Preise und Kapazitäten : Wie der Krieg die heimische Logistik trifft – gleich dreifach

Ein Antonov Flugzeug mit offenem Frachtraum
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Die Logistikbranche ist mit mehr als einem Problem konfrontiert – und alle Herausforderungen hängen auch noch miteinander zusammen. Der grassierende Fahrermangel im Lkw-Transport wurde durch den Krieg massiv verschärft, da viele Fahrer aus der Ukraine stammen. In Europa droht nach Angaben des deutschen Bundesverbands Güterverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) durch den Krieg der Ausfall von über 100.000 ukrainischen Lenkern im internationalen Warenverkehr. Für die Lieferketten bedeutet das massive Verzögerungen und Unterbrechungen, die bereits überall zu spüren sind.

Die gestiegenen Energiepreise bedeuten auch hohe Transportpreise. In keinem anderen EU-Land ist der Preis für Eurosuper seit Ende Februar so stark gestiegen wie in Österreich, zeigt eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der EU-Kommission. Der Grund liegt nicht an den Steuern, da die meisten EU-Staaten keine Änderung bei der Spritbesteuerung vorgenommen haben. Der VCÖ fordert daher eine Prüfung durch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB).

Der Preisanstieg für Super Benzin war in Österreich in den letzten zwei Wochen um sieben Cent höher als in Deutschland (plus 39 Cent), um 14 Cent höher als in Italien, um 19 Cent höher als in Frankreich und um 22 Cent höher als in Spanien und den Niederlanden.

Geringer fiel der Unterschied bei Diesel aus: Hier hat Österreich mit 50 Cent nach Deutschland (57 Cent) den zweithöchsten Preisanstieg in der EU, berichtete der VCÖ. Der Preisanstieg war in Österreich bei Diesel um fünf Cent höher als in Tschechien und Finnland, um sieben Cent höher als in den Niederlanden, um acht Cent höher als in Estland, um neun Cent höher als in Italien und um zehn Cent höher als in Polen und Frankreich.

Was diese Preisanstiege im Transport bedeuten:

Sie beschleunigen die Inflation und gefährden Logistikunternehmen. "Die Logistik und damit die Wirtschaft werden von diesen Entwicklungen in bislang ungekanntem Ausmaß beeinträchtigt. Diese Preisentwicklung geht an die Substanz der Unternehmen," sagte Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik.

Der Logistikverband fordert daher eine Senkung der Abgaben auf Energie. Auch eine Verschiebung der ab Juli geplanten CO2-Bepreisung würde unterstützt werden.

Höhere Transportpreise beschränken sich freilich nicht auf die Straße. Schienentransport wird wegen Umfahrungen der Kriegsgebiete teurer. Umwege müssen auch Flugzeuge machen – das bedeutet mehr teures Kerosin.

Zudem haben sich die Kapazitäten in der Luftfracht verringert: Wegen längerer Flugzeiten muss mehr getankt werden, dadurch sind geringere Ladungen möglich. Mit den russischen Cargolinien AirBridgeCargo und Volga-Dnepr fallen wichtige Anbieter aus. Viele Passagierflüge fallen aus, damit auch die Möglichkeit, hier Beiladung mitzutransportieren.

All das bedeutet:

Die Frachtraten seien derzeit zweieinhalb Mal so hoch wie 2019, was "noch schlimmer" werden wird, so Bernstein-Analyst Alex Irving. Die Kosten werden an den nächsten abgegeben – Autozulieferer können ein Lied singen. Der Autozulieferer Continental gab für Sonderfrachten – vor allem für die eingeflogenen Halbleiter – im vergangenen Jahr allein 200 Millionen Euro aus. Und das war noch vor dem Krieg.

Zurück zum Transport auf der Straße und nach Österreich. Der VCÖ fordert, die Erdölabhängigkeit des Verkehrs zu reduzieren. 80 Prozent der Erdölimporte werden im Verkehr verbrannt. Der hohe Verbrauch von Diesel und Benzin führe dazu, dass jedes Jahr Milliarden Euro ins Ausland abfließen, großteils in Staaten mit massiven Defiziten bei Demokratie und Menschenrechten. Im Jahr 2020 importierte Österreich zwei Drittel seines Erdöls aus Kasachstan, Irak, Russland und Saudi Arabien. Kostenpunkt: 7,3 Mrd. Euro. (apa/red)