Automotive : Zulieferer Leoni 2022 mit knappem Gewinn
Der angeschlagene deutsche Autozulieferer Leoni hat 2022 einen knappen operativen Gewinn vor Sondereffekten erzielt, in dem aber erwartete Wertberichtigungen durch die Sanierung noch nicht enthalten sind. Bei einem in etwa stabilen Umsatz von rund 5,1 Mrd. Euro sei der Betriebsgewinn (Ebit) vor Sondereffekten auf rund 11 (Vorjahr 130) Mio. Euro gesunken, teilte der Kabelspezialist, an dem auch der österreichische Unternehmer Stefan Pierer Anteile hält, nach Börsenschluss mit.
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Allerdings werde durch die laufende Sanierung erheblicher Wertberichtigungsbedarf erwartet, der mit einem niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionenbetrag das Ergebnis 2022 belasten könnte. Auch der Cashflow war im vergangenen Jahr nur dank eines Verkaufserlöses von 278 Millionen Euro positiv und betrug rund 126 (Vorjahr minus zwölf) Millionen Euro.
Im vierten Quartal 2022 habe sich das Abrufverhalten der Kunden und damit das operative Geschäft gegenüber den Vorquartalen stabilisiert, erklärte das Unternehmen, das mit einem Kapitalschnitt aus der Schuldenfalle kommen will.
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Für das Geschäftsjahr 2023 erwarte Leoni bei einer erfolgreichen Refinanzierung einen Umsatz von rund 5,5 Milliarden Euro, ein Ebit vor Sondereffekten im hohen zweistelligen Millionenbereich und einen ausgeglichenen Free Cashflow, der allerdings nach Finanzierungskosten auch 2023 erheblich negativ sein werde. "Die im Jahr 2022 gezeigte operative Entwicklung reicht trotz der Fortschritte nicht aus, um die Zinsen und Leasingsaufwände zu tragen", erklärte Leoni.
Sanierung ohne Verkauf der Kabel-Sparte
Der angeschlagene deutsche Autozulieferer Leoni verzichtet nach dem geplatzten Verkauf des Auto-Kabelgeschäfts vorerst auf einen zweiten Versuch zur Veräußerung der Sparte. "Wir müssen eine belastbare Lösung finden, die ohne einen Verkauf des Automobil-Geschäfts funktioniert", sagte der scheidende Vorstandschef Aldo Kamper im Münchner Club Wirtschaftspresse. Die Verkaufspläne seien ohnehin nur aus der Not geboren gewesen, angesichts der finanziellen Zwänge.
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Kamper hatte den vereinbarten Verkaufserlös von 442 Mio. Euro ursprünglich als Teil eines Rettungspakets eingeplant. Das Geld sollte an die Banken gehen, bei denen Leoni Milliardenschulden hat. Im Dezember war die thailändische Stark Corporation jedoch überraschend als Käufer abgesprungen.
Nun will der deutsche Konzern den Banken und den Kunden aus der Autobranche weitere Zugeständnisse abringen. Leoni hatte sich mit einer fast ungebremsten Expansion bis zu Kampers Amtsantritt verhoben. "Der Lösungsraum ist kleiner geworden", sagte Kamper. Er gehe aber angesichts der Rolle von Leoni als Lieferant von Kabelnetzen für Autos nicht davon aus, dass sie das Unternehmen fallen lassen. "Sowohl die Banken als auch die Hersteller glauben, dass Leoni gebraucht wird." Das habe nicht zuletzt die Ukraine-Krise gezeigt, in der zeitweise die Bänder deutscher Hersteller stillstanden, weil Leoni nicht liefern konnte. "Unsere Kunden wollen mehr mit uns machen", sagte Kamper. Der Kostendruck lasse allerdings nicht nach. "Reich wird man nicht in der Zulieferindustrie."
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Bis Mitte des Jahres läuft ein Stillhalteabkommen mit den Banken. "Wir brauchen eine Lösung deutlich früher", sagte Kamper. Er erwarte zumindest eine grundsätzliche Einigung noch vor seinem Abschied von Leoni Ende März. Die Gespräche mit den Banken führt der Sanierungsexperte Hans-Joachim Ziems, den Leoni zum zweiten Mal in den Vorstand geholt hat.
Kamper hatte Anfang der Woche überraschend seinen Wechsel von Leoni zum österreichischen Halbleiterkonzern ams Osram angekündigt. Er folgt als Vorstandschef dort auf Alexander Everke, der die Übernahme des deutlich größeren Lichttechnikkonzerns Osram durchgesetzt hatte. Kamper hatte mehr als zwei Jahrzehnte für Osram gearbeitet, zuletzt als Chef der wichtigen Sparte optische Halbleiter. Er verteidigte den Schritt zu ams als einmalige Chance. "Für mich ist das ein Nachhausekommen. Mein Herz schlägt für die Halbleiterei", sagte der 52-jährige Niederländer.
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