Interview : SBO Chef Grohmann: „Sollte russisches Geschäft wegbrechen, könnten wir es verkraften“

SBO Chef Gerald Grohmann

Gerald Grohmann, CEO SBO: „Solange die Kunden in Russland bleiben, bleiben wir auch dort. Sollte dieses Geschäft wegbrechen, könnten wir es verkraften.“

- © bigshot /SBO

Herr Grohmann, wie hat der Ukraine-Krieg Ihr Geschäft verändert? Wie würde eine erste Zwischenbilanz aussehen?

Gerald Grohmann:
Grundsätzlich ist es im Moment immer noch sehr schwierig, die mittelfristigen und langfristigen Folgen dieses schrecklichen Krieges abzuschätzen. Kurzfristig spüren wir als SBO nach wie vor keine nennenswerten negativen Folgen. Russland macht aber auch nur einen wirklich sehr geringen Teil unseres Geschäfts aus. Wir haben eine Niederlassung in Sibirien, bedienen dort westliche Kunden vor allem mit Service und Reparatur. Solange diese Kunden in Russland bleiben, bleiben wir auch dort. Sollte dieses Geschäft wegbrechen, könnten wir es verkraften.

Im Moment sucht ganz Europa fieberhaft nach neuen Energiequellen. Für einen Ausstatter von Erdölfeldern wie SBO ist das eigentlich eine gute Situation, oder?


Grohmann:
Wir erwarten tatsächlich, dass in naher Zukunft wieder mehr neue Felder erschlossen und bestehende Felder modernisiert werden. Das liegt aber nicht nur am Ukraine-Krieg. Seit 2015, seit Saudi-Arabien den Erdölpreis nach unten gedrückt hat, gab es viel zu wenige Investitionen in die Förderinfrastruktur. Das lag zum Teil daran, dass sich Unternehmen bei den niedrigen Preisen die Investitionen oft gar nicht leisten konnten. Es lag aber auch daran, dass es gerade auf die großen Mineralölkonzerne einen sehr starken Druck gab, neue nichtfossile Geschäftszweige zu erschließen. Jetzt hat sich die Situation geändert.

Inwiefern?


Grohmann:
Nach der Pandemie ist der Energiebedarf der Wirtschaft wieder sehr hoch. Zugleich ist seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs endgültig klar, dass wir, unabhängig vom Dekarbonisierungsziel, das ja absolut richtig ist, trotzdem mittelfristig dringend neue Förderkapazitäten brauchen werden. Ich sehe unser Kerngeschäft im Moment daher gar nicht gefährdet. Die unsichere Versorgungslage und der Wunsch, so schnell wie möglich von russischen Erdgaslieferungen unabhängig zu werden, werden zu neuen Investitionen führen, in Nordafrika und im Nahen Osten. Das schafft für uns ein gutes Geschäftsklima.

Sie klingen eigentlich ziemlich optimistisch.


Grohmann:
Das war die isolierte, vor allem auf unser Unternehmen konzentrierte Sichtweise. Dass der Konflikt, den wir jetzt haben, eine massiv dämpfende Wirkung auf die gesamte Weltwirtschaft haben wird, wenn er länger andauert, das ist natürlich auch klar. In der Folge würden das auch wir zu spüren bekommen. Da hängt sehr viel von der Entwicklung der nächsten Wochen ab.

Haben Sie eigentlich Sorge, dass im schlimmsten Fall auch Ihrem Unternehmen der Strom ausgehen könnte?


Grohmann:
Wir haben zum Glück schon sehr früh damit begonnen, ein krisensicheres Energiekonzept umzusetzen. Wir bestücken heuer freie Flächen und Dächer mit Photovoltaik und können auf diese Weise mehr als 1 MW Strom selbst produzieren. Damit decken wir einen guten Teil unseres Bedarfs selbst ab. Durch Prozessänderungen haben wir alternative Energieversorgungswege aufgebaut, auf die wir im Notfall zurückgreifen können.

Das heißt, selbst wenn Putin den Gashahn ganz zudreht, kann Ihre Produktion weitergehen?


Grohmann:
Ja, auch in diesem Worst-Case-Szenario würden wir unsere Produktion ohne große Einbußen aufrecht erhalten können. Die Produktion würde wohl etwas teurer werde, aber es würde sich ausgehen. Diese Sichtweise ist allerdings auf unsere eigenen Standorte bezogen, denn wir haben keine sehr energieintensive Produktion. Unsere Vorprodukte, Stahl zum Beispiel, für den wir ja eine Partnerschaft mit Böhler haben, brauchen hingegen viel mehr Energie.