Zulieferer : Volkswagen nimmt Produktion wieder auf – woher kommen Kabelbäume?

Techniker arbeiten an Verkabelung von Auto

Ohne die komplexen Bordnetze kommt kein Auto aus.

- © anko_ter - stock.adobe.com

Die Teileversorgung in der Automobilindustrie hat sich – als wäre der Halbleitermangel nicht schon genug gewesen – durch den Krieg bekanntlich deutlich verschlechtert. Allem voran fehlten den Autobauern in den letzten Wochen Kabelbäume, bei denen sich die Ukraine als Hauptlieferant etabliert hatte.

Jetzt scheint sich die Lage wieder zu entspannen. Bester Beweis ist Volkswagen: Das Stammwerk in Wolfsburg – aber auch BMW und andere Hersteller – musste wegen der Lieferausfälle seine Produktion zuletzt massiv drosseln bzw. ganz aussetzen. Nun soll die Produktion Anfang kommender Woche mit einer Schicht wieder anlaufen, sagte Marken-Produktionsvorstand Christian Vollmer am Mittwoch anlässlich der Bilanzpräsentation 2021. Übernächste Woche solle der Zwei-Schichtbetrieb aufgenommen werden. In Zwickau werde ab Anfang April wieder produziert. Das sächsische Werk, in dem Elektroautos gebaut werden, hatte als erstes die Bänder anhalten müssen.

Wie kann die Produktion wieder hochgefahren werden, während sich die Lage in der Ukraine noch keineswegs entspannt hat? VW gleicht die Ausfälle nun durch den Bezug aus anderen Ländern aus. Auch in Rumänien und Moldawien werden Kabelbäume produziert. Osteuropa hat sich generell als Zulieferregion etabliert, da hier die Löhne niedrig sind. Die komplexen Bordnetze, ohne die kein Auto auskommt, werden außerdem in Marokko und Tunesien hergestellt.

Angesichts der weltweiten Lieferengpässe, von denen neben Kabelbäumen nach wie vor auch Halbleiter betroffen sind, hält sich Volkswagen mit einer konkreten Geschäftsprognose zurück. Die Hauptmarke des deutschen Konzerns stellte für das laufende Jahr zwar eine Steigerung des operativen Ergebnisses, des Umsatzes und der Rendite in Aussicht, war dabei aber sehr viel unkonkreter als der Konzern, der seine Zahlen am Dienstag bekanntgeben hatte. Wie der Konzern macht auch dessen Kernmarke die weitere Entwicklung von den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Lieferketten und die Weltwirtschaft insgesamt abhängig. Zum jetzigen Zeitpunkt bestehe das Risiko, dass sich die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine negativ auf die Geschäftstätigkeit auswirkten, hieß es.

Lesen Sie hier, wie VW seine Lieferketten auch abseits von Kabelbäumen bereits neu arrangiert!

Während die Auslieferungen von VW im vergangenen Jahr um 8 Prozent sanken, kletterte der Umsatz um 5 Mrd. Euro oder 7 Prozent auf 76 Mrd. Euro. Das lag daran, dass wegen des Halbleitermangels mehr höhermargige Fahrzeuge verkauft wurden. Weil VW gleichzeitig die Fixkosten deutlich senkte, sprang ein sattes Gewinnplus heraus: Das operative Ergebnis verfünffachte sich auf 2,5 Mrd. Euro.

Volkswagen in China: Andere, aber nicht kleinere Probleme

Während Kabelstränge in Deutschland knapp sind, stockt in China die Produktion wegen Einschränkungen bei der Bekämpfung der neu aufgeflammten Coronapandemie. VW-China-Chef Stephan Wöllenstein sagte, nach dem Produktionsstopp seit Wochenbeginn im Werk Changchun im Nordosten des Landes sollten die Bänder dort am Donnerstag wieder anlaufen. Auch das Werk in Anting in der Region Shanghai sei für einige Tage von Einschränkungen betroffen, die Produktion in Foshan im Süden der Volksrepublik dagegen nicht. Er gehe davon aus, dass die ausgefallene Produktion zeitnah wieder aufgeholt werden könne. Die Situation in dem Land sei volatil, aber beherrschbar. "Also, etliche Feinsteuerung, aber im Moment keine Krise", sagte Wöllenstein. Der US-Autobauer Tesla hat wegen der verschärften Corona-Restriktionen in China die Produktion in seinem Werk in Shanghai einer internen Mitteilung zufolge für zwei Tage ausgesetzt. (apa/red)