Auto-Zulieferer : Leoni-Aktionäre wollen von ehemaligem Management Schadenersatz
Die Aktionärsvereinigung DSW will im Namen der Aktionäre Schadenersatz vom damaligen Vorstand und Aufsichtsrat des deutschen Autozulieferers Leoni fordern. Der Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Klaus Nieding, sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag, derzeit werde eine Schadenersatzklage vorbereitet.
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An der Klage werde sich eine dreistellige Zahl ehemaliger Leoni-Aktionäre beteiligen, behaupten Klägervertreter. Die Manager um den heutigen ams-Osram-Chef Aldo Kamper hätten, so der Vorwurf ihre Pflichten verletzt, indem sie den Großaktionär Stefan Pierer nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -umstrukturierungsgesetz (StaRUG) zum Alleineigentümer gemacht haben.
Experte wirft Management mangelhaftes Risikomanagement vor
Im Herbst waren die Aktionäre jedoch schon mit einer Verfassungsbeschwerde gegen die Entscheidung des Gerichts gescheitert, den Sanierungsplan durchzuwinken. Trotz Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes sehen sich die Vertreter der Aktionäre durch ein Gutachten des Dresdner Wirtschaftswissenschaftlers und Bewertungsexperten Werner Gleißner bestätigt. Er wirft dem Management ein mangelhaftes Risikomanagement vor: "Es ist zweifelhaft, ob man rechtzeitig etwas unternommen hat", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Zudem hätten die Aktionäre früher in die Sanierungsbemühungen eingebunden werden müssen. Leoni wollte mit dem Verkauf der Kabelsparte 400 Millionen Euro frisches Geld in die Kasse bekommen, doch der thailändische Käufer machte überraschend einen Rückzieher.
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Es gehe auch darum, dass der Fall Leoni nicht als Blaupause für die Anwendung des StaRUG auf andere börsennotierte Unternehmen missbraucht werde, betonte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler.
Leoni-Aktien verloren nach Pierer-Kapitalspritze deutlich an Wert
Beim angeschlagenen deutschen Autozulieferer Leoni mit Sitz in Nürnberg ist der oberösterreichische Unternehmer und KTM-Chef Stefan Pierer seit August neuer Alleineigentümer. Leoni, das weltweit 95.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, hatte im Jahr 2022 einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro und einen Verlust von 605 Millionen Euro erwirtschaftet. Das Unternehmen war auch aufgrund seiner Systemrelevanz für die deutsche Automobilindustrie durch lange Verlustphasen getragen worden. Der Aktienkurs befand sich seit Jahren auf Talfahrt.
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Nachdem Ende 2022 ein geplanter Teilverkauf an einen thailändischen Investor gescheitert war, der den Abbau der Schulden zum Ziel hatte, einigte man sich mit dem Leoni-Großaktionär Pierer auf einen Rettungsplan: Er gab Leoni eine Kapitalspritze von 150 Millionen Euro und erhielt dafür alle neu ausgegebenen, nicht mehr börsennotierten Aktien. Mit der Eintragung der neuen Aktien in das Handelsregister verloren die alten Aktien von Leoni ihren Wert. Aktionärsschützer hatten dies kritisiert.
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Auf Forderungen in Höhe von 708 Millionen Euro verzichten die Gläubigerbanken im Zuge der Restrukturierung. Im Gegenzug erhalten sie 45 Prozent der Dividende, sobald Leoni wieder profitabel ist und Dividenden ausschütten kann.