Öl und Gas : Fließt ab Januar 2025 kein Gas mehr durch die Ukraine nach Österreich?

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Dass die Ukraine den Transitvertrag für russisches Gas nicht mehr verlängert, sei nicht überraschend, so Urbantschitsch.

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E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch erwartet demnächst das Aus für den Ukraine-Gastransitvertrag. "Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass ab Jänner 2025 kein Gas mehr über die Ukraine und die Slowakei nach Österreich fließt". Laut Urbantschitsch müssen die nationalen Gasanbieter nun Maßnahmen ergreifen, um ihren Lieferverpflichtungen gegenüber den Kunden gerecht zu werden, wie er in einer Pressekonferenz am Donnerstag mitteilte.

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Urbantschitsch weist darauf hin, dass es nicht unerwartet kommt, dass die Ukraine den Vertrag über den Transit russischen Gases nicht verlängern wird. Demnach können sich Gasversorger, die Haushalte und Unternehmen versorgen – darunter große regionale Energieversorger wie Wien Energie, EVN oder Energie AG – nicht auf höhere Gewalt berufen, falls russisches Gas nicht mehr in Österreich eintrifft. Sie sollten daher beginnen, alternative Bezugsquellen und Transportwege zu erschließen, welche derzeit zu moderaten Preisen verfügbar sind.

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Voraussichtlich keine Versorgungsprobleme

Johannes Mayer, Chefökonom bei E-Control, erläutert, dass ohne russisches Pipelinegas ab Januar 2025 der darauf folgende Winter 2025/26 voraussichtlich keine Versorgungsprobleme aufweisen wird, sofern die Gasspeicher zu Beginn des Winters ausreichend gefüllt sind. Er fügt hinzu, dass die Kapazitäten für Flüssigerdgas (LNG) in Europa bereits gut entwickelt sind und mögliche Engpässe im Pipelinenetz bis 2028 behoben sein sollten.

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Im Jahr 2023 verzeichnete Österreich einen Gasverbrauch von 75,6 Terawattstunden (TWh), was einem Rückgang von 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dieser Rückgang folgte einer EU-Notfallverordnung vom August 2022, die vorsah, den Gasverbrauch in den Wintermonaten um 15 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt der vorherigen fünf Winter zu reduzieren. Österreich hat dieses Ziel mit einer Reduktion von 17 Prozent übertroffen, wobei auch die milden Temperaturen eine Rolle spielten.

Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass ab Jänner 2025 kein Gas mehr über die Ukraine und die Slowakei nach Österreich fließt.
Wolfgang Urbantschitsch

2024 wird zeigen, ob Europa ohne russisches Gas auskommt

Trotz der insgesamt milden Wintermonate – mit Ausnahme des Januars 2024 – kam Österreich mit einem Füllstand von über 73 TWh aus dem Winter. Die Gasspeicher des Landes sind noch zu fast 75 Prozent gefüllt. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine waren die Speicher zunächst kritisch niedrig, im April 2022 waren sie nur zu etwa einem Zehntel gefüllt.

In den letzten Monaten machte die Ukraine deutlich, dass sie einen 2019 geschlossenen Gastransitvertrag mit Russland, der Ende 2024 ausläuft, nicht verlängern wird. Sowohl die E-Control als auch das ukrainische Ministerium haben jedoch darauf hingewiesen, dass europäische Händler unabhängig von diesem Vertrag Transportkapazitäten im ukrainischen Gassystem buchen könnten.

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Anfang März erklärte Österreichs Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne), Österreich sei gut auf ein mögliches Ende des Gastransits vorbereitet. Sie bezog sich auf Gespräche mit ihrem ukrainischen Amtskollegen, gab aber keine Details über die "vertraulichen Diskussionen" preis.

Im Zuge der Sanktionen gegen Russland aufgrund des Einmarsches in die Ukraine hat sich die EU verpflichtet, bis 2027 auf russisches Gas zu verzichten. Der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko äußerte im August 2023, das kommende Jahr werde zeigen, ob Europa ohne russisches Gas auskommen kann.