Automobilindustrie : Moskau erlaubt Verkauf des Russland-Werkes von Volkswagen

Fahnen mit Volkswagen Schriftzug

Volkswagen in Russland: VW hatte vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs die Produktion in den damals zwei Fabriken in Russland im März 2022 eingestellt.

- © Volkswagen AG

Die Volkswagen AG hat in Moskau die Genehmigung für den Verkauf ihrer Vermögenswerte in Russland an den russischen Autohändler Avilon für 125 Millionen Euro bekommen. Wie die Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag in Moskau unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtete, stimmte die Regierungskommission zur Kontrolle ausländischer Investitionen einem entsprechenden Antrag zu.

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VW ist seit vielen Jahren in Russland aktiv. 2007 eröffnete der Konzern ein eigenes Werk in Kaluga, knapp 200 Kilometer südwestlich von Moskau. Im Frühjahr 2022, nachdem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hatte, ließ VW, wie andere westliche Autobauer, die Produktion in Russland einstellen.

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VW-Werk in Kaluga, südwestlich von Moskau

- © Volkswagen

VWs wichtigster Vermögenswert in Russland

Avilon erhält die volle Kontrolle über die Volkswagen Group Rus und ihre Tochtergesellschaften. Dazu gehören auch mehrere Vertriebsgesellschaften für Lkw der Marke Scania. "Derzeit ist die Volkswagen AG dabei, ihre Anteile an der Volkswagen Group Rus und damit auch das Werk Kaluga mit seinen mehr als 4.000 Mitarbeitern an einen namhaften russischen Investor zu verkaufen", teilte das Unternehmen in Wolfsburg lediglich mit, ohne weitere Details zu nennen.

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Das hochmoderne Werk gilt als wichtigster Vermögenswert von VW in Russland. Nach Angaben des russischen Vizeregierungschefs Denis Manturow wird bereits nach einem Vertragspartner aus Südostasien gesucht, der die Produktionsstätte wieder in Betrieb nehmen soll. Der Verkauf hatte sich durch eine Klage des früheren VW-Produktionspartners Gaz - zu Sowjetzeiten bekannt für den Bau der Wolga-Limousine - verzögert. Gaz hatte VW wegen der Vertragskündigung auf Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe verklagt. Ein russisches Gericht hat die Klage inzwischen abgewiesen.

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Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat Volkswagen beschlossen, seine Aktivitäten in Russland ruhen zu lassen. Seit März 2022 steht das Werk Kaluga südlich von Moskau mit einer Kapazität von 225.000 Fahrzeugen pro Jahr still. Darüber hinaus wurde für alle Marken des Konzerns ein Exportstopp für Fahrzeuge nach Russland beschlossen. Im Mai zog sich der Konzern aus der Produktion im russischen Montagewerk Nischni Nowgorod zurück. Dort wurde gemeinsam mit dem Autobauer Gaz produziert. Dessen Miteigentümer Oleg Deripaska steht wegen des Krieges auf Sanktionslisten.

Das Vermögen des Wolfsburger Autokonzerns in Russland wurde Ende März von einem Gericht in Nischni Nowgorod an der Wolga beschlagnahmt. Grund dafür war eine Klage des früheren VW-Partners GAZ gegen den Konzern. GAZ habe die Annullierung der Kündigung des Montagevertrags im dortigen Gemeinschaftswerk und die Verurteilung von Volkswagen zur Zahlung einer Vertragsstrafe in Höhe von 15,6 Milliarden Rubel (rund 190 Millionen Euro) gefordert, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf Gerichtsakten.

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Eigentlich war die Trennung der beiden ehemaligen Partner längst beschlossene Sache - zumindest aus deutscher Sicht. Mehrere Modelle der Kernmarke VW sowie der tschechischen Tochter Skoda wurden im Werk in Nischni Nowgorod montiert. Nach dem Inkrafttreten der US-Sanktionen gegen GAZ im Mai 2022 wegen des russischen Krieges in der Ukraine hatte sich Volkswagen aus der Gemeinschaftsproduktion zurückgezogen und den Mitarbeitern Abfindungen angeboten.

Die Produktion war bereits zuvor zum Erliegen gekommen - ebenso wie im VW-eigenen Werk in Kaluga, 150 Kilometer südwestlich von Moskau. Auch die Lkw-Marke MAN hat keine Produktion mehr im Land.

Das Werk Kaluga südlich von Moskau mit einer Kapazität von 225.000 Fahrzeugen pro Jahr steht seit März 2022 still.

- © Volkswagen AG

Verkauf für symbolischen Preis

Die Fahrzeugproduktion in Russland ist durch den Rückzug westlicher Automobilhersteller aus Russland stark eingebrochen. 2022 wurden nach Angaben des Branchenverbandes AEB nur noch 687.000 Neuwagen verkauft. Im Jahr zuvor waren es noch 1,667 Millionen. Inzwischen sind einige Werke - oft zu einem symbolischen Preis und mit Rückkaufoption - von russischen Investoren übernommen worden. So überließ der französische Autobauer Renault dem russischen Staat im Sommer seine Mehrheitsbeteiligung am Lada-Hersteller Avtovaz für einen Euro.

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Lange Zeit galt die Russische Föderation für Volkswagen als vielversprechender Wachstumsmarkt. Doch der Kriegsausbruch Ende Februar 2022 bedeutete einen tiefen Einschnitt für die gesamte Automobilindustrie und viele andere Branchen. In Nizhny Novgorod gab es keinen kompletten Fahrzeugbau - stattdessen wurden fertige Baugruppen und Systeme angeliefert und zu Fahrzeugen endmontiert. Zu Sowjetzeiten war das Werk für seine Wolga-Limousinen bekannt.