Kunststoff-Industrie : Semperit-Tochter Sempermed bringt Verluste

Semperit Hauptquartier

Semperit hat seine Tochter Sempermed zwar verkauft, die Verluste schlagen aber noch zu Buche

- © Wikipedia

Das schlechte Geschäft im mittlerweile aufgegebenen Bereich Operations- und Untersuchungshandschuhe (Sempermed) hat dem börsennotierten Wiener Gummi- und Kautschukkonzern Semperit im Vorjahr einen Verlust beschert. Das Ergebnis nach Steuern rutschte mit minus 5,6 Millionen Euro ins Minus, nach einem Gewinn von 247,5 Millionen Euro im Vorjahr. Umsatz und operatives Ergebnis konnten dagegen deutlich gesteigert werden.

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Das Geschäft mit Untersuchungshandschuhen habe das Ergebnis mit 44 Millionen Euro belastet, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Sparte wird für 115 Millionen Euro an den südostasiatischen Handschuhhersteller Harps Global Pte Ltd mit Sitz in Singapur verkauft, wie bereits im Dezember bekannt gegeben wurde. Der Verkauf erfolgt in zwei Schritten: Zunächst werden die Produktion von Untersuchungshandschuhen und die gesamte Vertriebsorganisation des medizinischen Bereichs veräußert. Spätestens nach fünf Jahren soll auch die Produktion von Operationshandschuhen in Wimpassing und Sopron an Harps übergehen. Bis dahin erfolgt eine Lohnfertigung von OP-Handschuhen für Harps.

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"Mit dem Verkauf des Medizinsegments schaffen wir die Möglichkeit, im Industriegeschäft schneller und profitabel zu wachsen", sagte Firmenchef Karl Haider laut einer Aussendung. Das Geschäftsjahr 2022 sei damit "der Startschuss für eine rein auf industrielle Elastomer-Anwendungen ausgerichteten Unternehmensstrategie".

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Semperit CEO Karl Haider
Semperit-CEO Karl Haider - © Semperit
Mit dem Verkauf des Medizinsegments schaffen wir die Möglichkeit, im Industriegeschäft schneller und profitabel zu wachsen
Semperit-Firmenchef Karl Haider

Umsatz gestiegen

Im fortzuführenden Geschäftsbereich (Bereich Industrie und Produktion von OP-Handschuhen) stieg der Umsatz um knapp ein Drittel (29,6 Prozent) auf 779,8 Millionen Euro. Getragen wurde die Umsatzentwicklung vor allem vom Sektor Industrie, dessen Umsatz um 32 Prozent auf 734 Mio. Euro stieg. Gestiegene Energie- und Rohstoffpreise sowie Lohnsteigerungen konnten in diesem Bereich über höhere durchschnittliche Verkaufspreise weitergegeben werden, teilte das Unternehmen mit. Die Umsatzerlöse aus der Produktion in den Werken Wimpassing und Sopron betrugen 45,8 Mio. Euro.

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Die höheren Verkaufspreise wirkten sich auch positiv auf das operative Ergebnis und die Margen aus. So stieg das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) um 86,2 Prozent auf 100,5 Millionen Euro. Die EBITDA-Marge erhöhte sich von 9 auf 12,9 Prozent. Das Betriebsergebnis (EBIT) stieg von 25,2 Mio. Euro auf 62,1 Mio. Euro, die EBIT-Marge von 4,2 auf 8 Prozent.

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Für das laufende Geschäftsjahr rechnet das Semperit-Management mit einem Ergebnisrückgang in den fortgeführten Geschäftsbereichen. Grund dafür seien die sich abkühlende Konjunktur und ein zurückhaltenderes Bestellverhalten der Kunden. Das Unternehmen rechnet daher mit sinkenden Absatzmengen und einem erhöhten Druck auf die Margen. Auch der Krieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen auf die Preise und Verfügbarkeit von Energie und Rohstoffen werde die Geschäftsentwicklung 2023 beeinflussen, schreibt der Vorstand, der auf Basis all dieser Annahmen ein EBITDA aus fortgeführten Aktivitäten zwischen 70 und 90 Millionen Euro erwartet.

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Trotz des Verlustes im Geschäftsjahr 2022 schlägt das Semperit-Management die Ausschüttung einer Dividende vor. Geplant ist eine Basisdividende von 1,50 Euro je Aktie sowie eine bedingte Zusatzdividende von 2,00 bis 3,50 Euro je Aktie.

Verkauf von Sempermed

Die Semperit AG Holding hat ihre Sparte Sempermed, das Geschäft mit Operations- und Untersuchungshandschuhen, verkauft. Die Sparte ging um 115 Millionen Euro an den südostasiatischen Handschuhhersteller Harps Global Pte. Ltd. mit Sitz in Singapur und Produktion in Malaysia. Die Produktion im österreichischen Wimpassing wird zunächst nicht mitverkauft.

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Ausgenommen vom Verkauf sei "zunächst die Produktion von Operationshandschuhen im österreichischen Wimpassing und deren Verpackung im ungarischen Sopron, die für den Erwerber als Auftragsfertigung noch mehrere Jahre fortgeführt werden wird", hieß es in der Aussendung. Die Transaktion stehe noch unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die zuständigen Behörden. Diese wird für das zweite Quartal 2023 erwartet.