Elektromobilität als Zukunft der Autoindustrie : E-Mobilität: Die Auto-Piloten
Inhalt
- Die Quereinsteigerin: Marlene Schatzdorfer, 43, Geschäftsführerin Schatzdorfer Gerätebau
- Nicht auf "schnelles Geld" aus
- Der Aufbaukandidat: Bernd Rübig, 38, Geschäftsführer Rübig
- Rübig Gruppe: Erfolge im Plasmanitrieren und Beschichten in Slowakei
- Der Verhandlungsstarke: Johannes Bock, 40, Geschäftsführer Becom Electronics
- Österreichs High-Tech-Produktion: Co2-neutral und erfolgreich in China
- Der Globale: Josef Christian Empl, 45, Geschäftsführer Empl Fahrzeugwerk
- Empl: Erfolgreiche Diversifizierung in unsicheren Zeiten
- Die Elektrisierte: Nina Pildner-Steinburg, 48
- GAW: Vom Autozulieferer zum Elektromobilitätspionier
- Die Diversifiziererin: Christina Rami-Mark, 35, Geschäftsführerin Mark Metallwarenfabrik
- "Digitale Komponente einhauchen"
- Der Agile: Adrian Geislinger, 30, Managing Director Geislinger
- Offenheit in der Führungsarbeit

E-Auto News: Diese 7 junge Automobilzulieferer revolutionieren Österreichische Autoindustrie.
- © WEKA, beigestelltDer Erlöserfolg der Autobauer war immer schon ein Gradmesser der Empfindungen auch in der Zulieferindustrie. Ging es den OEM gut, ging es auch den Unternehmungen in der Zulieferpyramide nicht überwältigend schlecht. Doch das war einmal. Bei den großen Autokonzernen wird prächtig verdient. Im zweiten Quartal erreichten laut EY sowohl die Gewinne (plus 31 Prozent) als auch die Umsätze (plus 18 Prozent) Rekordwerte. Die Zulieferer dagegen verlieren hart erkämpfte Weltmarktanteile. Demnach wuchsen sie 2022 im Schnitt nur noch zweistellig. Wie also reagiert eine Generation an Nachfolgern in den Familienunternehmungen der heimischen Zulieferindustrie auf die Verwerfungen auf den Märkten? Begnügen sie sich damit, jung, top ausgebildet und voller Tatendrang zu sein?
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INDUSTRIEMAGAZIN identifizierte Managerinnen und Manager, bei denen die Hofübergabe noch gar nicht so lange her ist. Mit Aplomb meistern sie die Herausforderungen ihrer Zeit: Vom Wertecodex ihrer Vorväter inspiriert, aber mit doch neuen Zugängen und Änderungssinn - Stichwort Digitalisierung - tauchen sie tief in die neuen Realitäten des Zuliefergeschäfts ein. Wie sie ihre Unternehmen in die Zukunft führen.
Die Quereinsteigerin: Marlene Schatzdorfer, 43, Geschäftsführerin Schatzdorfer Gerätebau
Als ihre Mutter Gertrude sie 2020 ins Unternehmen lotste, um interimistisch die interne Logistik zu leiten, war das für Marlene Schatzdorfer ein Aha-Erlebnis: Als ungemein spannend erlebte sie diese Zeit.
Gefolgt von anderthalb Jahren Tätigkeit in der Produktion, die ihr noch aufregender erschien. Damit schloss sich für sie ein Kreis: Nach ihrer kaufmännischen Lehre, in dem 1958 in Zipf in Vöcklabruck gegründeten Unternehmen, kehrte sie in den familieneigenen Betrieb zurück. Und das kam bei ihrer Vita durchaus überraschend: Schatzdorfer arbeitete selbständig im Eventmanagement, war Backgroundsängerin bei Andreas Gabalier und musizierte und mit E-Geige tourte, bis Corona Bühnenpräsenzen einen Strich durch die Rechnung machte. Jetzt zieht sie mit ihrer Mutter, die sich nach und nach aus dem Tagesgeschäft verabschiedet, die Fäden im Gerätebauunternehmen.
