Leoni schreibt Verlust : Pierer-Tochterunternehmen Leoni schreibt wegen Sanierung 605 Mio. Euro Verlust

KTM-Chef Pierer übernimmt angeschlagenen Zulieferer Leoni

Der deutsche Autozulieferer Leoni hat wegen der Sanierung seiner Bilanz im abgelaufenen Jahr einen Nettoverlust von mehr als 600 Mio. Euro verbucht.

- © Leoni

Der zuletzt vom österreichischen Unternehmer Stefan Pierer übernommene deutsche Autozulieferer Leoni hat wegen der Sanierung seiner Bilanz im abgelaufenen Jahr einen Nettoverlust von mehr als 600 Mio. Euro verbucht. Wie aus dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht, lag der Fehlbetrag nach Steuern bei 605 (2021: minus 48) Mio. Euro. Verantwortlich dafür waren hohe Abschreibungen, die sich auf 603 Mio. Euro summierten.

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Nach dem geplatzten Verkauf der Kabel-Sparte kurz vor dem Jahresende 2022 hatte sich das hoch verschuldete Unternehmen in ein vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren geflüchtet. Dabei verzichten die Gläubiger auf 708 Mio. Euro, das ist etwa die Hälfte der Schuldenlast. Die Aktionäre verlieren alles, Stefan Pierer (Pierer Mobility/KTM) wird durch eine 150 Mio. Euro schwere Kapitalspritze Alleineigentümer des Herstellers von Bordnetzen (Kabelbäumen) und Kabeln. Leoni wird von der Börse genommen.

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Pierer sei bereit, Leoni 150 Millionen Euro frisches Kapital zur Verfügung zu stellen und mit 708 Millionen Euro knapp die Hälfte der Schulden zu übernehmen

- © Gilbert Novy / KURIER / picturedesk.com

Sanierung kann beginnen

"Dadurch wird die bilanzielle Überschuldung beseitigt (...) und die Vergabefähigkeit für Aufträge der Automobilhersteller wieder hergestellt", schrieb der als Vorstandssprecher fungierende Sanierer Hans-Joachim Ziems im Geschäftsbericht mit Blick auf das Sanierungskonzept.

Die Autobauer hätten angesichts der wackligen Finanzen neue Aufträge im zweiten Halbjahr 2022 allenfalls noch unter Bedingungen an Leoni gegeben. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern mit 95.000 Mitarbeitern mit einem Umsatzzuwachs auf rund 5,5 (2022: 5,1) Mrd. Euro und einem operativen Ergebnis (EBIT vor Sondereffekten) im hohen zweistelligen Millionenbereich (2022: 18 Mio. Euro).

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In jüngster Zeit hat Pierer seine Aktivitäten bei Leoni deutlich ausgeweitet. Im März kündigte er die Übernahme des angeschlagenen deutschen Autozulieferers Leoni an. Pierer sei bereit, Leoni 150 Millionen Euro frisches Kapital zur Verfügung zu stellen und mit 708 Millionen Euro knapp die Hälfte der Schulden zu übernehmen, teilte Leoni damals mit. Leoni soll von der Börse genommen werden.

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Mit Banken, Schuldscheingläubigern und Bürgen sei ein Paket vereinbart worden, das einen vollständigen Kapitalschnitt für die Aktionäre, einen Teilverzicht der Gläubigerbanken und die Übernahme durch den österreichischen Großaktionär Stefan Pierer vorsehe. Nachfolger von Aldo Kamper, der Leoni kürzlich verlassen hatte, wird Klaus Rinnerberger als Vorstandsvorsitzender.

Klaus Rinnerberger wird neuer CEO bei Leoni

- © Pierer Mobility

2022 hatte Leoni einen knappen operativen Gewinn vor Sondereffekten erzielt, in dem aber erwartete Wertberichtigungen durch die Sanierung noch nicht enthalten waren. Bei einem in etwa stabilen Umsatz von rund 5,1 Mrd. Euro sei der Betriebsgewinn (Ebit) vor Sondereffekten auf rund 11 (2021: 130) Mio. Euro gesunken, teilte der Kabelspezialist mit.

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Pierers Industriegruppe, zu der die Pierer Mobility/KTM sowie der Auto- und Flugzeugzulieferer Pankl zählen, hat 2022 sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis um etwa ein Fünftel zugelegt. Der Umsatz erhöhte sich um 20 Prozent auf 3,3 Mrd. Euro. Der Betriebsgewinn (EBIT) stieg um 22 Prozent auf 269,4 Mio. Euro. Die Investitionen legten um 38 Prozent auf 389,4 Mio. Euro zu. 280 Mio. Euro investierte die Firma in Österreich. Die Gruppe beschäftigt weltweit aktuell rund 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.