Rüstungsindustrie : Rheinmetall auf Rekordkurs: Panzer, Munition und Luftabwehr treiben Milliardenwachstum
Inhalt
- Rekord-Auftragsbestand und steigende Beschäftigung
- Milliardenaufträge erwartet – Fokus auf Panzer, Flugabwehr und Satelliten
- Rheinmetall verdient Rekordsummen mit Munition – Panzergeschäft wächst weiter
- Flugabwehr und Elektronik im Aufwind – Ausstieg aus Autozuliefergeschäft
- So ist der Rheinmetall-Konzern aufgebaut
- Rheinmetall passt sich an – das schwache Automobilgeschäft wird zum Problemfall
- Rheinmetall erzielt Rekordumsätze mit Munition – Nachfrage in Europa explodiert
- Panzerdivision Vehicle Systems profitiert von Großaufträgen
- Boom in der Luftverteidigung – Rheinmetalls Electronic Solutions wächst rasant
Rheinmetall auf der DEFEA 2025 - kaum ein Unternehmen profitiert so stark vom Rüstungsboom in Europa.
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Der Rüstungskonzern Rheinmetall bleibt auf Erfolgskurs. Dank steigender Rüstungsausgaben der NATO-Staaten legte der Umsatz in den ersten neun Monaten des Jahres um rund 20 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro zu. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg von 613 auf 724 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.
Deutschlands größter Rüstungskonzern profitiert stark von der Aufrüstung der europäischen Streitkräfte. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs ist die Nachfrage nach Munition, Fahrzeugen und Waffen rasant gestiegen. Rheinmetall gilt als einer der wichtigsten Lieferanten der Bundeswehr und ist zugleich der größte Artilleriemunitionshersteller Europas.
Mit der geplanten Übernahme der Marinesparte der Lürssen-Werft will das Unternehmen sein Portfolio erweitern und künftig auch im Schiffbau mitmischen. „Mit den Projekten, die wir in der Pipeline haben, werden wir künftig in allen wichtigen Bereichen ein relevanter Akteur sein – zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum“, sagte Vorstandschef Armin Papperger.
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Rekord-Auftragsbestand und steigende Beschäftigung
Der Auftragsbestand erreichte Ende September mit fast 64 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert – nach knapp 52 Milliarden Euro im Vorjahr. Verzögerungen beim Bundeshaushalt hätten einen noch höheren Wert verhindert, so das Unternehmen.
Um die vielen neuen Aufträge abzuarbeiten, baut Rheinmetall seine Produktionskapazitäten aus, legt größere Materialvorräte an und stellt verstärkt neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Die Belegschaft ist seit Jahresbeginn von 27.000 auf rund 31.500 Beschäftigte gewachsen – Tendenz weiter steigend.
Investitionen drücken auf Marge – Rheinmetall setzt auf neue Großaufträge der Bundeswehr
Trotz Rekordumsätzen steht Rheinmetall beim Gewinn unter Druck. Der Ausbau der Produktionskapazitäten und hohe Investitionen schmälern die Rendite: Nach neun Monaten liegt die Gewinnmarge bei 9,6 Prozent, nach 9,8 Prozent im Vorjahr.
Auch der Cashflow ist stark belastet. Der operative Free Cashflow sank auf minus 813 Millionen Euro, vor allem wegen steigender Sachinvestitionen und dem Aufbau von Materialvorräten.
Konzernchef Armin Papperger bleibt dennoch optimistisch. Er erwartet ein starkes viertes Quartal, da die geplanten Großprogramme der Bundeswehr nun „in der Finanzplanung des Bundes abgesichert“ seien und bald in die Beauftragung gehen.
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Milliardenaufträge erwartet – Fokus auf Panzer, Flugabwehr und Satelliten
Die Bundeswehr bleibt der wichtigste Kunde für Rheinmetall. Der Umsatzanteil in Deutschland stieg von 30,5 auf rund 34 Prozent. Besonders in den Bereichen Flugabwehr, Panzertechnik und Satellitenaufklärung rechnet das Unternehmen noch in diesem Jahr mit großen Bestellungen.
Nach Informationen des Handelsblatts plant die Bundesregierung den Kauf von rund 600 Flugabwehrpanzern des Typs Skyranger im Wert von etwa neun Milliarden Euro. Zusätzlich steht ein Satellitenauftrag über rund zwei Milliarden Euro kurz vor der Unterzeichnung – der erste dieser Art in der Firmengeschichte.
Auch die Produktion des Radpanzers Boxer, den Rheinmetall gemeinsam mit dem deutsch-französischen Konzern KNDS herstellt, soll in größerem Umfang ausgebaut werden.
