Stellantis Gewinneinbruch : Stellantis vor dem Absturz: Können die neuen Elektro-Modelle noch die Wende bringen?

Angesichts von Schwierigkeiten in Nordamerika hat der Autokonzern Stellantis für das vergangene Jahr einen Gewinneinbruch von 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr vermeldet.
- © OpelAktive Mitgliedschaft erforderlich
Das WEKA PRIME Digital-Jahresabo gewährt Ihnen exklusive Vorteile. Jetzt WEKA PRIME Mitglied werden!

Angesichts von Schwierigkeiten in Nordamerika hat der Autokonzern Stellantis für das vergangene Jahr einen Gewinneinbruch von 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr vermeldet.
- © Opel
Sie haben bereits eine PRIME Mitgliedschaft?
Bitte melden Sie sich hier an.
Dramatischer Gewinneinbruch bei Stellantis
Der Automobilkonzern Stellantis hat für das Jahr 2024 einen drastischen Gewinneinbruch um 70 Prozent gemeldet. Wie das Unternehmen am Mittwoch bekannt gab, sank der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr auf 5,5 Milliarden Euro – ein massiver Rückgang gegenüber den 18,6 Milliarden Euro, die 2023 erwirtschaftet wurden. Auch der Umsatz entwickelte sich rückläufig: Er sank um 17 Prozent auf 156,9 Milliarden Euro.
>>> Auto-Produktion in Nordamerika: Wie deutsche Autobauer auf drohende US-Zölle reagieren
Die Ursachen für diesen starken Rückgang sind vielfältig und reichen von Produktionsverzögerungen über eine schwächelnde Nachfrage in den USA bis hin zu internen Umstrukturierungen. Gleichzeitig befindet sich der Konzern inmitten einer strategischen Neuausrichtung, die 2025 mit der Einführung mehrerer neuer Modelle vorangetrieben werden soll.
Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!
Ursachen für den Gewinneinbruch
Stellantis, der weltweit viertgrößte Automobilhersteller mit Marken wie Peugeot, Jeep, Fiat, Opel und Citroën, nennt mehrere Gründe für die schlechten Geschäftszahlen. Ein entscheidender Faktor ist die „vorübergehende Abwesenheit bestimmter Modelle im Angebot“, was zu Umsatzeinbußen führte. Darüber hinaus setzte das Unternehmen gezielte Verkaufsaktionen zur Reduzierung von Lagerbeständen um, was ebenfalls Druck auf die Margen ausübte.
>>> So wappnet sich Österreichs Automobilindustrie gegen Trump-Zölle
Insbesondere auf dem nordamerikanischen Markt hatte Stellantis mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die schleppende Nachfrage in den USA führte dazu, dass der Absatz monatelang hinter den Erwartungen zurückblieb. Zusätzlich belasteten Verzögerungen bei der Markteinführung neuer Modelle, die unter anderem auf Probleme mit der Elektronik zurückzuführen waren, die Geschäftsentwicklung.
Entdecken Sie jetzt
- Lesen
- Videos
-
Podcasts
- US-Zölle auf Stahl und Alu: Voestalpine und AMAG mit einer Milliarde betroffen | INDUSTRIEMAGAZIN 19.02.2025
- Pierer-Pleite: Wer „saniert“ jetzt eigentlich den Feuerwehrausrüster Rosenbauer? | INDUSTRIEMAGAZIN 12.02.2025
- DeepSeek bricht Open AI & Gemini Dominanz: Eine gute Nachricht für SAP (und die Industrie) | IM 05.02.2025
Schwieriges Geschäft in den USA
Der nordamerikanische Markt ist für Stellantis von zentraler Bedeutung, da er einen erheblichen Anteil am Gesamtumsatz des Konzerns ausmacht. Doch 2024 war insbesondere für die US-Tochter Chrysler ein schwieriges Jahr. Die Verkaufszahlen vieler Modelle lagen unter den Erwartungen, während Wettbewerber wie Tesla, General Motors und Ford in wichtigen Segmenten Marktanteile gewannen.
>>> Stellantis stellt sich neu auf - Management-Umstrukturierung und Suche nach neuem CEO
Ein weiterer Faktor ist der technologische Wandel: Stellantis hat zwar ambitionierte Pläne für die Elektrifizierung seiner Modellpalette, doch der Konzern hat Schwierigkeiten, sich gegen die starke Konkurrenz durchzusetzen. Vor allem Tesla und chinesische Hersteller wie BYD dominieren den Markt für Elektrofahrzeuge (EVs), während Stellantis mit Verzögerungen bei neuen Modellen zu kämpfen hatte.

