Steyr Automotive nach Volta Trucks Insolvenz : Was bedeutet die Insolvenz von Volta Trucks für den LKW-Hersteller?

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Österreich News: Beginn der Serienproduktion von Volta Trucks im April: Wie es mit den rund 100 Beschäftigten, die bei Steyr Automotive an dem Auftrag arbeiten, weitergeht, ist unklar.

- © Steyr Automotive

Vor wenigen Tagen wurde Geschichte geschrieben im Werk von Steyr Automotive. Im September wurde an den allerletzten LKWs der Marke MAN geschraubt. Mit der Rettung des MAN-Werkes durch Siegfried Wolf im Sommer 2021 wurde auch eine zweijähriger Übergangsauftrag für die Lohnfertigung für den deutschen LKW-Hersteller vereinbart. Eine Art Schonfrist, in der es Wolf gelingen sollte, neue Kunden, neue Aufträge und eine neue Vision für den Standort zu gewinnen.

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Zentral im Zukunftskonzept von Siegfried Wolf für Steyr Automotive war bei der Übernahme das erlangen neuer Aufträge im Bereich Elektromobilität. So konnte er 2022 einen Auftrag zur Serienproduktion des vollelektrische E-Truck des schwedischen Start-ups Volta an Land ziehen. Für die Produktion der Elektro-Lkw ist in Steyr ist eine Kapazität von 14.000 Fahrzeugen pro Jahr reserviert.

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Volta Trucks Insolvenz und ihre Folgen

Doch es scheint alles ganz anders zu kommen: Das schwedische Elektro-Lkw-Start-up Volta Trucks sieht sich aufgrund von gestörten Lieferketten gezwungen, Insolvenz anzumelden. Denn Lieferschwierigkeiten für Batterien nach der Insolvenz eines US-amerikanischen Lieferanten hatten die erst im Frühjahr angelaufene Serienproduktion des E-LKWs behindert. Volta wird seine Niederlassungen in Großbritannien und Schweden schließen, gab das Unternehmen am Dienstag bekannt gab. Die Produktion der Fahrzeuge, die beim österreichischen Unternehmen Steyr Automotive stattfindet, wird dadurch in Mitleidenschaft gezogen. Über die genauen Auswirkungen ist derzeit noch nichts bekannt.

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Ein harter Schlag für Steyr Automotive und Elektrofahrzeuge

Die Insolvenz des Teilelieferanten Proterra im August und die Unsicherheit bezüglich der Batterielieferungen haben die Produktionskapazitäten für LKWs reduziert, wie Volta berichtet. Das Start-up hat rund 300 Mio. Euro von Investoren erhalten und verzeichnet einen Auftragsbestand von mehr als 5.000 Fahrzeugen. Mitarbeiter von Steyr Automotive über die bevorstehende Insolvenz informiert. Volta Trucks wollte das Produktionsvolumen der Trucks, deren Serienfertigung im April begonnen hatte, in den kommenden Jahren schrittweise erhöhen - letztlich sollten 700 Arbeitsplätze in Steyr und weitere 2.000 in der Lieferkette geschaffen werden. Derzeit sind vermutlich etwa 100 Mitarbeiter bei Steyr Automotive mit dem Volta-Auftrag beschäftigt.

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Wie geht es bei Steyr Automotive weiter nach Volta Trucks' Insolvenz?

Wie es in Steyr weitergeht, ist unklar, da sich Steyr Automotive vorerst bedeckt hält. Das Unternehmen teilte in einer kurzen Pressemitteilung am Dienstag lediglich mit, dass es "in engem Austausch mit unserem Kunden Volta" steht. "Wie üblich in solchen Fällen müssen wir jedoch auch die weitere Vorgehensweise des Insolvenzverwalters abwarten, um die Situation in Zukunft genau bewerten zu können", sagte Florian Mayrhofer, Mitglied der Geschäftsführung von Steyr Automotive.

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Schon im September wurde bekannt, dass Steyr Automotive ein weiterer Jobabbau bevor steht. Das Unternehmen müsse "weiter an der Verschlankung der Kostenstruktur arbeiten", hieß es aus dem Unternehmen. Die Jobs von 360 Mitarbeitern, davon 100 Leiharbeitskräften wackeln. Geplant sei, unternehmensintern umzuschichten und mit dem Mittel der Bildungskarenz Kündigungen zu verhindern. Nach dem Abbau der 360 Mitarbeiter würde das Unternehmen, das bei der Übernahme durch Wolf noch 2200 Mitarbeiter zählte auf nunmehr 1400 Beschäftigte schrumpfen, rund 100 davon sind in der Volta-Fertigung. Auch Kurzarbeitsmaßnahmen sind in Prüfung.

Umgesetzt werden diese Maßnahmen nach dem Abgang von Johann Ecker von einem neuen Geschäftsführer: Seit Anfang September ist Günther Heiden, ein Vertrauter von Siegfried Wolf aus gemeinsamen Magna- und GAZ-Tagen, neuer Betriebschef.

Volta Trucks: Warum selbst vielversprechende EV-Projekte scheitern

Das Scheitern von Volta Trucks verdeutlicht, wie Herausforderungen in der Lieferkette selbst vielversprechende Elektrofahrzeugprojekte beeinträchtigen können. Der Lkw-Hersteller hat in Schweden ein Konkursverfahren eingeleitet, nachdem sein Batterielieferant Proterra im August 2023 insolvent geworden war. Die unerwartete Entwicklung hat die Produktionspläne von Volta Trucks empfindlich gestört und zu einer erheblichen Verringerung des geplanten Fahrzeugproduktionsvolumens geführt.

Die anhaltende Unsicherheit in Bezug auf die Batterielieferung erschwerte zusätzlich die Fähigkeit des Unternehmens, im derzeit anspruchsvollen Finanzierungsumfeld mit hohen Zinsen das notwendige Kapital zu sichern. Das einst vielversprechende Unternehmen hat mehr als 360 Millionen an Finanzmitteln aufgebracht und die Investmentgesellschaft Luxor Capital als größten Einzelinvestor gewonnen hatte. Im April 2022 hatte Volta Trucks nach eigenen Angaben einen Auftragsbestand von rund 6.000 Fahrzeugen mit einem geschätzten Umsatzwert von 1,2 Milliarden Euro.

Volta Trucks wurde 2019 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, den Nutzfahrzeugbetrieb für eine nachhaltige Zukunft umzugestalten. Zudem wurde auf eine klare, prägnante Sprache und logische Struktur geachtet, sowie die Einhaltung formaler Sprachregeln. Das Vorzeigeprodukt des Unternehmens war der bahnbrechende Volta Zero, ein vollelektrischer Lastkraftwagen mit 16 Tonnen Kapazität, der durch zügige Markteinführung und Standardisierung das Nutzfahrzeuggewerbe verändern sollte. Das Modell wurde unter Berücksichtigung von Sicherheitsfunktionen und Sichtbarkeit unter einem menschenzentrierten Ansatz entwickelt.

Jobabbau bei Steyr Automotive: INDUSTRIEMAGAZIN News vom 28. September