Siemens-Chefin Patricia Neumann : Ukraine: Siemens-Chefin Neumann hält am Standort auch in Zukunft fest

Vorstandsvorsitzende Patricia Neumann der Siemens AG  in Wien

Siemens-Chefin Patricia Neumann im Gespräch mit Journalisten

- © APA/GEORG HOCHMUTH

Dass die Stromnetze in Österreich ausgebaut werden müssen, ist unbestritten. Die Technik dafür sei vorhanden, auch wenn sie sich zum Teil noch in der Entwicklung befinde. Auch die Bevölkerung, so die seit Mai amtierende Siemens-Österreich-Chefin Patricia Neumann am Donnerstag vor Journalisten, könne für den Ausbau gewonnen werden. Notwendig sei aber eine rasche Anpassung der Gesetze und eine Beschleunigung der Verfahren. Das sei der größte Hebel, hier müsse Österreich - wie ganz Europa - Gas geben.

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"Der Ausbau ist nicht vermeidbar", so Neumann. Beim Aufbau intelligenter Stromnetze könne Siemens einen Beitrag leisten. Es gebe noch viel ungenutztes Potenzial, vor allem im Mittelspannungsbereich und bei den Zuleitungen zu den Haushalten. "Wir sehen, wenn Netze intelligenter werden, dass der geplante Netzausbau ein kleinerer sein muss". Experten gehen von Einsparungen zwischen 20 und 40 Prozent aus. An den Ausbauzielen solle trotz aller Widerstände so lange wie möglich festgehalten werden, aber um sie zu erreichen, brauche es einen gemeinsamen Schulterschluss aller. Aber "den gibt es in Österreich derzeit nur bedingt", so Neumann.

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Nachhaltigkeit und künstliche Intelligenz

Neumann verwies auf den IKT-Konvent in dieser Woche. Dort sei unter anderem ein "Energiewende-Koordinator" gefordert worden. Dieser müsse über Partikularinteressen hinweg agieren und mit Expertenwissen ausgestattet sein. Es gehe um Service und Aufklärung. Nicht um neue Regulierung, sagte Neumann.

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Für Siemens sieht Neumann die Themen Technologie, Partnerschaften stärken und Nachhaltigkeit als "wahrscheinlich wichtigsten und breitesten" Punkt als Schwerpunkte. Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit sei neben der Gestaltung von Industrie und Gebäuden - wo zusammen 70 Prozent der Energie verbraucht werden - vor allem Recycling ein spannendes Thema. Insbesondere dann, wenn wichtige Rohstoffe knapp werden, aber in den Produkten noch vorhanden sind.

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Auch hier sei künstliche Intelligenz gefragt. In den Einsatz von KI setzt Neumann große Hoffnungen, sie sei sehr froh, dass auch Siemens viel in dieses Thema investiere, so die ehemalige IBM-Managerin. KI werde längst nicht mehr als Bedrohung für Arbeitsplätze wahrgenommen, sondern als Technologie, die Unternehmen neue Chancen eröffne.

Bekenntnis zum Standort in der Ukraine

Für Siemens Österreich erwartet Neumann in den nächsten Jahren eine stabile Entwicklung. Der Personalstand von rund 9.000 "Simensianern" in Österreich, davon 2.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Siemens AG, werde auch in fünf Jahren in etwa auf dem gleichen Niveau liegen. "Die Frage nach einer generellen Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich stellt sich nicht", so Neumann. Siemens Österreich setzt auf flexible Einzellösungen bis hin zum Homeoffice aus dem Ausland. Dies werde von Siemens unterstützt. Grundsätzlich müsse man dort ansetzen, wo Menschen mehr arbeiten wollen, aber nicht können.

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Neben Österreich werden von Siemens Österreich mittlerweile 25 Länder von Zentral- und Osteuropa bis Zentralasien mit insgesamt 32.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreut. Dazu gehört auch die Ukraine. Dort wird das operative Geschäft aufrechterhalten. "Wir bedienen unsere Kunden", die laufende Produktion werde aufrecht gehalten, so Neumann. "Wiederaufbau - so weit sind wir noch nicht".

Siemens hat laut einem Konzernsprecher einige wenige Standorte in der Ukraine mit einer niedrigen dreistelligen Zahl an Mitarbeitenden. Siemens hat sich in Folge des Krieges aus Russland nach mehr als 170 Jahren zurückgezogen.

ABD0004_20231005 - WIEN - ?STERREICH: Vorstandsvorsitzende Patricia Neumann am Donnerstag, 05. Oktober 2023, im Rahmen eines Pressefr?hst?cks der Siemens AG ?sterreich in Wien. - FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
Patricia Neumann hält am Standort in der Ukraine auch trotz des Krieges fest - © APA/GEORG HOCHMUTH