Logistik der Zukunft : Simulation in der Verpackungslogistik: Post und TU Graz verlängern Kooperation

Paketsortierung Österreichische Post
© YouTube/BEUMER Group TV

Die konstant hohen Paketmengen erfordern in der Logistik nicht nur den Ausbau der Sortier- und Zustellkapazitäten, sondern auch intelligente Lösungen. Vor diesem Hintergrund erneuern die TU Graz und die Österreichische Post jetzt ihre Kooperation.

Das Institut für Technische Logistik (ITL) der TU Graz wird die Post zwei weitere Jahre wissenschaftlich im Bereich der Logistiktechnologie begleiten. Zwei konkrete Forschungsprojekte sollen schon demnächst umgesetzt werden: eine Computersimulation zum Verhalten von Polybag-Verpackungen und autonom fahrende Lkw.

„Die TU Graz unterstützt uns bei der Umsetzung bahnbrechender Projekte, wie etwa der autonomen Hoflogistik im Paket-Logistikzentrum in Kalsdorf", sagt Peter Umundum, Vorstandsdirektor für Paket & Logistik bei der Österreichischen Post.

Projekt Computersimulation bei Verpackungen

Im Rahmen der Kooperation betreiben die TU Graz und die Post gemeinsam mit der Körber Supply Chain Logistics mit dem vom FFG Bridge-Programm geförderten Projekt „ISAAK“ echte Grundlagenforschung. Ziel des Projekts ist es, ein physikalisches Modell zu entwickeln, mit dem das Verhalten von sogenannten Kleinsendungen der Kurier-Express-Paket-Branche (KEP) in biegeschlaffen Verpackungen (etwa Polybags, Kraftpapier oder Kraftpapier mit Luftpolsterfolie) im Computer simuliert werden kann.

Für viele Logistiker, aber auch Sortiermaschinenhersteller sind solche Sendungen aufgrund ihrer Verformbarkeit, verschiedenen Größen und unterschiedlich beschaffenen Außenhüllen eine Herausforderung.

Auf Basis des innerhalb von ISAAK entwickelten physikalischen Modells soll sich simulieren lassen, wie Sortiermaschinen entworfen oder angepasst werden müssen, um die zuverlässige automatische Sortierung von solchen Sendungen zu verbessern.

„Forschungsergebnisse müssen in der Praxis ankommen, dafür braucht es auch Problemstellungen direkt aus der Praxis. Mit der Österreichischen Post haben wir hier eine sehr gute Zusammenarbeit, die beiden Seiten enorm viel bringt“, so Harald Kainz, Rektor der TU Graz.

Paketsortierung Österreichische Post
Paketsortierung bei der Post. Biegeschlaffe Verpackungen können eine echte Herausforderung darstellen. - © YouTube/BEUMER Group TV

Projekt autonome Lkw

Ein zweites Projekt widmet sich selbstfahrenden Lkw, genauer gesagt Umsetzfahrzeugen von Wechselaufbaubrücken (WAB). Die autonomen Fahrzeuge sollen selbstständig die Aufnahme, den Transport und das Abladen von WAB-Containern am Gelände des Paket-Logistikzentrums in Kalsdorf (Steiermark) durchführen können. Erste Erfahrungen mit der autonomen Hoflogistik hat die Post bereits 2019 mit dem Austrian Institute Of Technology (AIT) in Wien-Inzersdorf gesammelt.

Für den Test soll ein selbstfahrendes Fahrzeug samt Roboterarm angeschafft werden, das Areal des Logistikzentrums wird mit Sensoren ausgestattet. Die Umsetzung ist in zwei Phasen geplant: Im ersten Schritt soll noch eine menschliche Fahrerin das Fahrzeug zu den WAB-Containern lenken, erst dann übernimmt ein Computer die Steuerung. Im zweiten Schritt soll das Fahrzeug bereits vollkommen autonom sein, also das Ziel eigenständig anfahren und den Transport des WAB-Containers inklusive Andocken an ein Tor des Logistikzentrums durchführen.

„An unserem Institut für Technische Logistik bündeln sich Maschinenbau, Mechatronik, IT und Wirtschaftsingenieurwesen mit unseren Logistiksystemkenntnissen zu einem grundlagen- und gleichzeitig industrienahen Kompetenzfeld in der Technischen Logistik. Hier verlagern wir den Großteil der Entwicklung und Optimierung der Systeme in virtuelle Modelle, die uns helfen, schneller, sicherer und variantenreicher in unserem Engineering zu werden“, so Christian Landschützer, Professor am Institut für Technische Logistik.