Anlagenbau : Umsatzsprung von 25 Prozent für Andritz

Abdritz ist seinem Ziel, bis 2026 die 10 Milliarden Marke zu knacken, einen kleinen Schritt näher gekommen

Abdritz ist seinem Ziel, bis 2026 die 10 Milliarden Marke zu knacken, einen kleinen Schritt näher gekommen

- © Andritz

Der steirische Anlagenbauer Andritz hat im Jahr 2023 einen Gewinnsprung verzeichnen können. Unter dem Strich wurde mit dem Technologie-Know-how des Konzerns ein Ergebnis von 504,3 Mio. Euro erwirtschaftet. Das sind gut 25 Prozent mehr als im Vorjahr, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Das Ergebnis je Aktie (EPS) stieg von 4,14 auf 5,15 Euro. Die Dividende soll von 2,10 auf 2,50 Euro erhöht werden. Andritz ist ein Profiteur der grünen Wende und will in diesem Bereich kräftig wachsen.

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Erfreut ist Konzernchef Joachim Schönbeck über das erneute Scheitern des EU-Lieferkettengesetzes Mitte dieser Woche an der erforderlichen qualifizierten Mehrheit der EU-Staaten. "Betreffend Lieferkettengesetz sind wir sehr froh, dass es nicht durchgegangen ist - ausgehend von einer guten Intention haben wir uns in einem bürokratischen Gehege verlaufen. Ich glaube, das verkompliziert Abläufe, das verteuert Produkte und das schwächt die Wettbewerbsfähigkeit von Europa, ohne dass ein Nutzen entsteht", bezweifelte der CEO den effektiven Schutz der Menschenrechte durch das Gesetz in seiner jetzigen Fassung. "Die Intention des Lieferkettengesetzes war, dass wir versuchen, Kinderarbeit und Arbeit unter fragwürdigen Bedingungen zu vermeiden", betonte der Manager. "Man muss sich fragen, wie weit hilft das, was wir vorhaben - ist das ein gangbarer Weg?", sagte er bei der heutigen Bilanzpressekonferenz in Wien.

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- © Industriemagazin

In allen vier Geschäftsbereichen konnte Andritz den Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich steigern. Insgesamt stiegen die Verkaufserlöse gegenüber dem Vorjahr um fast 15 Prozent auf rund 8,7 Mrd. Euro, wovon der größte Geschäftsbereich "Pulp & Paper" mit 4,1 Mrd. Euro (plus 17 Prozent) fast die Hälfte beisteuerte. Unterstützt wurde das Umsatzwachstum durch den hohen Auftragsbestand aus dem Vorjahr, der abgearbeitet werden musste. "Im laufenden Geschäftsjahr erwarten wir eine leichte Steigerung von Umsatz und vom Ergebnis", prognostizierte Schönbeck. Operativ sei das Geschäft gut gelaufen: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um rund 10 Prozent auf 910,2 Millionen Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um rund 20 Prozent auf 685,2 Millionen Euro.

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Der Mitarbeiterstand erhöhte sich zum Jahresende um 2,1 Prozent auf weltweit 29.717 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an rund 240 Standorten in über 80 Ländern. In Österreich sind knapp 3.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, in Deutschland 5.000. "Ansonsten sind wir regional sehr balanciert aufgestellt", erklärte der Konzernchef. "Die Arbeitsplätze sind sicher und unser Weg zur Sicherung von Arbeitsplätzen ist Innovationskraft", so Schönbeck. Der Bedarf an grünen Technologien gebe genügend Raum für Innovationen. Anders seien die steigenden Personalkosten kaum zu stemmen. "Niemand braucht zu glauben, dass wir 10 Prozent Produktivitätszuwachs in einem Jahr hinbekommen", verwies er auf die jüngste Tariferhöhung von 10 Prozent.

Joachim Schönbeck, CEO Andritz AG
Joachim Schönbeck, CEO Andritz AG - © Andritz AG
Niemand braucht zu glauben, dass wir 10 Prozent Produktivitätszuwachs in einem Jahr hinbekommen.
Joachim Schönbeck

Profitables Wachstum durch Trendthemen

"Wir sind sehr glücklich ein weiteres Rekordergebnis vermelden zu können", resümierte der Vorstandschef mit Blick auf das abgelaufene Geschäftsjahr. Die Dividendenrendite ist im Berichtsjahr von 3,9 auf 4,43 Prozent gestiegen. Fast alle Kennzahlen der Bilanz haben sich deutlich positiv entwickelt. Mit einem Rückgang um knapp 8 Prozent auf 8,6 Mrd. Euro im Gesamtjahr war der Auftragseingang jedoch rückläufig. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die Kunden aus dem Bereich Pulp & Paper weniger in neue Anlagen investiert hätten. "Der Auftragseingang ist zufriedenstellend, auch wenn er rückläufig ist", so Schönbeck. Im Bereich Pulp&Paper sei "auf der Investitionsseite eine deutliche Zurückhaltung unserer Kunden am Markt" zu spüren. Hier ging der Auftragseingang massiv um über 27 Prozent von 4,3 auf 3,1 Milliarden Euro zurück. Der Auftragsbestand sank zum Jahresende um 1 Prozent auf 9,9 Mrd. Euro. Deutlich negativ entwickelte sich auch der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit, der sich von 710,8 auf 375 Millionen Euro fast halbierte. Das Investitionsvolumen stieg um knapp 23 Prozent auf 226,2 Millionen Euro.

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Von den Trendthemen Dekarbonisierung, Digitalisierung und Aftersales verspricht sich Andritz langfristig profitables Wachstum. "Wir wollen den Umsatz steigern, wir wollen die Profitabilität steigern und wir wollen das Servicegeschäft steigern", so Schönbeck. Dies solle unter anderem mit Blick auf die hohen Umweltziele in Europa erreicht werden. Ziel sei es, den Kunden mit wirtschaftlich sinnvollen Schlüsseltechnologien zu helfen, die grüne Transformation zu schaffen. Das heißt, den Ausstoß von Kohlendioxid zu reduzieren. "Wir bieten Lösungen an - wir werden nicht in die Produktion von grünem Wasserstoff gehen, sondern lediglich die Technologie dafür anbieten", betonte der Vorstandsvorsitzende. "Mit Wasserkraft und Biomasse haben wir ein relativ stabiles Geschäft, aber wir haben auch neue Technologien", betonte der Konzernchef. Er verwies auf Lösungen zur CO2-Abtrennung, zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, zur Produktion erneuerbarer Treibstoffe, zur Batterieproduktion für E-Mobilität sowie zum Textilrecycling.

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"Wir glauben, das ist erst der Anfang - im Textilrecycling wird sich das wiederholen, was wir in den 70er-Jahren beim Papierrecycling gesehen haben", erwartet Schönbeck einen deutlichen Aufbau der Kapazitäten. "Wir haben gute Anfragen für diese Pilotanlage." Man könne damit "alles wiederverwerten". "Wir kriegen im ersten Ansatz 85 bis 95 Prozent Farben- und Sortenreinheit hin, sodass wir in sehr gute ökonomische Kennzahlen kommen können." Die Voraussetzungen für eine vollständige Kreislaufwirtschaft sind aus seiner Sicht gegeben. Derzeit wird die Sortierung noch überwiegend manuell durchgeführt.