Die Übergabe von der zweiten in die dritte Generation ist aufgegleist, an den Grundsätzen des Unternehmens halte sie fest: Mitarbeiter sollen gerne in die Firma kommen und dort sinnstiftend arbeiten können. Kein Kunde sollte mehr als 25 Prozent Anteil am Gesamtumsatz ausmachen. Aber auch: Mindestens die Hälfte aller Kunden sollten einen Exportanteil von etwa 70 Prozent generieren," um sich nicht allzu abhängig vom österreichischen Markt zu machen ", sagt Schatzdorfer.

Wir wollen zu den Besten gehören und daher alle Mitarbeiter abholen und gut mitnehmen.Marlene Schatzdorfer, Geschäftsführerin Schatzdorfer Gerätebau
Nicht auf "schnelles Geld" aus
Ein Fünftel erwirtschaftet das Unternehmen, das langfristig wirtschaftet und "nicht auf das schnelle Geld aus sei" (Schatzdorfer), mit dem Segment Automotive. So produziert man mit 92 Mitarbeitern in Kernkompetenzen wie dem Laserschneiden, Stanzen, Kanten, Schweißen oder Fräsen Bleche für Auffahrrampen von Transportern, Schweißbaugruppen für Automaten oder Aufhängungen von automobilen Lackierstationen und Komponenten für einen namhaften heimischen Motorradhersteller. Das Zuliefergeschäft verlangt Flexibilität, Schnelligkeit und beste Qualität. Nach Pandemie und dem Russlandfeldzug sind die Herausforderungen nicht weniger geworden.
Ensprechend breit diversifiziert soll das Unternehmen auch in Zukunft aufgestellt sein und durch laufende Investitionen abgesichert werden. Beim Verhandeln von Einkaufspreisen habe sie die Gene ihrer Mutter. In Sachen Digitalisierung wolle sie im Unternehmen einiges bewegen. So wird das Qualitätsmanagement auf neue Beine gestellt und digitale Informationsboards in der Fertigung sollen an die Stelle von Papier rücken. Schatzdorfer: "Wir wollen zu den Besten gehören und daher alle Mitarbeiter abholen und gut mitnehmen".
Der Aufbaukandidat: Bernd Rübig, 38, Geschäftsführer Rübig
Wer in das Portfolio des Welser Wärmebehandlungsprofis Rübig blickt, erlebt Vielfalt. Für Bernd Rübig eine Welt, die er im Alter von zehn Jahren bereits interessiert durchschritt.
Er half, erinnert er sich heute lachend, Vater Günter an einem schönen Tag beim Chargenwechsel in der Härterei und beförderte Bauteile zum Ofen. Regelrecht begeistert war er dabei, wie sein Vater erfreut feststellen durfte. Und ihn (wie auch seine Schwester Beate, die es zu Fronius verschlug) förderte: Seine Ausbildungen in den Bereichen Maschinenbau sowie Metall- und Kunststofftechnik waren eine logische Folge. 2011 startete er als Konstrukteur in der Rübig Anlagentechnik, 2018 wurde er Projektleiter F&E.
Nach weiteren Stationen in der Härtetechnik - 2022 wurde er Geschäftsleiter der Sparte - rückte er heuer in die Gruppenleitung auf, die er mit Harald Plöckinger gemeinsam innehat. Vom Einsatzhärten über das Vakuumhärten, Beschichten und Plasmanitrieren bis zum Gasnitrieren reichen die Anwendungsfelder - und das ist bloß auszugsweise der Leistungskatalog des Unternehmens. Bei etwa 40 Prozent Automotive-Anteil liege man umsatzseitig, die weitere Diversifizierung des Geschäfts ist dabei ein Ziel, denn: Das Automobilzuliefergeschäft, zumal im energieintensiven Bereich, ist, was es ist: "Ein sehr hartes Pflaster", sagt Rübig. Und so lege man auch den Fokus auf die Branche Aerospace.
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Nicht nur die Härten des Geschäfts erfährt man jedoch, wo Dynamik ist, sondern findet auch Chancen. So verzeichne das Unternehmen, das über einen soliden Auftragsstand verfügt, in der Aluminiumwärmebehandlung Wachstum. Ein Umstand, der auch der Nachfrage bei Fahrwerkskomponenten und Gehäusen von Elektrofahrzeugen geschuldet ist.

