Arbeitsmarkt in Österreich : Österreichs Wirtschaft: Die Zukunft gehört den Fleißigen

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Österreichs Wirtschaft im Wandel: Fachkräftemangel, Pensionslücke und Steuerbelastung. Erfahren Sie, wie Arbeit und Leistung die Zukunft gestalten.

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Energiekrise, Rekordinflation, Konjunktureinbruch, Fachkräftemangel, demografische Krise, Pensionsloch, steigende Staatsschulden, Gesundheitskrise etc. Man könnte dieser Liste bestimmt noch einige Punkte hinzufügen. Die Summe der Baustellen im Land ist alles andere als „normal“. Egal ob Wettbewerbsfähigkeit, Innovation, Korruption, Demokratie oder Pressefreiheit, in fast allen internationalen Rankings ist Österreich in den letzten Jahren abgestiegen. „Es ist etwas faul im Staate Österreich“, könnte man ein Zitat aus Shakespeares „Hamlet“ bemühen.

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Wer bei Hamlet an Dänemark denkt, hat den Wink verstanden, denn das nordische Land, welches durchaus vergleichbare Indikatoren zu Österreich aufweist, zeigt, dass es auch anders geht, steht Dänemark doch bei der Wettbewerbsfähigkeit weltweit an der Spitze. Trotz hoher Steuern, trotz hohem Lohnniveau und trotz hoher Energiepreise. Überhaupt droht eine Reihe von kleineren Ländern in Europa, darunter unser geschätzter Nachbar, die Schweiz, uns bei Wettbewerbsfähigkeit, Innovation, Kaufkraft etc. abzuhängen.

Dabei haben Dänen, Schweizer, Niederländer, Schweden, Iren und Co. durchaus dieselben Probleme wie wir. Die Politik kann also keinen österreichischen Sonderfall als Rechtfertigung für Österreichs schwächelnde Performance vorschieben. Die Ursachen liegen in jahrzehntelangen Reformverweigerungen, etwa beim Pensionssystem, im Arbeitsmarkt, der Energiepolitik oder im Gesundheitswesen. Jetzt kommt alles zusammen und die Politik muss an mehreren Fronten eingreifen, doch die Summe der Probleme droht das System zu überfordern, denn wirksame Antworten scheint irgendwie keine Partei parat zu haben.

Blutjunge Rentner, entspannte Arbeitslose, untätige Minister: Wir haben uns an Zustände gewöhnt, die in anderen zivilisierten Ländern als äußerst seltsam gelten würden.
Agenda-Austria Chef, Franz Schellhorn

Der ganz „normale“ Wahnsinn

Normal war diesen Sommer fast nichts, weder das Wetter noch das politische Klima. Obwohl die Wirtschaftsforscher seit Monaten vor einer Rezession warnen, war die Politik mit völlig Nebensächlichem beschäftigt, zumindest mit Dingen, die gerade nicht Priorität haben. Ob nun Bargeld in die Verfassung soll, das Wörtchen „normal“ im entsprechenden Kontext schon „präfaschistoid“ ist oder ob wir eine 32-Stunden-Woche brauchen, liefert auf die drängenden Probleme des Landes keine kausale Antwort. Der 15. August war aber ein symbolisches Datum, das vielleicht viel eher mit den Problemen des Staates in Verbindung steht: der Tax Freedom Day. Mehr als ein halbes Jahr müssen die Österreicher für den Staat arbeiten, erst Mitte August bleibt ihnen rein rechnerisch etwas für das eigene Börserl übrig.