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Rheinmetall verdient Rekordsummen mit Munition – Panzergeschäft wächst weiter
Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall erzielt den Großteil seines Umsatzes weiterhin mit Panzern und Munition. In den ersten neun Monaten des Jahres stieg der Umsatz der Panzersparte um fast 28 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro – das entspricht nahezu der Hälfte des Gesamtumsatzes. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) blieb mit 306 Millionen Euro stabil, die Gewinnmarge sank leicht von 11 auf 9,5 Prozent.
Das meiste Geld verdient Rheinmetall aber mit seiner Munitionssparte. Dort legte der Gewinn vor Zinsen und Steuern auf 371 Millionen Euro zu, die Marge stieg von 16,8 auf 18,4 Prozent. Der Umsatz wuchs um fast eine halbe Milliarde Euro auf über zwei Milliarden Euro.
Haupttreiber ist die anhaltend hohe Nachfrage nach Artilleriemunition seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Erst am Dienstag startete Rheinmetall den Bau eines neuen Artilleriewerks in Litauen. Weitere Fabriken könnten laut Konzernchef Armin Papperger in Ungarn und Spanien folgen.
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Flugabwehr und Elektronik im Aufwind – Ausstieg aus Autozuliefergeschäft
Die dritte starke Säule ist die Elektronik- und Flugabwehrsparte. Hier stieg der Umsatz um mehr als 40 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro, die Gewinnmarge verbesserte sich auf 9,7 Prozent.
Das zivile Autozuliefergeschäft spielt dagegen kaum noch eine Rolle. Bei einem Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro erzielte dieser Bereich nur 42 Millionen Euro Gewinn. Rheinmetall plant, sich komplett von der Autosparte zu trennen – Gespräche mit möglichen Investoren laufen bereits.
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So ist der Rheinmetall-Konzern aufgebaut
Der Rüstungskonzern Rheinmetall ist in vier zentrale Geschäftsbereiche gegliedert: Vehicle Systems, Weapon and Ammunition, Electronic Solutions und Power Systems. Jede dieser Divisionen erfüllt eine strategische Rolle innerhalb des Konzerns und deckt ein breites Spektrum an Technologien für Sicherheits- und Verteidigungsanwendungen ab.
Die Sparte Vehicle Systems entwickelt und produziert gepanzertes Militärgerät – darunter Transport-, Kampf- und Unterstützungsfahrzeuge, die auf moderne Einsatzanforderungen abgestimmt sind.
Im Bereich Weapon and Ammunition bietet Rheinmetall ein umfassendes Portfolio an Waffensystemen und Munition, das von Kleinwaffen bis hin zu großkalibrigen Artilleriesystemen reicht.
Die Division Electronic Solutions konzentriert sich auf Sensorik, Feuerleitsysteme, Kommunikation und digitale Vernetzung – Technologien, die die operationelle Effizienz und Präzision militärischer Einsätze erhöhen.
Der vierte Geschäftsbereich, Power Systems, entwickelt Antriebssysteme für militärische und zivile Anwendungen mit Fokus auf Leistungsfähigkeit, Effizienz und Nachhaltigkeit.
Rheinmetall passt sich an – das schwache Automobilgeschäft wird zum Problemfall
Der Rüstungskonzern Rheinmetall kämpft in seiner Automobilsparte weiter mit rückläufigen Zahlen. In der Division Power Systems produziert das Unternehmen Komponenten für das Luft- und Abgasmanagement von Verbrennungsmotoren, Fahrgastzellen, Brennstoffzellen-Anwendungen sowie Batteriemanagement-Systeme. Zu den Kunden zählen große Automobilzulieferer weltweit.
Unter der Marke Pierburg betreibt Rheinmetall Werke in Deutschland, Spanien, Italien, Japan, Südkorea, Mexiko, Brasilien, Indien und China. Dort entstehen vor allem Bauteile zur Reduzierung von Emissionen und zur Steigerung der Energieeffizienz, darunter Magnetventile und Abgasrückführkühler. Gemeinsam mit dem chinesischen Partner Hasco, dem zweitgrößten Automobilzulieferer des Landes, produziert Rheinmetall außerdem Batterieträger und Zylinderköpfe – sowohl am Standort Neckarsulm als auch in den chinesischen Werken Kunshan und Shanghai.
Der schwache Automarkt belastet das Segment erheblich. 2024 sank der Umsatz um 2,2 Prozent auf 2,04 Milliarden Euro, die Gewinnmarge fiel von 6,4 auf nur 4,2 Prozent. Angesichts der starken Performance der übrigen Rüstungsdivisionen reagiert Rheinmetall nun mit einer strategischen Neuausrichtung:
Die Werke in Neuss und Berlin wurden bereits umgerüstet – künftig soll dort Munition produziert werden. Mitarbeitende werden derzeit umgeschult. Laut Konzernkreisen könnten auch weitere zivile Standorte folgen, wenn die Nachfrage nach Automobilkomponenten weiter sinkt.