Österreichs beeindruckender Erfolg bei den Autoauslieferungen im Jahr 2022 hat die weltweite Aufmerksamkeit auf den Sektor gelenkt. Die heimischen Unternehmen erzielten Rekordumsätze und stärkten ihre Position als wichtige Akteure in der globalen Automobilindustrie. Ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit tragen wesentlich zur Entwicklung der Branche bei. Doch wer sind diese österreichischen Automobilzulieferer? Welche von ihnen gehören zu den großen Playern?
Rübig Gruppe: Erfolge im Plasmanitrieren und Beschichten in Slowakei
Hält man Verfahren wie das Plasmanitrieren und Beschichten am Standort Österreich, weil der erforderliche Qualifizierungsgrad der Mitarbeiter ein höherer sein muss, erfolgen Veredelungsschritte für preissensitive Großserien im Bereich des Einsatzhärtens nun stärker im soeben erweiterten Werk im slowakischen Prievidza. 550 Mitarbeiter hat die Unternehmensgruppe, heuer wird voraussichtlich ein Umsatz von rund 80 Millionen Euro erwirtschaftet. Der chinesische Markt, auf dem sich Rübig ebenfalls tummelt, werde immer versiegelter.
Teil der neuen Südostasienstrategie: eine neue Niederlassung für Anlagentechnik in Mumbai - und im Funktionsumfang angepasste Anlagen. Eine kleine Perle: die Rübig Elektrokraft GmbH, die in den Bereichen PV und Schaltschrankbau mitmischt und heute schon vier Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt.
Worin Bernd Rübig seinem Vater ähnele?
Die Fischzucht seines Vaters bereite auch ihm Spaß. Und natürlich lege er Wert auf Kontinuität: Gelungene Mitarbeiterführung komme "nicht aus Managementhandbüchern", sagt er. Gleichwohl sehe er einiges an Optimierungspotenzial im Unternehmen.
Der Verhandlungsstarke: Johannes Bock, 40, Geschäftsführer Becom Electronics
Als Johannes Bock mit seinem Bruder Roman 2019 zu Vater Johann in die Becom-Geschäftsführung stieß, gab es klare Verhältnisse: Der Elektronikdienstleister aus Hochstraß im Mittelburgenland war nach einem Management-Buy-Out in Familienhand gelangt.
Aus ihren bisherigen Brotberufen - Johannes kam aus einer Rechsanwaltskanzlei, Bruder Roman von der Wien Energie - hatten sich die beiden bereitwillig zurückgezogen. Die Übernahme leitender Funktionen in der Firma durch die Junioren dürfe man sich trotzdem nicht allzu staatstragend vorstellen, schon gar nicht idealisiert wie in einem Rosamunde-Pilcher-Film, schmunzelt Johannes Bock. "Wir sind happy, unseren Vater in der Firma zu haben", sagt er. Denn Herausforderungen gibt es für das gut eingespielte Dreiergespann in diesen Tagen nicht zu knapp zu bewältigen.
So wurden die Härten des Zuliefergeschäfts die letzten Jahre gewiss nicht kleiner. Man sei extremen Preisdruck ausgesetzt, auf Basis von Stücklisten werde mitunter im Centbereich verhandelt, wie das auch andere in der Branche kennen. Dennoch beschert ein hochgradig diversifiziertes Geschäftsmodell dem Unternehmen mit 600 Mitarbeitern in der Gruppe einen Jahresumsatz von rund 100 Millionen Euro.
Etwa 45 Prozent erwirtschaftet man im Segment Automotive, 50 Prozent im Industriebereich und den Rest in der Medizintechnik. Dazu kommt ein Portfolio, das von der Entwicklung bis zur Auftragsfertigung von elektronischen und elektromechanischen Baugruppen und Geräten - von der Nullserie bis zur Serienproduktion - reicht. So wurde für den Kunden BMW eine Rückfahrhilfe für Motorräder entwickelt und industrialisiert, ebenso ein Steuergerät für automobile Frontscheinwerfer - Lebenszyklusimulation und EMV-Tests inklusive. "Auf unserem EMV-Labor, das auch dank der voranschreitenden E-Mobilität gut ausgelastet ist, hängt immerhin auch der Adler - das Wappen der Republik - drauf", schmunzelt Bock, der unter anderem die Ressorts Einkauf und Qualität verantwortet und auch für die China-Tochter zuständig ist.