„Blutjunge Rentner, entspannte Arbeitslose, untätige Minister: Wir haben uns an Zustände gewöhnt, die in anderen zivilisierten Ländern als äußerst seltsam gelten würden“, kommentiert etwa der Agenda-Austria Chef, Franz Schellhorn, in der Zeitschrift „Profil“ die Lage der Nation. Der ganz „normale“ Wahnsinn, an den wir uns in Österreich scheinbar so sehr gewöhnt haben, ist die eklatante Diskrepanz zwischen Leistungsanspruch und Leistungsbereitschaft. Man könnte es als kollektive kognitive Dissonanz bezeichnen, dass wir das, was wir vom Staat erwarten, nicht in Einklang mit dem bringen, was wir bereit sind dafür zu leisten. Dabei muss eines klar sein: Wer einen leistungsfähigen, wirtschaftlich starken Sozialstaat will, muss dafür bereit sein, etwas zu tun.

Das 32-Stunden-Drama

Beginnen wir beim Kernproblem, dem Arbeitsmarkt. Er ist der feste Untergrund, auf dem die Säulen des Staates ruhen. Seit Jahren gibt es einen veritablen Fachkräftemangel im Land, der sich zu einem allgemeinen Arbeitskräftemangel ausgeweitet hat. Verschärft wird die Situation durch die bereits einsetzende Pensionierungswelle der Baby-Boomer-Generation, die massive Personallücken quer durch alle Branchen und Bereiche schlagen wird. Nicht nur private Unternehmen sind davon massiv betroffen, sondern vor allem öffentliche Einrichtungen, etwa im Gesundheitswesen, in der Bildung und der Verwaltung.

Das Problem ist seit Jahrzehnten bekannt, doch wie auf diesen Engpass von Humankapital adäquat reagiert werden kann, ist bis heute von der Politik unbeantwortet geblieben. Qualifizierte Zuwanderung findet leider bei Weitem nicht im benötigten Ausmaß statt, jene ins Sozialsystem leider übergebührlich.

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Ziemlich sicher ist, dass Vorschläge, wie eine allgemeine 32-Stunden-Woche einzuführen, keine ursächliche Lösung des Problems bieten kann. Laut WKO würde das eine Verdoppelung der unbesetzten Stellen bedeuten und über das Jahr gerechnet 434 Millionen nicht geleisteter Arbeitsstunden verursachen. Arbeitnehmer-Organisationen plädieren aber dafür, um für die Menschen eine Entlastung einerseits und eine relative Lohnsteigerung andererseits zu erwirken, denn die Arbeitszeitreduktion versteht sich natürlich mit vollem Lohnausgleich zu einem aktuellen 40-Stunden-Job. Was für die Work-Life-Balance gut klingt, ist aber keine Lösung für die Problematik des Arbeitskräftemangels, ohne nicht massive Leistungseinbußen für die Gesellschaft zur Folge zu haben. Wenn etwa im Gesundheitsbereich weniger Stunden gearbeitet wird, dann entstehen noch mehr Versorgungslücken, als ohnehin schon existieren.

Wie aber die Versorgung von Dienstleistungen mit einer kürzeren Arbeitszeit garantiert werden soll, erschließt sich logisch nicht, wenn immer weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zur Verfügung stehen, die Gesamtbevölkerung aber stetig steigt. Es können jetzt schon über 200.000 Stellen im Land nicht besetzt werden.

Portrait of mature manual worker in work helmet standing with arms crossed and looking at camera
Die Baby-Boomer-Generation stellt aktuell noch das Rückgrat am Arbeitsmarkt dar, doch die Pensionierungswelle ist jetzt da. Ohne Anhebung des Pensionsantrittsalters und ohne Anreize, länger zu arbeiten, wird das Pensionssystem unfinanzierbar. - © Getty Images

