Wienerberger übernimmt Terreal : Übernahme von Terreal: Wienerbergers 600 Mio. Euro Deal abgeschlossen

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Wienerberger hat Terreal übernommen

- © Uwe Strasser

Der börsenotierte Baustoffkonzern Wienerberger hat die Übernahme des französischen Dach- und Solaranbieters Terreal mit einem Volumen von 600 Mio. Euro abgeschlossen. Wie das österreichische Unternehmen am Freitag mitteilte, bringt die Akquisition Wienerberger einen erwarteten zusätzlichen Jahresumsatz von rund 725 Mio. Euro. Konkret hat Wienerberger das Geschäft von Terreal in Frankreich, Italien, Spanien und den USA sowie das Geschäft von Creaton in Deutschland übernommen.

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Wie es weiter hieß, umfasst die Transaktion 28 Standorte und rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Terreal. Künftig sollen rund 75 Millionen Quadratmeter Dachfläche pro Jahr durch das kombinierte Steildachgeschäft abgesetzt werden. Laut Wienerberger handelt es sich um die größte Akquisition in der Unternehmensgeschichte. Eine vertiefte Prüfung des Vorhabens von Wienerberger hatten zuvor die Behörde und der Kartellanwalt gefordert. Sie sahen die Gefahr, dass es durch den Zusammenschluss zu einer Verstärkung der Marktstellung von Wienerberger kommen könnte, die sich negativ auf den Wettbewerb auswirken könnte. Dies betraf insbesondere den Bereich der kleinformatigen Dachbaustoffe für das geneigte Dach. Ein eingeholtes Gutachten bestätigte diese Bedenken.

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Übernahme ging Prüfverfahren der Wettbewerbsbehörde voraus

Laut BWB wurde vom Kartellgericht festgestellt, dass der Markt für kleinformatige Dachbaustoffe für das Steildach in Österreich hoch konzentriert ist. Nach dem Zusammenschluss wären nur noch vier marktstarke Unternehmen auf diesem Markt tätig. Die kartellgerichtliche Prüfung ergab, dass die "reale Gefahr" besteht, dass Wienerberger im Marktsegment Tondachziegel einen Marktanteil von nahezu 90 Prozent erreichen würde, wenn der Zusammenschluss ohne Auflagen freigegeben würde. Die Folge davon wäre die Verhinderung von Wettbewerb. Den Kunden drohten höhere Preise durch eine geringere Angebotsvielfalt und weniger Ausweichmöglichkeiten.

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"Wenn die Angebotsvielfalt in Märkten sinkt, besteht immer ein Risiko, dass dies negative Auswirkungen auf die Preise hat und Kunden beziehungsweise Kundinnen mehr bezahlen müssen", so BWB-Interimschefin Natalie Harsdorf-Borsch. "Mir ist es sehr wichtig, dass die BWB gerade in Märkten, in denen derzeit die Preise stärker steigen, ihre unabhängige Kontrollfunktion besonders sorgsam wahrnimmt." Häuslbauer stöhnen derzeit unter anderem über hohe Kosten für Baumaterialien.

BWB-Interimschefin Natalie Harsdorf-Borsch

- © Youtube

Erst vor wenigen Jahren hatten sich die beiden Branchenriesen Terreal und Creaton zusammengeschlossen. Die Auflagen des Kartellgerichts sehen nun vor, dass Wienerberger nach der Übernahme von Terreal, zu der Creaton nun gehört, den Betrieb verschiedener Creaton-Gesellschaften in Osteuropa und des Österreich-Geschäfts von Creaton Deutschland auch nach dem Zusammenschluss aufrechterhält und sicherstellt.

