MAN : Siegfried Wolf erweitert Netzwerk rund um Steyr Automotive

Siegfried Wolf MAN Steyr

Nach der Übernahme von Steyr Automotive im Jahr 2021 hat Unternehmer Siegfried Wolf weitere Beteiligungen im Automobilbereich zugekauft

- © FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR

Siegfried Wolf ist neuer Aufsichtsrats-Chef der Vitesco AG, an der die Schaeffler-Gesellschaft IHO Holding 49,99 Prozent der Anteile hält und Wolf laut einem Bericht des "Trend" nunmehr selbst fünf Prozent.

Der ehemalige Magna-Chef hat im Sommer 2021 das MAN Werk in Steyr Steyr Automotive übernommen und Siegfried Wolf scheint entlang der Wertschöpftungskette im Automobilbereich weiter zu investieren. Die Beteilitung an Vitesco mit Hauptsitz in Regensburg (und die Position als Aufsichstratschef) kann da nur hilfreich sein: Das Unternehmen produziert Bauteile für Antriebsstränge, hauptsächlich für elektrische und erzielt mit 37.000 Mitarbeitern 9 Mrd. Euro Umsatz. Ein enormer Asset für Steyr Automotive in der weiteren Entwicklung der eigenen Elektro-Nutzfahrzeuge. Denn nur noch bis Mitte 2023 sollten am Standort noch Lkw und Komponenten für MAN gefertigt werden, danach, so der Plan, vor allem Kleintransporter auf Basis von Modellen des russischen Automobilkonzern GAZ. Doch bei dieser Kooperation musste Wolf wegen des Ukraine-Krieges die Reissleine ziehen.

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Um die Auslastung sicherzustellen wurde der Vertrag mit MAN jetzt nochmals bis in den September verlängert. Ausserdem arbeitet man an der Serienfertigung für den vollelektrischen E-Truck des schwedischen Start-ups Volta.Geplant sind 27.000 Elektro-Lkw bis 2025 – neben den eigenen elektrischen LKWs die Wolf vorantreibt.

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Eine weitere neue Beteiliigung könnte am anderen Ende der Wertschöpfungskette für stabilisierung sorgen: Ende 2022 hat Wolf über die ASW Beteiligungs GmbH, die auch Steyr Automotive hält, 74,9 Prozent am deutschen Sonderfahrzeughersteller Binz erworben. Binz produziert Rettungswagen, Feuerwehrautos und Polizeifahrzeuge. Im Vorjahr wurden rund 100 Millionen Euro umgesetzt.

Der Unternehmer Wolf hat eine steile Karriere in Österreichs Industrie hinter sich. Der gebürtige Oststeirer absolvierte eine Ausbildung zum Werkzeugmachermeister bei Philips und wuchs über Tätigkeiten bei der AMAG, bei Hirtenberger, wo er sich zum Werksdirektor hocharbeitete. 1995 wechselte er ins Unternehmen von Frank Stronach zu Magna. Ab 2001 stieg Wolf zum Präsidenten und Vorsitzenden der Magna Steyr auf. Im September 2010 gab er sein Ausscheiden bei Magna per 15. November 2010 bekannt, um als Aufsichtsratsvorsitzender von „Russian Machines“ des russiscchen Oligarchen Oleg Deripaska tätig zu werden. Im Sommer 2021 hat er das ehemalige MAN Werk in Steyr - das vor der Schliessung stand - übernommen. Bis September 2023 werden am Standort noch Lkw und Komponenten für MAN gefertigt. Ab dann zieht MAN die Produktion ab und verlagert sie in ein Werk in Krakau in Polen.

Causa Wolf - Zwei Vorhabensberichte der Staatsanwaltschaft

Siegfried Wolf ist aber auch aufgrund anderer Themen in den Schlagzeilen. Im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen den Großinvestor liegen seit einigen Tagen zwei Vorhabensberichte der Staatsanwaltschaft vor. Es geht um die Causen Casinos Austria und Eurofighter. Was die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) vorschlägt, gab das Justizministerium nicht bekannt. Nun ist der Weisungsrat am Zug.

Bei den Ermittlungen geht es unter anderem um einen ungewöhnlichen Steuernachlass von 600.000 Euro für den millionenschweren Investor durch das Finanzamt. Es besteht der Verdacht der Bestechung, im Jänner 2022 gab es Razzien sowohl bei Wolf als auch bei der beschuldigten Finanzbeamtin. Im Fall von Ex-Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) gibt es laut Medienberichten derzeit keinen Vorhabensbericht. Auch sein Name war in der Steueraffäre gefallen.

Ein Sprecher Wolfs zeigte sich in einer Aussendung überrascht, weil der Sachverhalt - gemeint ist die Steuercausa - noch lange nicht aufgeklärt sei. Es lägen zahlreiche Beispiele für grob rechtsmissbräuchliches Verhalten der seinerzeit eingeschalteten Großbetriebsprüfung vor. Diese habe man in einer kürzlich vorgelegten Präsentation aufgelistet. Bei Wolf habe man den Verdacht, dass diese noch nicht richtig ermittelt und entlastend berücksichtigt worden seien.

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