Handelsbeziehungen : Deutsch-Österreichische Handelsbeziehungen: 4.400 deutsche Unternehmen sichern rund 360.000 Jobs in Österreich

BILD zu OTS - Prof. Gabriel Felbermayr (Wifo Direktor), Hans Dieter P?tsch (DHK Pr?sident), Thomas Gindele (Hauptgesch?ftsf?hrer DHK)

Prof. Gabriel Felbermayr (Wifo Direktor), Hans Dieter Pötsch (DHK Präsident), Thomas Gindele (Hauptgeschäftsführer DHK)

- © DHK/Günther Peroutka

Allen Krisen zum Trotz: „Die aktuellen Außenhandelsdaten bestätigen die Stabilität der bilateralen Wirtschaftsbeziehung zwischen Deutschland und Österreich und untermauern die wechselseitige Bedeutung der Märkte“, betont Hans Dieter Pötsch, Präsident der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK) und Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG sowie Vorstandsvorsitzender der Porsche SE, anlässlich der DHK Jahrespressekonferenz 2024 in Wien. Dennoch: Die Rezession in Deutschland und Österreich im Vorjahr hatte auch einen Rückgang der gemeinsamen Handelsbeziehungen zur Folge. So sanken die deutschen Exporte nach Österreich im Jahr 2023 verglichen mit dem Vorjahr um 9,2 Prozent auf 81,9 Milliarden Euro, die Importe gingen um 6,1 Prozent zurück und beliefen sich auf 54,6 Milliarden Euro. Insgesamt ergibt sich daraus ein bilaterales Handelsvolumen von 136,5 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang um 8,0 Prozent gegenüber dem Jahr 2022, wo das bilaterale Handelsvolumen bei 148,4 Milliarden Euro lag. Das teilte am Mittwoch die Deutsche Handelskammer in Österreich (DHK) mit und berief sich dabei auf Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis).

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"Die Position Österreichs im Ranking der wichtigsten Handelspartner bleibt aber trotz aller Konjunkturschwankungen und globaler Krisen stabil", sagte der DHK-Präsident in Österreich, Hans Dieter Pötsch, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. Österreich ist derzeit siebtwichtigstes Exportland und achtwichtigstes Importland Deutschlands. Auch in den vergangenen Jahren lag Österreich in dieser Rangliste immer zwischen dem 6. und 8. Platz.

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- © Industriemagazin

Über 4.000 deutsche Unternehmen in Österreich

Mehr als 4.000 deutsche Unternehmen, die in Österreich tätig sind, sichern nach Schätzungen der Wirtschaftskammer rund 360.000 Arbeitsplätze in Österreich. Eines der größten deutschen Unternehmen in Österreich ist Rewe (unter anderem Adeg, Billa, Bipa, Penny). Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Exportmarkt der österreichischen Wirtschaft, Österreich derzeit siebtwichtigstes Exportland für Deutschland. "Einen wesentlichen Einfluss" auf den Rückgang des bilateralen Handelsvolumens beider Länder im Vorjahr habe der rückläufige Handel mit Erdöl und Erdgas gehabt, sagte Pötsch. So sank das bilaterale Handelsvolumen mit Erdöl und Erdgas 2023 gegenüber dem Vorjahr nach vorläufigen Zahlen um 6,3 Mrd. Euro.

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"Allerdings gibt es in der wirtschaftlichen Entwicklung und in der Wettbewerbsfähigkeit beider Länder Luft nach oben", merkte der Interessenvertreter an. Von der Politik wünscht sich Pötsch neben dem Ausbau internationaler Kooperationen (u.a. Mercosur-Abkommen) eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich der Energieversorgung, bessere Rahmenbedingungen für Bildung und Innovation sowie den Abbau von Bürokratie.

„Der aktuelle Konjunkturverlauf in Österreich und in Deutschland sind sich ähnlich“, erläutert Prof. Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo): „Beide leiden immer noch unter hohen Energiepreisen, einer schwachen Weltwirtschaft und geopolitischer Unsicherheit.“ Während letzteres Problem vorerst bestehen bleibt, verbessern sich die Aussichten für die beiden erstgenannten. So hellt sich die Lage zur Jahresmitte auf. In beiden Ländern ist das Trendwachstum jedoch viel zu niedrig. Da die globale Industrieproduktion zur Zeit nicht sehr dynamisch sei, drohen sowohl Deutschland als auch Österreich keine Verluste an Marktanteilen. Problematisch sei vor allem die geringe Nachfrage.