Weniger Arbeit ist bereits Realität

Seit 20 Jahren ist die tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit laut Eurostat in Österreich rückläufig. Sie liegt im Jahr 2022 bei 33,7 Stunden, bezieht man Teilzeit mit ein. Österreich hat mit rund 30 Prozent eine der höchsten Teilzeitquoten in Europa. Über die Hälfte der Teilzeitarbeit entfällt auf Frauen. Ein Hauptfaktor, warum sich so viele Menschen meistens freiwillig dafür entscheiden, ist, dass eine einfache steuerliche Rechnung ergibt, dass sich mehr Leistung einfach nicht auszahlt. Die Netto-Differenz zwischen Vollzeit- und Teilzeitlöhnen ist zu unattraktiv, um Vollzeitjobs wirklich zu fördern. Dass die Menschen dann darüber jammern, sich das Leben nicht mehr leisten zu können, ist aber eine selbstverantwortete Folge des überbordenden Teilzeittrends. Wer weniger arbeitet, hat weniger Kaufkraft und am Ende eine geringere Pension. Soll das jetzt zulasten jener gehen, die viel arbeiten?

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Auf betrieblicher Ebene gibt es nur zwei Faktoren, wie eine Arbeitsreduktion ohne Umsatzverlust funktioniert: Entweder die Mitarbeiter leisten in weniger Stunden gleich viel oder mehr, sodass das Angebot gleichbleibt, oder man reduziert das Angebot und erhöht stattdessen die Preise. In den allermeisten Branchen lässt sich aber weder in kürzerer Zeit dieselbe Leistung erbringen, noch lasen sich höhere Preise beim Endkunden durchsetzen. Hohe Lohnnebenkosten verhindern zudem, dass die Einstellung von mehr Personal sich betriebswirtschaftlich darstellen lässt. Für den Endkunden bedeutet das fast immer entweder Angebotsverknappung oder Preissteigerung.

Pensionslücke immer größer

Eines der größten Probleme im Bezug auf die Arbeitsleistung im Land betrifft die Pensionen. Ein Viertel des gesamten Bundeshaushalts muss für das staatliche Pensionssystem aufgewandt werden. Für die kommenden fünf Jahre müssen 160 Milliarden Euro zugeschossen werden, was 43 Prozent der Staatsverschuldung Stand heute entspricht. Der demographische Wandel führt dazu, dass immer weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Pensionssystem finanzieren müssen. Die Last wird auf immer weniger Menschen verteilt und diese müssten rein rechnerisch immer mehr einzahlen. Den meisten ist gar nicht bewusst, welche Belastungslawine in wenigen Jahren auf die jungen Generationen zurollt!

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Dieses Problem lässt sich mit Arbeitszeitverkürzung nicht lösen. Die Rechnung ginge auf, wenn wir grundsätzlich mehr Menschen in den Arbeitsmarkt und in Vollzeitjobs bringen würden, sodass sich die Gesamtsumme an jährlich geleisteten Arbeitsstunden in Österreich nicht verringert bzw. erhöht und somit auch die Summe der Beitragszahler steigt. Work-Life-Balance ist ein falsches Versprechen, wenn unter dem Strich ein massiver Verlust staatlicher Leistung daraus resultiert. Die aufklaffende Pensionslücke wurde von der Politik seit Jahrzehnten mit dem Mantra „Die Pensionen sind sicher“, kalmiert. Die Frage ist nur, in welcher Höhe? Zum Vergleich: Österreich hat eine Staatsverschuldung von rund 78 Prozent des BIP, Dänemark nur 33,2 Prozent und das Pensionssystem ist ausfinanziert.

Die Steuern der einen, das Versprechen der anderen

Dass es aber in Österreich immer noch viele Menschen gibt, die sehr fleißig sind und sich dadurch ein kleines oder größeres Vermögen aufbauen konnten, bringt die Neider auf den Plan, die nicht selten jeden Zusammenhang zwischen Wohlstand und Leistung in Abrede stellen. Wer in Österreich vermögend ist oder viel verdient, steht immer im Generalverdacht, zu wenig für die Allgemeinheit beizutragen. In Österreich hat man es zur vollendeten Kunst gebracht, ein völlig falsches Bild darüber zu erzeugen, wie die Steuerlasten tatsächlich verteilt sind. Aktuell ist es so, dass die oberen 50 Prozent der Einkommensbezieher fast 95 Prozent des Lohnsteueraufkommens erwirtschaften. Jedem Vermögen geht also in der Regel eine hohe Steuerlast voraus. Darüber hinaus kennt Österreich eine Vielzahl von vermögensbezogenen Steuern, die von Grundsteuer bis Kfz-Steuer reichen.