Dazu kommt, dass das Unternehmen mit steigenden Kosten konfrontiert ist. Höhere Rohstoffpreise, steigende Lohnkosten und anhaltende Herausforderungen in den Lieferketten haben die Profitabilität weiter belastet. In diesem Zusammenhang entschied sich das Management für Kostensenkungsmaßnahmen, die jedoch nicht ausreichten, um die negativen Markttrends zu kompensieren.
Rücktritt von CEO Carlos Tavares und Auswirkungen auf die Strategie
Im Dezember 2024 trat der langjährige Stellantis-Chef Carlos Tavares mit sofortiger Wirkung zurück. Sein Rücktritt kam für viele Analysten nicht überraschend, da sich bereits in den Monaten zuvor abzeichnete, dass Stellantis seine ursprünglichen Profitabilitätsziele nicht erreichen würde.
Besonders kritisch war die Situation, als Tavares im September eingestehen musste, dass das Ziel einer zweistelligen Gewinnmarge für das Jahr 2024 nicht erreichbar sei. Dies war ein herber Rückschlag, da hohe Margen als entscheidend für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns gelten.
Nach dem Rücktritt von Tavares übernahm eine Interimsführung die Leitung des Unternehmens. Stellantis erklärte dazu: „In den 90 Tagen seit Beginn des Führungswechsels haben wir schnelle und entscheidende Maßnahmen ergriffen, um die Leistung und die Wirtschaftlichkeit zu verbessern.“
Zu diesen Maßnahmen gehörte unter anderem die „Priorisierung entscheidender Markteinführungen, um den sich entwickelnden Kundenbedürfnissen, insbesondere in den USA, besser gerecht zu werden.“ Die neue Konzernführung setzt darauf, durch gezielte Investitionen in innovative Technologien und neue Modelle wieder auf Wachstumskurs zu gelangen.

Elektromobilität als Schlüssel zur Zukunft
Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt Stellantis langfristig auf die Transformation zur Elektromobilität fokussiert. Der Konzern hat ehrgeizige Pläne: Bis 2030 sollen 100 Prozent der in Europa verkauften Neuwagen und 50 Prozent der in den USA verkauften Modelle vollelektrisch sein. Um dieses Ziel zu erreichen, plant Stellantis Investitionen in Höhe von über 30 Milliarden Euro in die Entwicklung neuer Elektrofahrzeuge sowie in den Ausbau der Batteriefertigung.
>>> Kippen Volkswagen und Audi das Verbrenner-Aus?
Dennoch gibt es einige Hindernisse: Die Einführung neuer Elektrofahrzeuge verzögert sich immer wieder, und die Nachfrage nach EVs ist in manchen Märkten schwächer als erwartet. Insbesondere in Nordamerika bleibt die Akzeptanz für Elektroautos hinter den Erwartungen zurück. Viele US-Kunden bevorzugen weiterhin Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, insbesondere SUVs und Pick-ups.
Ein weiteres Problem ist die Infrastruktur: Während Tesla über ein weitreichendes Ladenetzwerk verfügt, fehlt es Stellantis noch an einer ähnlich umfassenden Lösung für seine Elektrofahrzeuge. Ohne eine verbesserte Ladeinfrastruktur könnten viele potenzielle Kunden vom Kauf eines Elektrofahrzeugs abgeschreckt werden.
-
2024 war für das Unternehmen ein Jahr der starken Kontraste, in dem die Ergebnisse hinter unserem Potenzial zurückblieben, dennoch haben wir wichtige strategische Meilensteine erreicht.
Verwaltungsratschef John Elkann
Neue Modelle sollen die Wende bei Stellantis bringen
Trotz der schwierigen Lage gibt sich Stellantis optimistisch für die Zukunft. Das Unternehmen plant für 2025 die Einführung von zehn neuen Modellen, darunter mehrere vollelektrische Fahrzeuge. Diese sollen helfen, verlorene Marktanteile zurückzugewinnen und das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs zu bringen.
>>> ZF vor radikalem Umbruch: Droht die Zerschlagung des Autozulieferers?
Verwaltungsratschef John Elkann betonte in einer Erklärung: „2024 war für das Unternehmen ein Jahr der starken Kontraste, in dem die Ergebnisse hinter unserem Potenzial zurückblieben, dennoch haben wir wichtige strategische Meilensteine erreicht.“
Ein zentraler Fokus für 2025 wird die Optimierung der Produktionsprozesse sein. Stellantis will Kosten senken, die Effizienz steigern und die Lieferketten stabilisieren. Gleichzeitig wird verstärkt in Software und Digitalisierung investiert, um die Fahrzeuge der nächsten Generation wettbewerbsfähig zu machen.
