinnen.

Zentral im Zukunftskonzept von Siegfried Wolf für Steyr Automotive war im Jahr 2021 eine enge Kooperation mit dem russischen LKW-Hersteller GAZ. Das russische Unternehmen hätte in Österreich in großem Stil Nutzfahrzeuge unter der wiederbelebten Marke Steyr für Europa bauen sollen. Doch der russische Einmarsch in die Ukraine machte diesen Plan zunichte.

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Paralell dazu versucht Wolf das Unternehmen als Auftragsfertiger auch für Westeuropäische OEMs zu positionieren. So konnte man 2022 einen Auftrag zur Serienproduktion des vollelektrische E-Truck des schwedischen Start-ups Volta an Land ziehen. Viele kleinere Aufträge gilt es abzuarbeiten: Für Palfinger montiert man etwa Mitnahmestapler für den nordamerikanischen Markt, nachdem die Fertigungslinien von Palfinger selbst in diesem Bereich aus allen Nähten platzen. Bis 2027 immerhin 1.700 Stück und die Partnerschaft könnte auf andere Produktgruppen ausgeweitet werden. Doch der große Befreiungsschlag scheint dem Automotive-Manager Siegfried Wolf noch nicht gelungen zu sein.

Die Situation dürfte sich auch aufgrund von Lieferproblemen verschärft haben. Steyr Automotive fertigt Elektro-Lastwagen für die schwedische Marke Volta Trucks, bei denen es erhebliche Schwierigkeiten bei der Lieferung der Batterien gibt. Gemäß "Oberösterreichische Nachrichten" (Donnerstagsausgabe) ist ein Batterie-Lieferant in den USA pleitegegangen.

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Steyr Automotive entstand aus dem Verkauf des ehemaligen MAN-Werks an Wolf, bei dem etwa 2.300 Personen angestellt waren. Schon im Mai hatte das Unternehmen Einsparungen vorgenommen und 70 Stellen beim AMS zur Kürzung eingereicht. "Gerade im Hinblick auf die eingeleitete Wachstumsstrategie und die nach wie vor sehr volatile Automobilindustrie ist es notwendig, die Strukturen des Unternehmens zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit effizient und flexibel zu gestalten", so die offizielle Begründung des Unternehmens damals.

Wechsel in der Geschäftsführung

Bei Steyr Automotive kam es Anfang September zu einem Wechsel in der Geschäftsführung. Günther Heiden tritt die Nachfolge von Johann Ecker an. Heiden ist ein Vertrauter des Eigentümers Siegfried Wolf. Dieser war ihm von Magna Steyr in Graz zum russischen GAZ-Konzern gefolgt.

Siegfried Wolf MAN Steyr
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