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Österreich leistet sich nicht nur eine der höchsten Steuer- und Abgabenquoten in der EU, befindet sich mit rund 37,40 Euro auch bei den Lohnnebenkosten pro Arbeitsstunde im Spitzenfeld. Im verarbeitenden Gewerbe sogar 43 Euro. Im vergangenen Jahr hat der Staat dank Inflation fast 10 Milliarden Euro Mehreinnahmen erwirtschaftet. Die Einnahmen aus der Körperschaftssteuer sind dabei am stärksten um über 45 Prozent gestiegen.

Reichtum verpflichtete. Insofern findet sich immer schnell jemand, der in Österreich neue Vermögenssteuern oder Erbschaftssteuern fordert, selten wird das aber mit einer deutlichen Reduktion der Steuerlast unterer und mittlerer Einkommen verbunden. Das wäre aber das wichtigste Wohlstandsversprechen des Staates, zunächst den Vermögensaufbau wieder zu erleichtern, bevor man auf Vermögen zugreift. Darauf aufbauend kann man dann eine Debatte führen, wie die Steuerlast entsprechend der Leistungsfähigkeit verteilt wird, doch wie sieht es mit der Leistungsfähigkeit des Staates aus?

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Staatliches Wohlstandsversprechen erodiert

Leistung erbringt und Steuern zahlt nur jemand gern, wenn die Gegenleistung des Staates auch stimmt. Doch leider ist Österreich in den letzten Jahren immer weniger in der Lage, sein staatliches Leistungsportfolio zu erfüllen. Im Gesundheitssystem sind die Menschen mit überfüllten Krankenhäusern und langen Wartezeiten konfrontiert. Im Bildungssystem stimmt das Betreuungsverhältnis schon lange nicht mehr, ganz zu schweigen von einer Modernisierung der Strukturen und Lehrinhalte. Die öffentliche Verwaltung verkommt hingegen mit einer falsch verstandenen Digitalisierung zum „Do-it-yourself-Laden“. In immer mehr staatlichen Bereichen stellt sich eine Mangelwirtschaft ein.

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Die Leistungsversprechen werden weder im Gesundheitsbereich, beim öffentlichen Verkehr, im Bildungssystem, bei der Energieversorgung noch bei der Infrastruktur weiterhin erfüllt. Zudem geht die Lohn-Produktivitätsschere seit Jahren weiter auf. Demgegenüber werden die Kosten für den Staat aber immer teurer. Die Staatsausgaben liegen bei 52 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Geld scheint genug da zu sein. Inzwischen geben wir aber beinahe jeden zweiten Euro für das Sozialsystem aus und trotzdem verschlechtert sich die Qualität staatlicher Leistungen. Das Wohlstandsversprechen des Staates erodiert und die Menschen verlieren den Glauben daran, den sozialen Aufstieg mit eigener Kraft zu schaffen. Warum?

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Arbeit und Leistung neu denken

Es wäre natürlich zu einfach, zu fordern, die Steuern auf Arbeit müssen gesenkt, oder staatliche Zuschüsse müssen erhöht werden. Ebenso, wie es zu einfach ist, eine 32-Stunden-Woche oder Millionärs- bzw. Erbschaftssteuern zu fordern. Auch eine Erhöhung der Arbeitszeit oder Leistung nach rein monetären Aspekten zu bewerten, geht an die Ursachen nicht heran.

