Stahlindustrie : Thyssenkrupp rechnet mit "weitreichenden Folgen" durch Krieg

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© Thyssenkrupp

Wie wird sich der Krieg in der Ukraine auf die europäische und österreichische Stahlindustrie auswirken? Thyssenkrupp rechnet mit "weitreichenden gesamtwirtschaftlichen und geopolitischen Folgen des Krieges in der Ukraine".

Der deutsche Stahl- und Industriekonzern, der in Wien mit zwei Standorten vertreten ist, geht davon aus, dass die globalen Störungen an verschiedenen Stellen der Lieferketten Folgen für die eigenen Geschäfte mit Stahl und als Zulieferer in der Automobilindustrie haben werden. Thyssenkrupp rechnet deswegen mit einer "Beeinträchtigung der Geschäftsentwicklung". Im März habe es erste Beeinträchtigungen vor allem in den Stahl- und Autozuliefergeschäften gegeben.

Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges beeinflussen den Angaben zufolge auch die mögliche Verselbstständigung des Stahlgeschäfts. Thyssenkrupp sei nach wie vor davon überzeugt, dass eine eigenständige Aufstellung des Stahlgeschäfts sehr gute Perspektiven eröffne. Gleichwohl sei eine Aussage zur Machbarkeit aufgrund der gegenwärtigen Rahmenbedingungen derzeit nicht möglich.

Gegenläufige Entwicklungen im Werkstoffhandelsgeschäft, das von steigenden Rohstoff- und Materialpreisen profitiere, sowie eingeleitete Gegenmaßnahmen werden die Belastungen dem Unternehmen zufolge nicht voll kompensieren.

Auswirkungen auf die Metalltechnische Industrie durch den Krieg machen sich bereits bemerkbar. "87 Prozent der Unternehmen sehen substantielle Auswirkungen auf ihr Geschäftsjahr", fasst Martin Baminger, Konjunkturexperte der Metalltechnischen Industrie FMTI, die Ergebnisse einer Blitzbefragung unter den rund 1.200 Unternehmen der Branche zusammen, die von 9. bis 14. März durchgeführt wurde.

Zu Lieferproblemen kommt es auch in die Gegenrichtung: Jedes zweite Unternehmen der Metalltechnischen Industrie importiert direkt oder indirekt aus Russland, Ukraine oder Weißrussland. Besonders Stahlprodukte und elektronische Bauteile sind knapp. Sie werden knapper werden – denn das vierte Sanktionspaket verbietet nun auch das Importieren von Stahl aus Russland.

Andere Auswirkungen auf die europäische Stahlindustrie werden wohl neue Zölle auf bestimmte Stahlprodukte aus Indonesien und Indien haben, die die EU nun einführt. Die sogenannten Ausgleichszölle auf kaltgewalzte Flacherzeugnisse rostfreien Stahls sollen nach Angaben der EU-Kommission von Mittwoch einer Quersubventionierung durch China entgegentreten. So solle sichergestellt werden, dass diese Waren weiter in der EU wettbewerbsfähig erzeugt werden könnten.

Hintergrund der Entscheidung sei ein komplexes Netzwerk an Subventionen und Handelsbeschränkungen. Mit Hilfe von chinesischen Subventionen baut Indonesien nach Angaben der Kommission eine verarbeitende Industrie auf. Im Gegenzug beschafft das Land China Nickelerz zu günstigen Preisen, denn Indonesien ist einer der größten Nickelerz-Produzenten der Welt. Die EU-Industrie sei einerseits durch die Einfuhr von dem subventionierten rostfreiem Stahl geschädigt, andererseits komplett vom indonesischen Markt für Nickelerz für die eigene Edelstahlproduktion abgeschottet worden, so die Kommission. Nickelerz ist ein Rohmaterial in der Stahlproduktion. (apa/red)