Auf unserem EMV-Labor, das auch dank der voranschreitenden E-Mobilität gut ausgelastet ist, hängt immerhin auch der Adler - das Wappen der Republik - drauf.Johannes Bock, Geschäftsführer Becom Electronics
Österreichs High-Tech-Produktion: Co2-neutral und erfolgreich in China
Dort - am 2021 bezogenen Standort Heyuan (Bock: "Der vormalige Standort Shenzhen wurde uns als Finanzdistrikt zu crowdy") - sei die Produktion ähnlich hoch automatisiert wie in Österreich, wo man übrigens seit geraumer Zeit Co2-neutral produziert. Die vollautomatischen Anlagen, auf denen man produziert, baue man selbst, dank mechanischer Werkstätte und vorhandenem Entwicklungs-Know-how. Die Bedeutung Chinas sei jedenfalls nicht kleinzureden für den Geschäftserfolg der Burgenländer. OEM und Tier-1 wollen Aufträge nicht teilen, sondern ein globales Produkt vergeben.
"Ohne Standort in China lässt sich nicht einmal der Europaanteil absichern", sagt Bock. Der sich wünscht, im Embedded-Bereich künftig rasant zuzulegen. "Da sind Wachstumsraten von zehn Prozent drin", sagt der zweifache Vater, der nach harten Arbeitstagen im Kreis der Familie am besten entspannt.
Der Globale: Josef Christian Empl, 45, Geschäftsführer Empl Fahrzeugwerk
Er ist beim Tiroler Hersteller von maßgeschneiderten LKW-Aufbauten sowohl für den Vertrieb als auch die Produktion verantwortlich. 2015 trat der Vertreter der vierten Generation in die Fußstapfen seines geschäftsführenden Vaters Herbert, ohne Zwang verspürt zu haben, dies tun zu müssen. "Ein entscheidender Punkt", sagt Empl, der die Geschäfte heute zusammen mit seinem Onkel Heinz leitet und der auch seine Schwester Romana Danzl aus dem Marketing um sich weiß. Der Sogwirkung, die das Unternehmen mit seinen globalen Märkten - von Europa über den mittleren Osten bis Afrika - ausübt, war er da freilich schon erlegen: Nach Maschinenbau-HTL und diversen Managementausbildungen trat er 2000 in das Unternehmen ein, wo er zunächst das Marketing und später den Vertrieb für den Mittleren Osten leitete.
Stiftungsziel ist der Erhalt des Betriebs über Generationen hinaus. 20 Prozent zivile Transportlösungen, 30 Prozent Feuerwehren, 50 Prozent Verteidigung lautet der Umsatzschlüssel. Ein intensives Geschäft mit traditionell langen Vorlaufzeiten betreibe man da. "Wir sollten am besten heute schon wissen, mit welchen Stundensätzen und mit welchen zusätzlichen Kosten wir in zwei Jahren konfrontiert sein werden ", sagt Empl. Rund 3000 Aufbauten und gezogene Fahrzeuge im Jahr liefere man bei einem Jahresumsatz von rund 150 Millionen Euro aus.

Gleich nach der Wende beschlossen wir, die Chancen der neuen Märkte zu nutzen und in Deutschland zu erweitern.Joe Empl, Geschäftsführer Empl Fahrzeugwerk
Empl: Erfolgreiche Diversifizierung in unsicheren Zeiten
Wenn - wie aktuell - der Konjunkturmotor am Bausektor stottert, ist es hilfreich, verlorenes Geschäft mit Lösungen im Warenverkehr, der Abschleppbranche, der Abfallwirtschaft oder mit mobilen Sonderlösungen für Feuerwehren aufzufangen. Dass die Wehretats in Europa erhöht werden, bietet Empl ebenfalls neue Absatzchancen. 440 Mitarbeiter habe man am heimischen Stammsitz, 180 im ostdeutschen Werk Zahna-Elster. “Gleich nach der Wende beschlossen wir, die Chancen der neuen Märkte zu nutzen und in Deutschland zu erweitern", sagt Empl, der Mitglied der Tiroler Adlerrunde ist und flache Hierarchien im Unternehmen schätzt.