Wenn sich Fleiß und Arbeit wieder lohnen sollen – und das müssen sie – braucht es zunächst einen Neuen Zugang dazu, was wir unter beidem verstehen. Die Wertehaltung der Baby-Bommer-Generation ist ein Auslaufmodell. Sie hat Leistung allzu oft über Gesundheit und Wohlstand über Bedarf und Nutzen gestellt. Die Generationen X und Z denken anders. Doch viele verstehen diese veränderte Wertehaltung als fehlende Leistungsbereitschaft. Doch es fehlt nichts, es haben sich nur die Rahmenbedingungen geändert, unter denen Menschen heute breit sind, etwas zu leisten. Arbeit wird auf ihren Sinn hinterfragt, Gesundheit ist wichtiger geworden als bedingungsloses Karrierestreben und materieller Wohlstand wird auf seinen Nutzen hin neu definiert.

Auf diesem veränderten Wertebewusstsein muss nicht nur der Staat sein neues Wohlstandsversprechen begründen, sondern auch die Wirtschaft. Die Situation der Frauen am Arbeitsplatz bedarf dabei besonderer Aufmerksamkeit. Die schiere Flut an Diskriminierungsfällen zeigt, dass vor allem ihre Leistungen nicht adäquat gewürdigt werden. Was wir brauchen, ist ein Kulturwandel in Bezug auf Fleiß und Arbeit, den aber nicht nur der Staat leisten kann, sondern zu dem auch die Unternehmen ihren Teil beitragen müssen. Internationale Studien zeigen, dass Arbeit in Österreich immer noch sehr hierarchisch und verwaltungsorientiert strukturiert ist und zu viele Nullsummenjobs generiert. Das sind Tätigkeiten, die keinen gesellschaftlichen oder unternehmerischen Mehrwert erzeugen.

In Ländern wie Dänemark, Schweden, Irland, den Niederlanden oder der Schweiz, die grundsätzlich auch unter Arbeitskräftemangel leiden und hohe Arbeitsbesteuerung kennen, ist man schon einen bedeutenden Schritt weiter. Dort macht man sich Gedanken, welche Arbeit wirklich nützlich und produktiv ist und wo die Menschen entsprechend ihren Fähigkeiten am besten eingesetzt werden können. Es geht also darum, der Arbeit mehr Sinn zu geben, nicht Arbeit stückweise abzuschaffen.

So sind Dänemark, Norwegen oder Schweden mit einem der höchsten Anteile öffentlicher Verwaltungsbediensteter enorm serviceorientierte Staaten geworden, wo staatliche Leistungen in Relation zu ihren Kosten stehen. Menschen werden vermehrt dort eingesetzt, wo es entsprechende Betreuungsverhältnisse braucht. Etwa in der Pflege, Bildungs- oder Gesundheitsbereich, während Digitalisierung in Produktionsbetrieben dafür sorgt, dass mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer innovationsgetriebenen Tätigkeiten nachgehen können. Die unsägliche Neidkultur in unserem Land, die von linken und rechten Populisten befeuert wird und ständig in Täter und Opfer unterteilt, ist hingegen Gift für jeglichen progressiven Zugang zu Arbeit und Fleiß.

Anreiz und Notwendigkeit

Die Verhaltenspsychologie kennt im Grunde zwei intrinsische Motivationen, nach denen die Menschen ihr Handeln ausrichten: Notwendigkeit und Anreiz. Fleiß und Leistung werden demnach überall dort erbraucht, wo es schlichtweg notwendig ist. Etwa im Gesundheitsbereich, wo Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal fast schon unmenschliches leisten, damit die Versorgung aufrecht bleibt. Auch die Katastrophenhilfe, wie in diesem Sommer wieder notwendig, wäre nicht denkbar, ohne die Leistungsbereitschaft so vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer. Sie tun es, weil es notwendig ist. Weil sonst unsere Gesellschaft nicht mehr funktioniert. Meistens auch ohne Bezahlung.

