Halbleiterindustrie in Österreich : AT&S: Konzernergebnis sinkt deutlich

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Das Konzernergebnis von AT&S ist um 78 Prozent gesunken

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Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S hat in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2023/24 weniger Umsatz erwirtschaftet. Wie das Unternehmen am Donnerstag in einer Aussendung mitteilte, sank der Konzernumsatz von 1,07 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum auf 814 Mio. Euro (minus 24 Prozent). Grund für den Rückgang sei das schwierige Marktumfeld, das auch unter dem Strich zu Einbußen geführt habe: Das Konzernergebnis sank um 78 Prozent von 224,4 Millionen auf 48,5 Millionen Euro.

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Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank aufgrund des geringeren Gruppenumsatzes von 315 Mio. Euro auf 217 Mio. Euro, heißt es in der Mitteilung. Das Unternehmen habe bereits im Vorjahr "umfassende" Kostenoptimierungsprogramme umgesetzt, um den aus der schwierigen Marktsituation resultierenden Effekten wie Preisdruck und Inflation entgegenzuwirken. Diese hätten trotz des Dämpfers im ersten Halbjahr bereits Wirkung gezeigt, so AT&S-CEO Andreas Gerstenmayer in der Aussendung: "Die Maßnahmen greifen nicht nur schneller als geplant, sie haben vor allem die Ertragssituation deutlich verbessert." In zwei Jahren sollen insgesamt 440 Millionen Euro eingespart werden. Gerstenmayer betonte bei einer Pressekonferenz, dass die Talsohle durchschritten sein sollte, auch wenn noch einige volatile Quartale bevorstehen.

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AT&S-Chef Andreas Gerstenmayer

- © APA/ROLAND SCHLAGER

Leiterplattenmarkt weiterhin unter Preisdruck

Der Umsatzanteil des Geschäftsfelds Electronic Solutions verringerte sich leicht auf 60,1 Prozent, wobei der Umsatz mit 489 Mio. Euro um rund ein Viertel unter dem Vorjahr lag. Das Leiterplattengeschäft schwächelte im laufenden Jahr. Lediglich die Bereiche Luftfahrt und Sicherheit konnten sich behaupten. Bis 2028 wird jedoch mit einer Erholung und einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 5 Prozent gerechnet. Die Mikroelektronik verzeichnete einen Umsatzrückgang von 21,6 Prozent auf 358,3 Millionen Euro.

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Allerdings scheint die Talsohle im Geschäft mit IC-Substraten durchschritten zu sein: Die Zahlen für das zweite Quartal lagen zwar unter denen des Vorjahres, aber über denen des ersten Quartals. Bei IC-Substraten für Notebooks sei zwar mit einem Nachfragerückgang zu rechnen, bei Servern erwarte man jedoch eine kurzfristige Erholung. Bei den mobilen Endgeräten bleibe das Geschäft mit Modulleiterplatten ein positiver Treiber. Allerdings stehe der Leiterplattenmarkt weiterhin unter Preisdruck. Auch im Bereich Industrial sei in diesem Jahr mit einem Rückgang zu rechnen.

Erweiterung der Produktionskapazitäten

Der Leiterplattenhersteller bestätigte den Ausblick für das Gesamtjahr 2023/24. Trotz der aktuellen Herausforderungen rechnet das Management mit einem Konzernumsatz zwischen 1,7 und 1,9 Mrd. Euro. Die EBITDA-Marge, bereinigt um die Anlaufkosten von 100 Mio. Euro für die Produktionskapazitäten in Kulim und Leobersdorf, soll zwischen 25 und 29 Prozent liegen.

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Sowohl das neue Werk in Leoben als auch das Werk Kulim 1 für die Herstellung von IC-Substraten werden im Jahr 2024 in Betrieb gehen. Für das Werk Kulim 2 wurde der Rohbau errichtet. Die Fertigstellung erfolgt termingerecht.

Da die Erweiterung der Produktionskapazitäten in Kulim und der Ausbau des Standortes Leoben derzeit gut voranschreiten, wird für das Geschäftsjahr 2026/27 mit einem Umsatz von 3,5 Mrd. Euro und einer EBITDA-Marge von 27 bis 32 Prozent gerechnet.

Gerstenmayer begrüßt Pläne der Regierung

Die Ankündigung der Bundesregierung, bis 2031 drei Milliarden Euro in die heimische Mikroelektronikindustrie zu investieren, begrüßt der steirische Mikroelektronik-Hersteller. Diese Mittel sind ein wichtiger Schritt in Richtung technologischer Unabhängigkeit Europas. Damit wird die Basis für nachhaltiges Wachstum in zukunftsentscheidenden Wirtschaftsbereichen geschaffen.

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Im aktuellen Budgetentwurf ist von einer Förderung der heimischen Mikroelektronikindustrie in Höhe von insgesamt drei Milliarden Euro in den nächsten sieben Jahren die Rede. Im neuen Budget, das im November endgültig beschlossen werden soll, sind auch zusätzliche Mittel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit in Höhe von 50 Millionen Euro enthalten, wodurch sich die in Österreich zur Verfügung stehenden Mittel für das europäische Förderprogramm IPCEI ME/CT (II) (Important Projects of Common European Interest) auf 255 Millionen Euro erhöhen.

Die zusätzlichen Mittel sind eine Ergänzung zu den Investitionen der AT&S im Rahmen der europäischen IPCEI-Programme und in Zukunft auch im Rahmen des Chips Act. Das von AT&S kürzlich erfolgreich abgeschlossene erste IPCEI im Bereich Mikroelektronik hatte unter anderem die Entwicklung einer energiesparenden Energieversorgung für Elektroautos und einer neuen Kupferrecyclinganlage zur Folge, die am AT&S Standort Leoben bereits erfolgreich im Einsatz ist.

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„Österreich ist im Bereich der Mikrochips ein führender Standort in Europa, dadurch werden langfristig zukunftsweisende Arbeitsplätze ausgebaut und Wohlstand wird generiert. Mit fast drei Milliarden Euro, die in den kommenden Jahren investiert werden, können wir die Forschung und neue Investitionen der Halbleiter-Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Österreich unterstützen“, sagte Wirtschaftsminister Martin Kocher vergangene Woche.

AT&S-Werk in Leoben

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