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Digitalisierung sei ein großes Thema im Unternehmen. "Von Drohnen, die Livebilder in die Kabine hineinbringen bis zur Robotik für Löschanwendungen reicht die Bandbreite", sagt Empl. Seinen Nachwuchs, 18 und 8 Jahre alt, wolle er – mit Blick auf eine Karriere im Familienbetrieb - übrigens zu nichts drängen. Eine weitere Konstante also in Kaltenbach.
Die Elektrisierte: Nina Pildner-Steinburg, 48
Sie führt die Grazer GAW in dritter Generation. Und zog - nachdem man das automotive Zuliefergeschäft verlassen hatte - kürzlich einen Deal aus der E-Mobilität an Land.
Die Unternehmerlaufbahn des Vaters, die arbeitsfreie Wochenenden kaum kannte und dennoch höchst erfüllend war - sie hinterließ bei Nina Pildner-Steinburg Eindruck. In ihrer Berufswahl war sie vorgeprägt. Wie den Senior zog es auch die Tochter früh - im Anschluss an ihr Studium - ins Unternehmen ihres Vaters Jochen und dessen Bruders Jörg. 2016 fand die Hofübergabe bei GAW technologies statt. Mit Wolfgang Senner, dem familienfremden Manager, der fast zur selben Zeit, Anfang der 2000er, ins Unternehmen einstieg, führt die heute 48-jährige die Geschäfte des Anlagenbauunternehmens.
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Trends auch in den europäischen Industrien lassen sie Zuversicht schöpfen. Ist China nach einigen Boomjahren ein aktuell abflauender Markt, ist die Transformation der europäischen Papierindustrie auf Schiene. Zu den Großprojekten zählt der Umbau von Papiermaschinen auf andere Sorten, insbesondere Verpackungspapiere.

Mit diesem Auftrag haben wir einen bedeutenden Schritt in das Zukunftsfeld Elektromobilität gemacht.Nina Pildner-Steinburg, GAW-Geschäftsführerin Nina Pildner-Steinburg
GAW: Vom Autozulieferer zum Elektromobilitätspionier
Das klassische automobile Zuliefergeschäft hat GAW vor einigen Jahren schon an den Nagel gehängt. "Wir waren immer der Überzeugung: Auspressen lassen wir uns nicht", heißt es im Unternehmen. Lieber verzichte man dann auf Geschäft. So stoppte man von einem Tag auf den anderen die Geschäftstätigkeit mit 20, 25 Millionen Euro Jahresvolumen im Bereich Fördersysteme für Autobauer. Das hat sich durchaus bezahlt gemacht, denn anderswo ergeben sich neue Chancen: Der Anlagenbauer landete einen Deal aus der Elektromobilität.
Steyr Automotive: Vorarbeiten für Serienfertigung des Volta E-Truck haben begonnen
Ein Auftrag für die vielschichtige Aufbereitung und Mischung von komplexen Medien in der Beschichtung von Batteriefolien konnte gewonnen werden. Diese Folien bestehen unter anderem aus Kupfer und Aluminium. Sie werden nach der Beschichtung weiterverarbeitet und bilden einen wesentlichen Bestandteil von Batterien und anderen Speichermedien. „Mit diesem Auftrag haben wir einen bedeutenden Schritt in das Zukunftsfeld Elektromobilität gemacht“, so Nina Pildner-Steinburg.
Die Diversifiziererin: Christina Rami-Mark, 35, Geschäftsführerin Mark Metallwarenfabrik
Rudolf Marks Tochter managt seit 2020 die Geschäfte der Metallwarenfabrik im Traunviertel. Wachstum soll auch in Mexiko erfolgen.
Auf drei Milliarden produzierte Teile im Jahr schafft es der auf Metallumformtechnik spezialisierte Produktionsbetrieb Mark. Sowohl im Automotive- als auch im Non-Automotive-Bereich wachse die Metallwarenfabrik überdurchschnittlich, so liefern die Oberösterreicher beispielsweise in die Hochvoltbordnetze der E-Mobilität Teile, erzählte Christina Rami-Mark INDUSTRIEMAGAZIN im Sommer. Die 35-jährige ausgebildete Chemikerin leitet in vierter Generation mit ihrem Vater Rudolf, dem Langzeitchef des Unternehmens, die Firma.
