Kunststoff-Industrie : Semperit-Chef Karl Haider: "Gedämpfte Geschäftsentwicklung"

Semperit Hauptquartier

In der Semperit Gruppe sind weltweit rund 6.500 Mitarbeiter beschäftigt, davon 900 in Österreich an den Standorten Wien und Wimpassing.

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Der börsenotierte Wiener Kautschuk- und Gummikonzern Semperit konnte im 1. Quartal 2023 im Jahresvergleich beim Umsatz (2 Prozent auf 185,2 Mio. Euro) und beim operativen Ergebnis (4,2 Prozent auf 13,2 Mio. Euro) zulegen. Beim Ergebnis nach Steuern gab es allerdings einen deutlichen Rückgang von 15,5 auf 0,4 Mio. Euro. Der Free Cash Flow konnte hingegen zulegen und stieg von minus 0,1 auf plus 7,1 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr wird mit einem Ergebnisrückgang gerechnet.

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Das EBTDA der fortgeführten Bereiche wird laut einer Aussendung von Semperit am Mittwoch zwischen 70 und 90 Mio. Euro gesehen - "aber aus heutiger Sicht ein Ergebnis am unteren Ende der Bandbreite". Es ist geplant, nach dem Verkauf von Sempermed eine Basisdividende von 1,50 Euro je Aktie sowie eine bedingte Zusatzdividende von 3,00 Euro je Aktie auszuschütten.

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Semperit CEO Karl Haider
Semperit-CEO Karl Haider - © Semperit

"Ich bin zufrieden"

Zu den ersten drei Monaten des heurigen Jahres meinte Firmenchef Karl Haider: "Ich bin zufrieden, wir haben unter den gegebenen, globalen Rahmenbedingungen im ersten Quartal 2023 eine gute Performance hingelegt. Wir sehen dem Gesamtjahr mit Optimismus entgegen, gehen allerdings von einer gedämpften Geschäftsentwicklung aus."

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Der Umsatz im Industriebereich stieg im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 Prozent auf 176,4 Millionen Euro, während der Umsatz der fortgeführten Aktivitäten im Medizinbereich auf 8,8 Millionen Euro zurückging. Die Absatzmengen seien in allen Industriesegmenten zurückgegangen, mit Ausnahme von Sempertrans, wo ein positives Marktumfeld und steigende Nachfrage zu einem Mengenwachstum von 22,9 Prozent geführt hätten, teilte das Unternehmen mit.

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Die Semperit AG Holding hat ihre Sparte Sempermed verkauft. Sempermed ist im Bereich Operations- und Untersuchungshandschuhe tätig. Die Sparte ging um 115 Mio. Euro an den südostasiatischen Handschuhhersteller Harps Global Pte Ltd, der seinen Sitz in Singapur hat und in Malaysia produziert. Nicht verkauft wurde zunächst die Produktion in Wimpassing, Österreich. Hinsichtlich des Verkaufs des Medizingeschäfts wird das erste Closing - abhängig von den derzeit laufenden behördlichen Genehmigungsverfahren - für Mitte 2023 oder in den Folgemonaten erwartet.

In der Semperit Gruppe sind weltweit rund 6.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, davon 3.100 in Asien und 900 in Österreich (Wien und Wimpassing).

Das Closing für den Verkauf der Medizinsparte Sempermed wird Mitte 2023 erwartet

- © Sempermed

Preissteigerungen frühzeitig weitergegeben

Der Anstieg des Konzernumsatzes im 1. Quartal 2023 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres wurde insbesondere dadurch begünstigt, dass die durchschnittlichen Verkaufspreise im Industriebereich - der Preiseffekt lag in einer Bandbreite zwischen 15,2 % und 29,0 % - noch im Geschäftsjahr 2022 angehoben wurden, wodurch die inputfaktorseitigen Preissteigerungen weitergegeben werden konnten.

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Die erzielten Umsatzsteigerungen, aber auch die Kostenreduktion durch geringere Produktionsmengen in den Segmenten Semperflex, Semperseal und Semperform und die damit verbundene Reduktion des Materialaufwandes um 5,8 % konnten den Anstieg des Personalaufwandes um 5,7 % und den Anstieg der sonstigen betrieblichen Aufwendungen um 9,5 % kompensieren. In diesen Aufwendungen ist auch die geplante Akquisition der RICO Gruppe enthalten.

Die übernommene Rico-Gruppe ist ein Anbieter von Silikon-Spritzgießwerkzeugen und Hersteller von Flüssigsilikon-Komponenten und beschäftigt rund 500 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz betrug zuletzt rund 90 Millionen Euro. Zur Gruppe gehörten drei Unternehmen in Österreich sowie je ein Unternehmen in der Schweiz und in den USA.

Der Kaufvertrag für die Übernahme der RICO Group durch die Semperit AG Holding wurde am 17. April 2023 vom gesamten Vorstand der Semperit AG und den Eigentümern der RICO Group unterzeichnet.

- © Rico Gruppe