Strompreis-Kompensation : Voest-Chef Eibensteiner: "Es scheitert ausschließlich am politischen Willen"

Herbert Eibensteiner Voestalpine

Voest-Chef Eibensteiner fordert eine Verlängerung der Strompreis-Kompensation

- © Voestalpine

Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner will seine Betriebe nicht als Wahlkampfkulisse zur Verfügung stellen: Damit hat der österreichische Vorzeigekonzern in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. Wünsche an die Politik hat Eibensteiner dennoch - vor allem wünscht er sich von der jetzigen Regierung, dass die derzeit auf ein Jahr befristete Strompreiskompensation bis 2030 verlängert wird.

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Die Strompreiskompensation - in Österreich ist sie im "Strompreiskosten-Ausgleichsgesetz" geregelt - habe sich in allen wichtigen Industrieländern der EU bewährt, um den Standort langfristig zu sichern, sagte Eibensteiner am Montagabend vor Journalisten in Wien. "Seitens der EU könnte Österreich dieses wirksame Instrument jederzeit verlängern, es scheitert somit ausschließlich am heimischen politischen Willen." Durch die Transformation hin zur "grünen" Stahlproduktion werde der Strombedarf weiter steigen, "daher ist das Zögern bei dieser wichtigen standortpolitischen Maßnahme für uns unverständlich".

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Voestalpine für rund 15 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen in Österreich verantwortlich

Der voestalpine-Konzern ist für rund 15 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen in Österreich zuständig. Deshalb wird im Rahmen des Investitionsprogramms "Greentec Steel" in einem ersten Schritt in Linz und Donawitz für insgesamt 1,5 Milliarden Euro je ein Hochofen durch einen Elektrolichtbogenofen ersetzt, der mit Ökostrom betrieben wird. Ziel ist eine Reduktion der CO2-Emissionen der voestalpine bei der Stahlproduktion in Österreich um bis zu 30 Prozent - für Österreich eine Reduktion der CO2-Emissionen um 5 Prozent. Mit dem Bau soll noch heuer begonnen werden. Die Inbetriebnahme ist für 2027 geplant.

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Von der jetzigen Regierung erwartet sich Eibensteiner auch Regelungen für den beschleunigten Ausbau des Stromnetzes sowie die Schaffung eines Rahmens für die Unterstützung der Betriebskosten aus dem Transformationsfonds.

Greentec Steel der Voestalpine

Der börsenotierte Technologiekonzern Voestalpine wird 1,5 Milliarden Euro in eine klimafreundlichere Produktion von Stahl investieren. Das Geld fließt in je einen Elektrolichtbogenofen in Linz und Donawitz, die mit Ökostrom betrieben werden. Auf den oberösterreichischen Standort entfallen 70 Prozent der Investitionssumme. 30 Prozent werden in der Steiermark investiert. Damit werden in einem ersten Schritt ab dem Jahr 2027 zwei der fünf Hochöfen in Österreich mit umweltfreundlicheren Technologien in Betrieb sein. Die Voestalpine, Österreichs größter CO2-Emittent, will damit ab 2027 ihre Kohlendioxid-Emissionen um bis zu 30 Prozent reduzieren. Das entspricht 2,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. "Das Programm ist das größte Klimaschutzprojekt Österreichs - minus 30 Prozent CO2 bedeuten fünf Prozent der Gesamtemission in Österreich", verdeutlichte Konzernchef Herbert Eibensteiner die Dimension. "Ich bin zuversichtlich, dass wir diese Transformation umsetzen können."

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Nachdem bis 2027 die ersten beiden Hochöfen durch Elektroöfen ersetzt werden, ist geplant, bis 2030 zwei weitere Hochöfen in Linz und Donawitz ebenfalls durch Elektroöfen zu ersetzen. "Natürlich gelten für uns die globalen Klimaziele, bis 2050 die Klimaneutralität anzustreben", betonte der Konzernchef. Diesem Ziel fühlt sich Voestalpine verpflichtet. Eine Reduktion der Treibhausgase um 30 Prozent bis 2030 gegenüber 1990 ist das Zwischenziel der EU auf diesem Weg. Als Energieträger für die Stahlerzeugung dienen in Elektroöfen Strom, in Hochöfen Kohle und Koks.

Voestalpine investiert in Green-Tech-Steel
© Voestalpine

Wünsche an die nächste Regierung

Die künftige Regierung müsse eine bessere Balance zwischen Industriepolitik und Klimaschutz finden. Sie müsse einen stärkeren Fokus auf den Ausbau der Energieinfrastruktur und die international wettbewerbsfähige Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom, Wasserstoff und Biogas legen. Um eine klimaneutrale und wettbewerbsfähige Industrie zu ermöglichen, sei eine klare Kompetenz- und Ressortverteilung in den Ministerien notwendig. Verglichen mit anderen europäischen und internationalen Ländern seien die Energiekosten in Österreich viel zu hoch, warnte der Voest-Chef.

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Eine einheitliche Förderpolitik, ausreichende Fördermittel und ein "handhabbares" Beihilferecht wünscht er sich auf europäischer Ebene. "Aber bitte nicht noch mehr Bürokratie, davon haben wir jetzt schon genug."

Die voestalpine beschäftigt weltweit rund 51.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 23.600 davon sind in Österreich tätig. Im Geschäftsjahr 2022/23 erwirtschaftete sie bei 18,2 Milliarden Euro Umsatz ein Betriebsergebnis (EBITDA) von 2,5 Milliarden Euro. Im laufenden Geschäftsjahr sieht es weniger rosig aus, das EBITDA soll rund 1,7 Milliarden Euro betragen.