In Thüringen laufen die Produktionslinien bereits, Ungarn und Spanien sollen bald folgen: CATL treibt seine Expansion in Europa mit hohem Tempo voran. Der chinesische Batteriegigant errichtet strategisch platzierte Werke, um zentrale Automobilkunden direkt vor Ort beliefern zu können – maßgeschneidert für die jeweiligen OEMs. Mit der Lokalisierungsstrategie will sich CATL nicht nur Marktanteile sichern – sondern auch die Nähe zum jeweiligen Abnehmer stärken.
Im thüringischen Arnstadt betreibt der chinesische Batteriehersteller über seine hundertprozentige Tochtergesellschaft Contemporary Amperex Technology Thuringia (CATT) sein erstes europäisches Werk. Seit dem Produktionsstart im Dezember 2022 werden dort Lithium-Ionen-Batteriezellen für Elektrofahrzeuge gefertigt – vor allem für Volkswagen, den größten europäischen Abnehmer von CATL-Batterien. Das Werk ist auf eine jährliche Produktionskapazität von 14 Gigawattstunden (GWh) ausgelegt, perspektivisch soll es auf bis zu 50 GWh erweitert werden. Aktuell beschäftigt das Werk rund 1.700 Mitarbeitende, darunter auch chinesische Fachkräfte, die beim Hochlauf der Produktion unterstützen. Mittelfristig soll das Personal vollständig lokal besetzt werden. Ergänzend betreibt CATL ein Logistikzentrum in Erfurt und plant ein weiteres im nahen Nohra.
Im ungarischen Debrecen entsteht derzeit das größte europäische Batteriezellenwerk des Konzerns – ebenfalls über eine Tochtergesellschaft, die Contemporary Amperex Technology Hungary. Mit einer geplanten Jahreskapazität von bis zu 100 GWh, soll die Produktion im Herbst 2025 starten. Beliefert werden von Ungarn aus vor allem BMW und Mercedes-Benz. Bis Ende 2025 sind etwa 2.000 Arbeitsplätze geplant, langfristig sollen es bis zu 9.000 werden.
In Figueruelas bei Zaragoza, Spanien, bauen CATL und Stellantis gemeinsam eine neue Batteriefabrik im Rahmen eines 50:50-Joint-Ventures. Die Investitionssumme liegt bei rund 4,1 Milliarden Euro, die Produktionsaufnahme ist für Ende 2026 vorgesehen. Die Jahreskapazität soll bei bis zu 50 GWh liegen. Ziel ist es, vorrangig die spanischen Stellantis-Werke zu beliefern. Ab Produktionsstart sollen rund 3.000 Beschäftigte am Standort arbeiten.
Alle großen europäischen Autohersteller – Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz und Stellantis – erhalten damit jeweils ein eigenes, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes CATL-Werk in Europa, direkt vor ihrer Haustür. Was aus chinesischer Perspektive eine erfolgreiche Expansion-Strategie ist, bedeutet für die europäischen Autobauer eine wachsende Abhängigkeit. Doch der technologische Rückstand zwingt sie zur Kooperation mit chinesischen Herstellern wie CATL – nicht aus Überzeugung, sondern aus Notwendigkeit.
>>> Fords Kampf um Köln - Streik, Sparkurs und die Frage nach der Zukunft in Europa