Voestalpine und Thyssenkrupp News : Projekt Peak: Voestalpine-Mitbewerber Thyssenkrupp muss drastisch sparen

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Unternehmenszentrale von ThyssenKrupp: Thyssenkrupp Steel fährt derzeit weit unter der Auslastung, mit Anlagen, die auf eine jährliche Produktion von knapp zwölf Millionen Tonnen ausgelegt sind würden derzeit nur etwa neun Millionen Tonnen Stahl produziert.

- © Peter Martens

Der Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Steel, der ehemalige deutsche Politiker Sigmar Gabriel, hat eine Neuaufstellung von Deutschlands größtem Stahlhersteller angekündigt. "Wir können nicht so weitermachen wie bisher", so Gabriel in der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" vom Wochenende. Thyssenkrupp Steel fahre weit unter der Auslastung, mit Anlagen, die auf eine jährliche Produktion von knapp zwölf Millionen Tonnen ausgelegt sind würden derzeit nur etwa neun Millionen Tonnen Stahl produziert, so Gabriel. "Tendenz möglicherweise sogar fallend."

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In der Stahlsparte des Thyssenkrupp-Konzerns sind etwa 27.000 Menschen beschäftigt. Die Sparte hat, wie auch die Voestalpine, derzeit mit der Konjunkturschwäche sowie hohen Energie- und Rohstoffpreisen zu kämpfen. Der Mutterkonzern Thyssenkrupp plant zudem schon seit Jahren eine Verselbstständigung der Sparte. Von massivem Stellenabbau ist zudem schon seit dem Amtsantritt des neuen CEOs, Miguel Lopez, Mitte vergangenen Jahres die Rede.

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Sparprogramm über 800 Millionen Euro

Der Vorstand von Thyssenkrupp Steel will bis Mitte April ein Einsparungskonzept vorlegen. Unter dem internen Projektnamen „Peak“, so hat das deutsche Handelsblatt herausgefunden, arbeitet der Vorstand der Stahlsparte Thyssen-Krupp Steel derzeit an diesem Vorhaben. Das Sparprogramm ist auf eine Gesamtsumme von 800 Millionen Euro angelegt. Zu den Details des Programms hielt sich das Unternehmen bedeckt. Ein Sprecher betonte jedoch, dass alle Unternehmensbereiche von Thyssen-Krupp dazu aufgefordert sind, spezifische Maßnahmen und Projekte zu initiieren, um die Ziele des übergeordneten Performanceprogramms „Apex“ zu erreichen, was ebenso für die Stahlsparte gilt wie für alle anderen Segmente des Konzerns.

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Ob dieses Konzept dem Aufsichtsrat genügt ist unklar. Die Problematik bei Thyssen-Krupp verschärfe sich weiter, berichtet das Handelsblatt, weil der Konzern über veraltete Anlagen verfügt. In der Vergangenheit wurden Investitionen verschoben, da Überlegungen bestanden, Thyssen-Krupp Steel ganz oder teilweise zu veräußern. Nun scheint der Vorstand auf eine zusätzliche Reduzierung der Investitionen zu setzen, insbesondere wird in Erwägung gezogen, die Investitionen am Duisburger Standort entweder weiterhin zu pausieren oder auf das absolut Notwendige zu reduzieren, berichtet Handelsblatt. Dies beträfe Grundinvestitionen in Höhe von rund einer halben Milliarde Euro jährlich, die vor allem für die Wartung der Anlagen benötigt werden. Trotz dieser Sparmaßnahmen ist ein Stellenabbau im Rahmen dieses Programms nach Aussagen von Insidern jedoch nicht vorgesehen.

Thyssenkrupp Steel benötige "eine grundlegende Neuaufstellung"

Ob das bisher angekündigte Sparprogramm mit dem Projektnamen Peak dem Aufsichtsrat genügen wird ist unklar: Thyssenkrupp Steel benötige "eine grundlegende Neuaufstellung", so Gabriel. "Wie sich die aktuelle Situation auf die zukünftige Beschäftigung in den nächsten Jahren auswirken kann, ist eine der Fragen, mit denen sich der Stahl-Vorstand selbstverständlich befassen muss. Es kann sicher nicht ausgeschlossen werden, dass bei Kapazitätsanpassungen auch ein Beschäftigungsabbau erfolgt", so Gabriel weiter.

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Jetzt gerät auch ein Joint-Venture zur Hängepartie, in das man Hoffnungen gesetzt hat: Die Gespräche zwischen dem deutschen Stahlkonzern Thyssenkrupp und dem Energiekonzern EPH des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky über eine Zusammenarbeit im Stahlbereich liegen auf Eis. Für eine Einigung müsse der neue Geschäftsplan für die Stahlsparte vorliegen, den Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez gerade erstellen lasse, heisst es. Der mit viel Elan im Juni vergangenen Jahres gestartete neue Vorstandschef Lopez verhandelt seit Monaten mit Kretinskys EPH über die Bildung eines Joint Ventures mit der Stahlsparte von Thyssenkrupp.

Seit dem Beginn der Verhandlungen im vergangenen Jahr hat sich die Lage der Stahlindustrie mit ihrem deutschen Branchenführer Thyssenkrupp verschlechtert. Insider hatten im Dezember Reuters gesagt, dass Thyssenkrupp deswegen womöglich finanzielle Zugeständnisse bei den Verhandlungen mit EPH machen müsse. Rückenwind erhoffe sich Thyssenkrupp hingegen von einem positiven Abschluss der Preisverhandlungen mit den Automobilkonzernen, sagte ein Insider jetzt. Der Stahlkocher könne dann stabile Einnahmen für die nächsten zwölf bis 18 Monate präsentieren.

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"Es ist gängige Praxis in allen unseren Geschäften, dass Prognosen und Planzahlen über das Geschäftsjahr hinweg laufend überprüft und an die aktuellen Konjunktur-, Markt- und Ertragsdaten angepasst werden", betonte Thyssenkrupp. Der Konzern wolle weiterhin so schnell wie möglich zu einem Abschluss kommen, lasse sich aber nicht zu zweitbesten Lösungen drängen. Zu den Vertragsverhandlungen mit den Automobilkonzernen - der größten Kundengruppe - äußere man sich nicht.