BILD zu OTS - DHK Pr?sident Hans Dieter P?tsch bei der DHK Jahrespressekonferenz 2024 in Wien
DHK Präsident Hans Dieter Pötsch bei der DHK Jahrespressekonferenz 2024 in Wien - © DHK/Günther Peroutka

"Der Strompreis muss für alle nachhaltig niedrig sein."

„Wirtschaft braucht Energie“, betont Pötsch. Diese müsse nicht nur verlässlich zur Verfügung stehen. Sie müsse auch finanzierbar sein. Positiv sei daher der Ausbau der WAG - der West-Austria-Gasleitung und die Zusammenarbeit der Bundesländer bei der Wasserstoffversorgung im Rahmen des "H2-Süd-Korridors". Auch beim Ausbau der Stromnetze brauche es mehr Tempo. Pötsch: „Wir brauchen eine verstärkte länderübergreifende Zusammenarbeit, um die Herausforderungen im Energiesektor gemeinsam anzugehen und die Energiewende voranzutreiben. Wir brauchen mehr Europa in der Energiepolitik.“

Auch Wifo-Chef Felbermayr fordert Reformen der Politik: "Der Strompreis muss für alle nachhaltig niedrig sein." Handlungsbedarf gebe es auch beim Gaspreis. Dieser sei in Europa sechsmal so hoch wie in den USA. Da sich Europa und Asien im selben Gasmarkt befinden, sind zwar auch in China die Gaspreise entsprechend hoch, allerdings würden diese in der Volksrepublik durch Subventionen gedrückt. Statt auf Protektionismus solle die Politik auf Offenheit setzen, das wichtigste Projekt, um das Wachstum zu beschleunigen, sei, den gemeinsamen Markt weiterzuentwickeln. "Hier geht es um die Umsetzung einer Energieunion, einer Kapitalmarktunion und einer gemeinsamen Infrastrukturoffensive", so Felbermayr. Auch einen möglichen Gas-Stopp aus Russland aufgrund des Endes des Gastransits durch die Ukraine sieht Felbermayr entspannt. Die benötigten Mengen können aus dem europäischen Netz geliefert werden, die Speicher seien voll, ausreichend Gas vorhanden. Zudem merkte Felbermayr an, dass bereits 2022 - nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit - kaum russisches Gas nach Österreich gelang. Eine Notwendigkeit zur Diversifizierung der Gasversorgung sieht der Experte aber sehr wohl.

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Pötsch ist auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Volkswagen AG und Vorsitzender des Vorstands der Porsche SE. Relativ gelassen sieht der Vertreter der Automobilhersteller die Offensive der chinesischen E-Auto-Hersteller. Die europäische Autoindustrie sei vor Jahrzehnten auch durch den Vormarsch japanischer und koreanischer Hersteller besser geworden. Es gebe "keinen Grund für weitreichende Maßnahmen", so Pötsch. Langfristig sei auch für die chinesischen Hersteller eine Produktion in Europa notwendig. Dabei unterlägen sie wie Volkswagen oder BMW den selben Regularien und den selben Produktionskosten. Dadurch würden die Kostenvorteile der Chinesen schwinden. Die EU-Kommission hatte im vergangenen Herbst angekündigt, eine Antisubventionsuntersuchung in Bezug auf den Import von Elektroautos aus China einzuleiten.

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Felbermayr steht der Einführung von Zöllen auf chinesische Elektroautos ebenfalls kritisch gegenüber. Sollte die EU diese einführen, werde China wahrscheinlich Gegenzölle erheben. Das würde dann anderen Industrien schaden. Die Androhung von Zöllen dürfe nur "mit größter Vorsicht" eingesetzt werden. Für Felbermayr sollten insbesondere die Binnenmärkte gestärkt werden: Auch für China sind Europas Binnenmärkte wertvoll. Ein starker Binnenmarkt kann zudem ein starker Wachstumsmarkt sein. Drohpotential könne zwar helfen, eigene Interessen durchzusetzen, "die beste Drohung ist aber eine, die man nicht zum Einsatz bringt", so der Experte weiter.