Verkauf von Sempermed : Semperit schließt Verkauf des Medizingeschäfts ab
Etwa ein Jahr nach dem Verkauf des Medizingeschäfts an Harps Global hat der börsennotierte Wiener Gummi- und Kautschukkonzern Semperit nun auch das restliche Medizingeschäft veräußert. Die Herstellung und Verpackung von Operationshandschuhen, die bisher noch im Auftrag für Harps Global durchgeführt wurde, ist nun wie vereinbart an den Käufer übergeben worden, wie das Unternehmen am Montag bekanntgab.
>>> Semperit sucht neuen CEO: Karl Haider verlässt das Unternehmen im März 2025
"Damit ist Semperit aus dem Handschuhgeschäft komplett ausgestiegen, und wir konzentrieren uns zu 100 % auf die Umsetzung unserer Wachstumsstrategie als führender Spezialist von Elastomer-Produkten für die Industrie", erklärte Semperit-Chef Karl Haider laut Aussendung. Der Verkauf des verbliebenen Geschäfts wurde für 7 Mio. Euro abgeschlossen.
Käufer der Medizinsparte ist der Handschuhhersteller Harps Global mit Sitz in Südostasien. Wie das Unternehmen in einer Aussendung mitteilte, fand das Closing im August letzten Jahres in Wien statt. Der Kaufpreis von 115 Millionen Euro sei bei Vertragsunterzeichnung vereinbart worden. Er stehe unter dem Vorbehalt üblicher Preisanpassungsmechanismen, hieß es weiter.
>>> Wie Semperit die Technologieführerschaft im High-End-Werkzeugbau erreichen will
Der endgültige Kaufpreis werde im Nachhinein auf Basis einer Zwischenbilanz zum Closing-Tag ermittelt. "Mit der Abgabe des Medizingeschäfts haben wir unsere Transformation zum Industriegummi- bzw. Elastomere-Spezialisten umgesetzt und werden uns künftig voll auf die Weiterentwicklung und den Ausbau unserer Führungsposition im Kerngeschäft für industrielle Polymer-Produkte konzentrieren", sagte Semperit-CEO Karl Haider laut Mitteilung.
OP-Handschuhe bleiben bei Semperit
Mit dem Verkauf trennt sich Semperit von der Produktion von Untersuchungshandschuhen und Porzellantauchformen für die Handschuhproduktion in Malaysia sowie vom weltweiten Vertrieb. Davon ausgenommen sind die OP-Handschuhe, die Semperit in Österreich produziert und in Ungarn verpackt. Beide werden als Lohnfertigung für Harps noch einige Jahre weitergeführt.
>>> Das sind die größten Industrieunternehmen Österreichs
Mit dem Verkauf der Medical-Sparte seien alle aufschiebenden Bedingungen erfüllt, um die Zusatzdividende in Höhe von 3,00 Euro je Aktie für das Geschäftsjahr 2022 zu erhalten und auszuzahlen, heißt es in der Mitteilung. Die Auszahlung an die Aktionärinnen und Aktionäre erfolgt am 14. September.
Der Geschäftsgang im ersten Halbjahr war wie erwartet von konjunkturellem Gegenwind gekennzeichnet.Karl Haider, CEO Semperit
Gewinnrückgang im ersten Halbjahr
Der börsennotierte Gummi- und Kautschukkonzern Semperit hat im ersten Quartal 2024 bei stabilen Umsätzen die Kosten erheblich reduziert und den Nettogewinn von 0,4 Mio. auf 3,6 Mio. Euro gesteigert. "Damit bestätigen wir unsere Guidance und sehen uns gut auf Kurs, im Gesamtjahr 2024 unser EBITDA auf rund 80 Mio. Euro zu steigern", sagte Semperit-CEO Karl Haider laut Mitteilung. Seit der Neustrukturierung im Vorjahr konzentriert sich die Semperit-Gruppe mit den Divisionen Semperit Industrial Applications (SIA) und Semperit Engineered Applications (SEA) ausschließlich auf Industriekunden. In den ersten drei Monaten dieses Jahres erzielte der Gummi- und Kautschukkonzern einen Umsatz von 176,0 Mio. Euro (-0,2 Prozent).
>>> Semperit: Neue Strategie und Wechsel im Vorstand beschlossen
Die beiden Divisionen entwickelten sich sehr unterschiedlich: Bei SIA (Schläuche und Profile) sanken die Verkaufszahlen, und der Umsatz verringerte sich um ein Viertel auf 74,5 Mio. Euro. Im Gegensatz dazu stiegen die Verkaufszahlen in der Division SEA (Formteile, Antriebsriemen und Rico bzw. Flüssigsilikon) und der Umsatz erhöhte sich um 31,7 Prozent auf 101,5 Mio. Euro. Davon entfielen 24,3 Mio. Euro auf Rico.Im vergangenen Jahr hatte Semperit den oberösterreichischen Flüssigsilikon-Spezialisten Rico übernommen und seine Medizinsparte verkauft.
Laut Unternehmensbericht vom Mittwoch haben die im Jahr 2023 eingeleiteten Kostensenkungsprogramme die Gesamtausgaben bereits um 9,9 Mio. Euro reduziert. Davon entfielen 4,1 Mio. Euro auf das erste Quartal 2024. Das Ergebnis nach Steuern verbesserte sich von 0,4 Mio. auf 3,6 Mio. Euro. Das Ergebnis nach Steuern aus fortgeführten Geschäftsbereichen war dabei mit 5,0 Mio. Euro positiv.
>>> Nachhaltigkeitsmanager: Die Ökos der Industrie
Dem finalen Abschluss des Verkaufs des verbliebenen Medizingeschäfts ist man einen großen Schritt näher gekommen. Nachdem 2023 der Großteil des Handschuhgeschäfts an Harps verkauft und übergeben wurde, war vereinbart, dass Semperit bis zu fünf Jahre - also bis 2028 - die Auftragsfertigung von Operationshandschuhen für Harps übernimmt. Bereits Ende März 2024 wurde mit Harps ein sogenannter Mitbenützungsvertrag abgeschlossen. Dieser regelt, dass Harps bestimmte Immobilien am Produktionsstandort Wimpassing nach dem vollständigen Ankauf des Handschuhgeschäfts nutzen kann. Semperit geht davon aus, diese Transaktion innerhalb der nächsten 12 Monate abzuschließen. Bilanztechnisch bedeutet dies, dass Surgical Operations als aufgegebener Geschäftsbereich dargestellt wird, was das Gesamtergebnis mit -1,4 Mio. Euro belastete.