Analysten gehen davon aus, dass Stellantis mittelfristig wieder auf Erfolgskurs kommen kann, wenn die strategischen Maßnahmen greifen. Allerdings wird viel davon abhängen, ob das Unternehmen seine Elektro-Strategie konsequent umsetzt und sich besser gegen die Konkurrenz behaupten kann.
Auf diese zehn Elektro-Modelle setzt Stellantis 2025
Stellantis plant für das Jahr 2025 die Einführung von zehn neuen Modellen, darunter mehrere vollelektrische Fahrzeuge, um seine Marktposition zu stärken und den Übergang zur Elektromobilität voranzutreiben. Hier sind die zehn angekündigten Modelle:
Abarth 600e: Ein kompakter, sportlicher Elektro-Crossover, der im Januar 2025 auf den Markt kommt.
Citroën ë-C3: Ein erschwinglicher Elektro-Kleinwagen, der ebenfalls im Januar 2025 erhältlich sein wird.
Fiat Grande Panda: Die Neuauflage des beliebten Stadtwagens, nun mit Elektroantrieb, geplant für das zweite Quartal 2025.
Jeep Avenger 4xe: Ein kompakter SUV mit Plug-in-Hybrid-Technologie, der im April 2025 debütiert.
Opel Grandland Electric Long Range: Ein SUV mit erweitertem Elektroantrieb, verfügbar ab dem zweiten Quartal 2025.
Peugeot E-3008 Long Range: Ein mittelgroßer Elektro-SUV mit großer Reichweite, dessen Markteinführung für das zweite Quartal 2025 geplant ist.
DS 4 E-Tense Elektro: Eine Premium-Kompaktlimousine mit Elektroantrieb, die im vierten Quartal 2025 auf den Markt kommt.
Lancia Ypsilon: Ein eleganter Elektro-Kleinwagen, dessen Markteinführung in Deutschland für Mitte 2025 geplant ist.
Leapmotor T03: Ein kompakter Elektro-Kleinstwagen des chinesischen Partners Leapmotor, der im ersten Quartal 2025 in Österreich eingeführt wird.
- Leapmotor C10: Ein mittelgroßer Elektro-SUV, ebenfalls von Leapmotor, der im zweiten Quartal 2025 auf den österreichischen Markt kommt.
Österreich-Chef Wildeis stellt Forderungen an kommende Regierung
Der Automobilkonzern Stellantis (Fiat, Opel, Peugeot, Jeep u. a.) sieht den österreichischen Kfz-Markt auch im Jahr 2025 vor großen Herausforderungen. Unternehmensprognosen zufolge wird sich der Gesamtmarkt seitwärts bewegen, während der Wettbewerb weiter zunimmt. Besonders der Diesel-Antrieb verliert weiter an Bedeutung, während der Markt für Elektroautos wächst. Laut Markus Wildeis, Österreich-Geschäftsführer von Stellantis, wird ein Viertel aller Stellantis-Neuwagen 2025 rein elektrisch betrieben sein.
>>> Bereitet Oliver Blume seinen Abschied von Porsche vor?
Von der kommenden Bundesregierung erwartet Wildeis klare Spielregeln und Unterstützung für die Erneuerung des Fahrzeugbestands. Der österreichische Pkw-Bestand sei durch Sparmaßnahmen immer älter geworden, das Durchschnittsalter der Fahrzeuge liege nun bei über zehn Jahren. Eine mögliche Lösung könnte eine Neuauflage der Verschrottungsprämie sein – ob Stellantis eine solche Maßnahme befürwortet, ließ Wildeis jedoch offen.
In Österreich sind derzeit rund eine Million Stellantis-Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs. Angesichts der aktuellen Herausforderungen bleibt der Konzern dennoch optimistisch und setzt auf eine breitere Modellpalette sowie strategische Partnerschaften, um Marktanteile zu sichern.

