Treibstoffpreise : Logistikexperte: „Dank hohem Dieselpreis nur Gewinner“
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ROLL ON: Die Logistik weltweit ist im Umbruch. Was hat sich für heimische Logistiker konkret geändert?
Franz Staberhofer: Es geht heute viel mehr um Kooperation, denn beide Seiten - Industrie und Handel auf der einen und Dienstleister auf der anderen – haben gelernt, dass sie zusammenarbeiten müssen. In der Vergangenheit war der Transporteur in der Sichtweise von Industrie und Handel eher nur ein Erfüller, der nach Kosten bewertet wurde. Jetzt ist Transport deutlich teurer geworden, außerdem gibt es Engpässe - und deshalb sind beide Seiten gezwungen, miteinander zu reden und zu kooperieren.
Einige Unternehmen haben schon immer kooperativ gedacht und gearbeitet, für die hat sich nicht viel verändert. Die haben auch nicht diese hohen Preissprünge und Preisentwicklungen miterlebt. Aus meiner Sicht ist es deshalb positiv, dass der Dieselpreis gestiegen ist - denn das war ein wirkliches Triebmittel der Kooperation. Damit müssten alle Beteiligten am Ziel arbeiten, achtsam mit Energie umzugehen und die dazu notwendigen Voraussetzungen schaffen.
Gleichzeitig haben die Logistik-Dienstleister eine andere Beachtung bei ihren Verladern. Durch die verbesserte Kooperation erreicht man einen höheren Service-Level und gleichzeitig auch eine CO2-Reduktion. Ich sehe in dem Ganzen ausnahmslos Gewinner, deshalb hoffe ich, dass der Preis auf dem Niveau bleibt.
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"Österreich in einer führenden Stellung"
Wie sind österreichische Logistiker in Sachen Zukunft aufgestellt? Behandeln sie die aktuellen Zukunftsthemen?
Staberhofer: Vorweg: Es gibt generell zu wenige Menschen, die jene Arbeit machen, die derzeit im Überfluss vorhanden wäre - und wenn man sich die Bevölkerungsentwicklung ansieht, wird sich das wohl auch nicht ändern. Und da gibt es vor allem in der Intralogistik die Möglichkeit, über sinnvolle Digitalisierung das zu ersetzen, wofür Menschen nicht mehr existent sind.
Ich würde sagen, Österreich ist innerhalb von Europa in diesem Bereich in einer führenden Stellung - und damit meine ich nicht nur die Lagerproduzenten, die Knapps und TGWs und Voestalpine. Auch im Bereich der FT-Systeme oder im Bereich von Kanban etc. gibt es hierzulande viele gute Anbieter, die europaweit Bedeutung haben.
Wir wollen übrigens am Futurelab, das im Zuge des VNL-Tages im Oktober in Linz über die Bühne geht, zum Tun anregen. Wir haben im VNL die Vision, das beste Land Europas zum Thema Logistiksysteme zu werden. Die Firmen sind da - und zwar die Anbieter als auch die Bedarfsträger -, Kreativität haben die Österreicher auch, also sollten wir das zusammenführen. Man muss das nur ernsthaft betreiben.
EVENTTIPP: Der 29. Österreichische Logistiktag des VNL
findet am 4. und 5. Oktober im Design Center Linz statt. Unter dem Motto „Perspektivenwechsel“ sollen mit Praxisbeispielen aus Industrie und Handel „vorbildliche Umsetzungen“ und die Wege dorthin beleuchtet werden. Auch die „Start-up-Lounge“ ist wieder Teil der Fachausstellung sowohl am Österreichischen Logistik Tag, als auch beim „Logistik Future Lab“ am Vortag.
Bei der Eröffnungskeynote werden Perspektiven der globalen Warenströme besprochen, weitere Themen sind etwa Endkundenlogistik, Supply-Chain-Resilienz und finanzielle Performance, Innovation und Nachhaltigkeit in der Lieferkette, High-Performance B2B-Servicelogistik oder die Intralogistik von Produktionsunternehmen. Bei der Abschlusskeynote spricht der Kommandant der Heereslogistikschule, Stefan Lampl, über die Militärlogistik des 21. Jahrhunderts mit Erkenntnissen aus aktuellen Krisen.
I steht für International
Wie steht Österreich im Vergleich zu anderen EU-Ländern aktuell da?
Staberhofer: Es ist eine Tatsache, dass sich die Produktivität Österreichs gegenüber Deutschland in den letzten drei Jahren deutlich verbessert hat. In dieser Zeit war der Basiswert Deutschlands auf der Ebene 100, oder ist sogar leicht gesunken, Österreich ist auf fast 130 gestiegen. Hier scheint in Summe etwas besser gemacht worden zu sein. Wenn man diese veränderlichen Randbedingungen als Chance sieht, kann man das weiter stärken.
Kürzlich wurden die Studiengänge Internationales Logistik Management (ILM) und der Masterstudiengang Supply Chain Management (SCM) am Logistikum aktualisiert. Was hat sich konkret verändert?
Staberhofer: Im Studiengang ILM im Lehrgang steht das „I“ unverändert für International. Teil ist unverändert das obligatorische Auslandssemester, und haben es um das Thema Informatik ergänzt. Damit erhalten die Studierenden die Werkzeuge, um Technologien auch wirklich nutzen zu können. Das zweite Thema ist, Nachhaltigkeit mehr in den Fokus zu rücken. Nachhaltigkeit ist mittlerweile auf das Wort CO2-Reduktion degeneriert worden. Wir wollen aber die drei Kategorien Mensch, Wirtschaft und Umwelt zusammen denken und mit Projekten – egal ob etwa in Unternehmensprojekten oder Bachelorarbeiten – ins Wirken bringen. Also keine Aktualisierung für den Mainstream, sondern für den Nutzen.
Im Master bleibt die geschützte Managementmethode KEU – Kreativität, Entscheidung und Umsetzung -, das Rückgrat für die Vermittlung der Inhalte. Wir vermitteln die Themen Nachhaltigkeit, Technologie, Digitalisierung und Mensch in der neuen Prägung, nicht mit Vorlesungen. Wir wollen vielmehr auf der Erkenntnisebene vom Kennen mit einem mehrdimensionalen Konzept auf die Ebene Können kommen. Wir haben auch schon vor drei Jahren – also vor dem Virus – eine hybride Lösung der Lehre angeboten. Diese haben wir noch ein weiter entwickelt und den online Anteil des Studiums weiter fokussiert. Im Bachelor lehren wir aus Überzeugung nur in Steyr, weil gerade am Beginn des Studierens studieren gemeinsam gelebt und erlebt werden muss.
Zur Person
Franz Staberhofer ist Leiter des CoE Logistikum, der Bildungs- und Forschungseinrichtung am Campus Steyr der Fachhochschule Oberösterreich. Seit mittlerweile 20 Jahren ist Franz Staberhofer Obmann des VNL, Verein Netzwerk Logistik, und Gesellschafter der IfL nexterp.