Und überall dort, wo Arbeit und Fleiß mit den nötigen Anreizen verbunden sind, etwa leistungsgerechte Entlohnung, sinnstiftende Tätigkeit, Eigenverantwortung, Anerkennung und Wertschätzung sowie persönliche Entwicklungs- und Entfaltungsperspektiven, sind die Menschen ebenfalls motiviert, sich zu engagieren. Eine Politik, die Arbeit wegrationalisieren will und die die Menschen immer mehr in ihre Abhängigkeit treibt, schafft aber die völlig falschen Anreize. Denn Ansprüche, die aus einem Abhängigkeitsverhältnis herrühren, werden nie gestillt werden können. Nur finanzielle Unabhängigkeit und persönliche Entfaltungsmöglichkeiten schaffen das Substrat für wahre innere Zufriedenheit.

Die Zukunft gehört den Fleißigen

Es wird Aufgabe der Politik sein, gemeinsam mit der Wirtschaft und den Sozialpartnern ein neues Verständnis von Arbeit und Leistung zu definieren und die nötigen Anreize zu setzen, damit Arbeit über die reine Notwendigkeit hinaus wieder sinnstiftend ist und sich wieder lohnt. Denn eines ist klar: wenn Arbeit Sinn macht, dann braucht es keine Arbeitszeitverkürzung und je mehr Fleiß belohnt wird, desto mehr Wohlstand entsteht für uns alle. Und egal, wie wir Arbeit und Leistung zukünftig definieren, ein neues Wohlstandsversprechen des Staates kann nur lauten, dass die Zukunft den Fleißigen gehört. Dann geht’s auch wieder aufwärts mit unserem Land.

So arbeitet die Generation-Z

Leistungsanspruch:

  • sinnvolle Arbeitsstrukturen und geregelte Abläufe
  • positive Auswirkung der eigenen Arbeit sichtbar machen
  • leistungsbereit, aber achtet körperliche Grenzen

Kommunikation:

  • wertschätzend in sanften Hierarchien, formloses Du
  • Smartphone, digitale Plattformen, Videocalls, Sprachnachricht
  • nur während der offiziellen Arbeitszeit erreichbar (Work-Life-Separation)

Motivation:

  • effiziente Lösungswege, strukturierte Prozesse, Feedback
  • störungsfreie Rückzugsmöglichkeiten, tragbare Verantwortung
  • wieder anwendbare Lerneffekte

Lernen:

  • Workshops, Webinare, Lernvideos, digitale Lernplattformen
  • Gut strukturiert, spielerisch, regelmäßige Lerninhalte
  • Abschluss-Test

Konflikt:

  • kritisch, bewusste persönliche Abgrenzung zur Arbeit
  • lösungsorientierte, zielführende Kommunikation
  • begründbare Verbesserungsvorschläge bringen

Benefits:

  • eigenes Büro, Teilzeit-Modelle, großzügige Urlaubsregelungen
  • Elternzeit und Teilzeit-Rückkehr, betriebliche Vorsorgeleistungen
  • (ehrliche) Corporate Responsibility, Weiterbildungsmöglichkeiten
  • erreichbare und klar kommunizierte Karriereschritte
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Die Generation Z arbeitet anders. Gesundheit und Sinnerfüllung stehen im Vordergrund. Firmen, die verstanden haben, den Wertewandel mitzugehen, haben kaum Personalprobleme. - © Getty Images
  • Der ganz normale Wahnsinn, an den wir uns in Österreich scheinbar so sehr gewöhnt haben, ist die eklatante Diskrepanz zwischen Leistungsanspruch und Leistungsbereitschaft.

  • Wer in Österreich vermögend ist oder viel verdient, steht immer im Generalverdacht, zu wenig für die Allgemeinheit beizutragen.

  • Das Wohlstandsversprechen des Staates erodiert und die Menschen verlieren den Glauben daran, den sozialen Aufstieg mit eigener Kraft zu schaffen. Es geht darum, der Arbeit mehr Sinn zu geben, nicht Arbeit stückweise abzuschaffen.