Autoindustrie : Continental: Massiver Gewinneinbruch in 2022

Continental Fahnen

Vor allem die gestiegenen Kosten für Material, Frachten und Energie machten dem Konzern zu schaffen.

- © Continental

Der deutsche Automobilzulieferer und Reifenhersteller Continental ist im abgelaufenen Geschäftsjahr nur knapp an der Verlustzone vorbeigeschrammt. Der Gewinn unter dem Strich schrumpfte im Jahresvergleich wegen hoher Abschreibungen um 95 Prozent auf 67 Millionen Euro, wie der Konzern am Mittwoch in Hannover mitteilte. Dabei schlugen negative Sondereffekte mit einer Milliarde Euro zu Buche. Der Umsatz stieg wie bereits bekannt um rund 17 Prozent auf 39,4 Milliarden Euro.

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Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg zwar um gut 5 Prozent auf 1,95 Milliarden Euro, blieb damit aber deutlich hinter der Entwicklung des Geschäftsvolumens zurück. Vor allem die gestiegenen Kosten für Material, Frachten und Energie machten dem Konzern zu schaffen. Diese dürften auch im laufenden Jahr zu Mehrkosten von 1,7 Milliarden Euro führen, hieß es. Als Dividende für das vergangene Jahr will Conti 1,50 Euro vorschlagen, das wäre eine Kürzung um 70 Cent.

Reifensparte auch weiterhin "Ertragsperle"

Nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr strebt Conti spürbare Verbesserungen im Tagesgeschäft an. 2023 soll die um Sondereffekte bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern zwischen 5,5 und 6,5 Prozent liegen und damit besser ausfallen als im erneut schwierigen Vorjahr mit 5,0 Prozent. Den Umsatz schätzt der Konzern auf Basis der Wechselkurse vom Jahresanfang auf 42 bis 45 Milliarden Euro - etwas mehr, als die Experten am Aktienmarkt zuvor geschätzt hatten.

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Vor allem das Sorgenkind Autozulieferung soll besser laufen. Hier plant Conti-Chef Nikolai Setzer mit einer operativen Marge von 2 bis 3 Prozent, nachdem die Sparte im Vorjahr leicht rote Zahlen geschrieben hatte. Analysten hatten für die Sparte bislang eine Marge von rund 2 Prozent und für den Gesamtkonzern von rund 6 Prozent auf dem Zettel. Die Ertragsperle des Konzerns, die Reifensparte, soll mit einer geplanten Umsatzrendite von 12 bis 13 Prozent erneut den Löwenanteil zum operativen Gewinn beisteuern.

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Die Autosparte verdiente im vierten Quartal wieder Geld und fuhr eine Gewinnmarge von 2,1 Prozent ein. Im Gesamtjahr lag sie jedoch weiterhin im Minus. Autozulieferer litten zuletzt unter dem rasanten Kostenanstieg. Um sich aus dem Klammergriff durch den von Russlands Krieg in der Ukraine ausgelösten Preisschub bei Energie, Rohstoffen und Logistik sowie dem Kostendruck der Autobauer zu lösen, erhöhte das Unternehmen zuletzt die Preise.

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Continental gliedert Industriesparte neu

Die Continental AG stellt ihr schwächelndes Industriegeschäft neu auf. Wie der Zulieferer mitteilte, werden dazu die bisher sechs Geschäftsfelder der Industrie-Sparte der Tochter ContiTech auf drei gebündelt. Die bisher auf Produkte wie Federsysteme, Leitungen für Industrie und Automobil, Transportbänder und Antriebsriemen ausgerichteten Geschäftsbereiche sollen sich künftig auf die Regionen Europa, Asien/Pazifik und Amerika konzentrieren.

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Damit sollen Synergien gehoben und das Geschäft profitabler gemacht werden. Die Aktivitäten im Automobilbereich, die bisher über mehrere Divisionen verteilt waren, werden in einer eigenen Einheit gebündelt und stärker auf die Elektromobilität ausgerichtet. Bisher wurde das Geschäft vor allem mit Verbrennungsmotoren gemacht, die Mitte des nächsten Jahrzehnts auslaufen.

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"Wir schärfen unser Profil und werden durch die Bündelung unserer Aktivitäten effizienter", sagt Philip Nelles, im Konzernvorstand zuständig für die ContiTech-Tochter. Die Aktivitäten von ContiTech sind breit gefächert: Sie reichen von Anwendungen auf und neben der Straße, auf der Schiene, in der Luft, unter und über Tage, im industriellen Umfeld bis hin zur Lebensmittel- und Möbelindustrie.