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Wienerberger hat daher "eine übergangsweise Weiterbelieferung des Österreich-Geschäfts mit Tondachziegeln und Betondachsteinen sicherzustellen (inklusive Einräumung von Lizenzrechten zur Nutzung der Marke 'Creaton'). Um die Überprüfung der Einhaltung dieser Auflage zu garantieren, wurde eine umfassende Berichtspflicht der Wienerberger AG gegenüber der BWB und dem Bundeskartellanwalt vorgesehen. Weiters ist es Wienerberger AG für einen bestimmten Zeitraum untersagt, Mitglieder des österreichischen Vertriebsteams des Eastern Business aktiv abzuwerben."

Weiteres Wachstum angestrebt

Die Terreal Holding wiederum hat insbesondere die Verpflichtung zur Sicherstellung der Umrüstung eines Produktionswerkes in Ungarn. Damit soll die Produktion von Tondachziegeln für den österreichischen Markt durch die dortige Tochtergesellschaft in Zukunft in ausreichendem Umfang sichergestellt werden. Für die Bearbeitung des Absatzmarktes in Österreich muss Terreal zudem ausreichende Personalkapazitäten vorhalten. "Auch diese Auflagen werden durch umfassende Berichtspflichten an die BWB und den Bundeskartellanwalt gestützt", so die BWB.

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Wienerberger will nun weiter wachsen. Durch die Übernahme des Dach- und Solaranbieters soll die Zahl der Konzernstandorte weltweit von zuletzt 216 auf 240 und die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heuer von rund 20.000 um knapp 3.000 steigen. "Somit wachsen wir im wichtigen Sanierungsgeschäft in Europa weiter", meinte CEO Heimo Scheuch.

Wienerberger Vorstandsvorsitzender Heimo Scheuch
Wienerberger-Chef Heimo Scheuch - © Wienerberger

Gewinneinbruch 2023

Mit deutlich weniger Gewinn als im Vorjahr muss sich der börsennotierte Baustoffriese Wienerberger begnügen. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank von gut einer Milliarde Euro auf 811 Millionen Euro. Der Umsatz ging von rund 5 Milliarden Euro auf 4,2 Milliarden Euro zurück. Das Unternehmen habe sich "in rückläufigen Baumärkten behauptet". Das Marktumfeld sei "besonders herausfordernd" gewesen.

Das Unternehmen habe"sehr rasch in den gesamten Kostenmanagementprozess eingegriffen, was zu den guten Ergebnissen beigetragen hat", teilte Wienerberger mit. In einem stagnierenden Marktumfeld habe der Konzern durch proaktives Kosten- und Preismanagement seine Marktanteile ausgebaut und die operative EBITDA-Marge von 23,6 auf 25,5 Prozent gesteigert. Langfristig bleibe der Bedarf an Wohnraum hoch. Allerdings habe das hohe Zinsniveau die Nachfrage im abgelaufenen Geschäftsjahr vor allem im Neubausegment gedämpft. Im Infrastrukturbereich hingegen zog die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte deutlich an.

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Unter den beiden Annahmen, dass sich die im vierten Quartal 2023 beobachtete Marktentwicklung im Jahr 2024 - insbesondere im ersten Halbjahr - fortsetzt und der neu akquirierte Dachanbieter Terreal ab dem zweiten Quartal 2024 einen positiven Ergebnisbeitrag liefert, erwartet Wienerberger für das Gesamtjahr 2024 ein operatives EBITDA zwischen 860 und 890 Mio. EUR.

Das Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres wurde vor allem durch verstärkte Aktivitäten im Infrastrukturbereich, im Rohrbereich für Energie- und Wasseranwendungen sowie im Renovierungssegment erzielt. Infolge deutlich gestiegener Zinsen und Inflationsraten verzeichnete das Neubausegment vor allem in Europa teilweise deutliche Rückgänge. Im Gegensatz dazu hat sich Nordamerika als widerstandsfähiger erwiesen und einen soliden Beitrag zum Ergebnis geleistet. Der heimische Baustoffkonzern beschäftigt weltweit mehr als 19.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an rund 200 Produktionsstandorten.

Wienerberger-Zentrale am gleichnamigen Wienerberg

- © Uwe Strasser / Wienerberger AG