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Letzterer ist, wie sie schmunzelnd erzählt, im Rückzug begriffen und nur noch einige Tage in der Woche im Unternehmen. Seit 2020 ist Christina Rami-Mark Geschäftsführerin, die sich zunächst mit medizinischer Radiochemie befasste, eine Assistenzprofessur an ihrem Fachbereich innehatte, sich - reich mit verfahrenstechnischem Wissen - folglich also "nicht ins warme Nest des väterlichen Betriebs gesetzt hat".

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"Digitale Komponente einhauchen"
Vor mehr als hundert Jahren nahm Mark seine Anfänge in der Schuhfabrikation, in den 80ern wuchs das Unternehmen mit der Automobilindustrie mit. Heute wolle man sich weiter - auch in Richtung E-Mobilität und Non-Automotive-Märkte wie die Medizintechnik - diversifizieren, sagt Rami-Mark. Produkten wolle man künftig stärker eine "digitale Komponente einhauchen". Zugleich wolle man weiter internationalisieren. Über ein Joint-Venture in China - man produziert seit 2019 in Nantong - erwirtschaftet man bereits rund 4,5 Millionen Euro Umsatz, dies wolle man steigern.
Pkw-Maut: Joint Venture von Kapsch TrafficCom erhielt Millionenbetrag
Mittelfristiges Ziel: Die Errichtung eines Werks in Mexiko. Ein Standort sei noch nicht ausgekundschaftet, vielversprechend sei jedoch eine Region "mit hohem Österreicheranteil in der Nachbarschaft", um Netzwerke zu knüpfen.
Der Agile: Adrian Geislinger, 30, Managing Director Geislinger
Sein Eintrittsdatum in die Geschäftsführung eines Unternehmens könnte schlechter gewählt sein: 34 Prozent Plus erwirtschaftete der Hallwanger Kupplungshersteller Geislinger 2022.
Auch heuer, schildert Adrian Geislinger, wachse man aller Voraussicht zweistellig. Die Auftragslage sei gut, freilich sei immer die Frage, wieviel an Neugeschäft sich letztlich durchs Unterrnehmen tragen lasse, sagt Geislinger, der seit April mit Torsten Philipp als Mitglied der vierten Generation die Doppelspitze bildet. Natürlich hätte er noch drei Jahre länger lernen können, schmunzelt Geislinger, der strategisches Management studiert hat.
Doch der Zeitpunkt schien goldrichtig: Zuletzt schon entwickelte er den Bereich digitale Services des Unternehmens. Auch ein Projekt zur Produktion gewichtsparender Carbonflügel (sog. HydroFoils) fürs Kitesurfen, das in den Aufbau eines Inhouse-Startups mündete, trägt maßgeblich seine Handschrift. Und sollte er Unterstützung suchen, findet er diese nicht zuletzt zwei Büros weiter: Dort haben Vater Cornelius sowie Onkel Matthias, die nunmehr im Gruppenmanagement tätig sind, ihren Arbeitsplatz.

Offenheit in der Führungsarbeit
Bis zu 55 Prozent des Geschäfts erwirtschaftet das Salzburger Unternehmen, das am Hauptsitz das Engineering hat und im kärntnerischen Bad St. Leonhard produziert, im Marinebereich. Auch im Schienen- und Miningbereich verzeichne man einiges an Neuwachstum. Und dann gibt es noch den - sehr überschaubaren - Bereich der Spezialanwendungen fürs Racing. So ist Geislinger in der Königsklasse - der Formel 1 - als Lösungspartner gesetzt. Dieses Projektgeschäft sei stark durch Einflussgrößen wie die Neuentwicklung eines Motors innerhalb einer Rennserie gekennzeichnet. "Wir sind gut in Spezialanwendungen, also den Kleinserien", sagt Adrian Geislinger. Für die automobile Großserie sei man schlicht nicht aufgestellt. Was einem vieles vom in der Automobilindustrie tobenden Preiswettbewerb erspart.
Führungsstil pflegt Adrian Geislinger einen offenen, "die Hürden, mit der Geschäftsführung zu sprechen, versuche ich abzubauen", sagt er. Und hofft, dadurch an Schwung und Agilität zu gewinnen.