Agenturmodell mit Startschwierigkeiten – Stellantis stabilisiert Marktposition
Laut Wildeis befindet sich die europäische Automobilbranche weiterhin in einer „disruptiven Phase“. Während vor der Corona-Pandemie jährlich 17 bis 18 Millionen Neufahrzeuge in Europa verkauft wurden, sind es aktuell nur noch 15 bis 16 Millionen. Gleichzeitig profitieren andere Regionen: Während China mit Überkapazitäten kämpft und die USA ihren Markt durch Handelsbarrieren schützen, habe Europa in den vergangenen Jahren zu wenig unternommen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Selbstkritisch äußerte sich Wildeis zum 2023 eingeführten Agenturmodell, bei dem Händler nicht mehr auf eigenes Risiko Fahrzeuge kaufen und weiterverkaufen, sondern als Makler fungieren. Diese Umstellung führte 2023 zu einem schwierigen Jahr für Stellantis. Doch mittlerweile hat sich der Konzern gefangen:
- 2024 wurde wieder Marktanteil gewonnen, der Anteil von Stellantis am österreichischen Markt beträgt mittlerweile 12,9 Prozent.
- Mittelfristiges Ziel: 15 Prozent Marktanteil.
- Besonders erfolgreich war Peugeot, das zu den größten Gewinnern des Automarkts zählt.
- Im Nutzfahrzeugsegment hat Stellantis in der zweiten Jahreshälfte 2024 erneut die Marktführerschaft zurückerobert.
„High Tech for Low Cost“: Erschwingliche Elektroautos
Der E-Auto-Markt bleibt für Stellantis ein zentraler Wachstumsbereich. Wildeis geht davon aus, dass der Anteil an Elektrofahrzeugen weiter steigen wird. 2025 startet der Konzern eine umfangreiche Modelloffensive, die neben neuen E-Autos auch eine Neuausrichtung bei SUVs umfasst.
„Wir erneuern bei Opel die ganze SUV-Palette“, erklärte Wildeis. Diese Strategie kommt nicht von ungefähr: 49 Prozent der Neuzulassungen im österreichischen Gesamtmarkt entfielen 2024 auf Fahrzeuge mit alternativen Antrieben, 17 Prozent waren rein elektrisch.
Ein weiteres strategisches Ziel von Stellantis ist die Förderung erschwinglicher Elektroautos. Kritiker bemängeln oft, dass E-Fahrzeuge zu teuer seien. Wildeis tritt dieser Meinung entgegen: Stellantis werde verstärkt auf Elektroautos in der Kleinwagen- und Kompaktklasse setzen. Auch die Preise für E-Autos würden sich zunehmend den Verbrennern annähern.
Ein wichtiger Schritt für Stellantis ist die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Hersteller Leapmotor. Ab kommender Woche wird Stellantis in Österreich zwei Leapmotor-Modelle anbieten. Wildeis bewirbt die Kooperation als „High Tech for Low Cost“, womit leistungsfähige und erschwingliche Elektroautos aus China auf den europäischen Markt gebracht werden sollen.
Mit dieser Partnerschaft will Stellantis den wachsenden Markt für günstige E-Fahrzeuge adressieren und sich gegen Wettbewerber wie Tesla und BYD behaupten.
Stellantis in Italien unter Druck – Produktionseinbruch in Werken
Trotz der Marktturbulenzen zeigt sich Stellantis in Österreich zuversichtlich. Laut Wildeis sind die Auftragsbücher gut gefüllt, die Bestellungen reichen bereits für die ersten drei Monate des Jahres 2025. Aktuell betreut der Konzern hier zehn Marken und betreibt 172 Vertriebsstandorte. In Österreich sind rund 3.000 Mitarbeiter für Stellantis tätig.
Ein wichtiger Meilenstein für 2025 ist die Eröffnung der neuen Zentrale im Forum Schönbrunn in Wien, die im zweiten Quartal 2025 fertiggestellt werden soll.
Dennoch bleibt eine große Unsicherheit: Die geplante Verschärfung der EU-CO₂-Ziele im Jahr 2025 könnte die gesamte Automobilbranche unter Druck setzen. Hier fordert Wildeis eine bessere Abstimmung zwischen der EU und den nationalen Regierungen, um eine ausgewogene Förder- und Regulierungsstrategie für den Fahrzeugmarkt zu schaffen.
Während Stellantis in Österreich positive Entwicklungen verzeichnet, sieht die Lage in Italien düster aus. Als mit Abstand wichtigster Autobauer Italiens betreibt Stellantis dort fünf große Werke, die Modelle von Fiat, Maserati, Alfa Romeo und Lancia produzieren.
Laut Gewerkschaftsangaben ist die Produktion im Hauptwerk Mirafiori in Turin 2024 um 70 Prozent eingebrochen. Noch dramatischer ist die Situation im Maserati-Werk in Modena, wo der Produktionsrückgang 79 Prozent betrug.
Diese Zahlen verdeutlichen die anhaltenden Herausforderungen auf dem italienischen Markt, wo Stellantis mit schwacher Nachfrage und Überkapazitäten kämpft.