Rheinmetall erzielt Rekordumsätze mit Munition – Nachfrage in Europa explodiert
Die Division Weapon and Ammunition entwickelt sich für Rheinmetall zum größten Wachstumstreiber und bleibt zugleich die profitabelste Sparte des Konzerns. Der deutsche Rüstungskonzern zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Waffen- und Munitionssystemen und ist auf Groß- und Mittelkaliberwaffen samt passender Munition spezialisiert.
Neben dem Hauptstandort Unterlüß betreibt Rheinmetall Produktionsstätten in Düsseldorf, Neuenburg, Oberndorf, Silberhütte, Trittau und Schneizlreuth/Fronau sowie im niederländischen Rijswijk. In Österreich ist die Tochtergesellschaft Rheinmetall Waffe Munition ARGES GmbH in Schwanenstadt aktiv – dort wird unter anderem 40-mm-Low-Velocity-Munition in verschiedenen Ausführungen gefertigt.
Das enorme Wachstum der Sparte ist vor allem auf die europaweit steigende Nachfrage nach Munition zurückzuführen. Allein die Direktlieferungen an die Ukraine stiegen 2024 um 609 Millionen Euro. Eine zentrale Rolle spielt dabei die spanische Tochter Rheinmetall Expal Munitions, die 2023 durch die Übernahme von Expal in den Konzern integriert wurde. Ihr Umsatz kletterte innerhalb eines Jahres von 171 auf 658 Millionen Euro – der Großteil der Produktion ging an die Ukraine.
Auch Bestellungen aus Deutschland und anderen europäischen NATO-Staaten nahmen deutlich zu und verzeichneten einen zusätzlichen Zuwachs von 294 Millionen Euro. Insgesamt erzielte die Division Weapon and Ammunition im Jahr 2024 einen Umsatz von 2,78 Milliarden Euro, ein Wachstum von 58,5 Prozent beziehungsweise 1,03 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Mit einer Gewinnmarge von 28,4 Prozent bleibt sie das profitabelste Segment im gesamten Rheinmetall-Konzern.
>>> Rheinmetall im Rüstungsboom: Neue Perspektiven für die Industrie
Panzerdivision Vehicle Systems profitiert von Großaufträgen
Die Division Vehicle Systems zählt zu den wachstumsstärksten Bereichen von Rheinmetall. Unter diesem Dach bündelt der Konzern die Produktion seiner gepanzerten Fahrzeuge, Kettenfahrzeuge und Artilleriesysteme – darunter der Lynx-Schützenpanzer, die Rheinmetall-Radhaubitze, die Panzerhaubitze 2000 sowie die Wiesel-Fahrzeugfamilie.
Beliefert wird die Sparte künftig auch vom Spezialmotorenhersteller Steyr Motors, mit dem Rheinmetall eine mehrjährige Entwicklungs- und Liefervereinbarung geschlossen hat. Aus Unternehmenskreisen heißt es, die in Steyr gefertigten Motoren könnten künftig in den Kampfpanzern Panther und Leopard verbaut werden.
Zur Division gehört außerdem das in Wien-Liesing ansässige Joint Venture Rheinmetall MAN Military Vehicles, das sich mit einem Jahresumsatz von rund 95 Millionen Euro auf die Entwicklung und Produktion hochgeländegängiger Militär- und Spezialfahrzeuge spezialisiert hat.
Ein zentraler Wachstumstreiber war 2024 die Auslieferung von 1.515 Logistikfahrzeugen an die Bundeswehr im zweiten Quartal. Der Auftrag mit einem Volumen von über 773 Millionen Euro war Teil eines bereits 2020 geschlossenen Rahmenvertrags. Gleichzeitig liefen mehrere taktische Fahrzeugprogramme in Osteuropa an, die die Nachfrage zusätzlich ankurbelten.
Insgesamt erzielte die Division Vehicle Systems im Jahr 2024 einen Umsatz von 3,79 Milliarden Euro – ein Plus von 45,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die Profitabilität legte deutlich zu: Die EBIT-Marge stieg auf 11,2 Prozent.
Boom in der Luftverteidigung – Rheinmetalls Electronic Solutions wächst rasant
Die Division Electronic Solutions von Rheinmetall verzeichnet starkes Wachstum – angetrieben durch die zunehmende Nachfrage nach Luftverteidigungs- und Cyberabwehrsystemen. Der Bereich entwickelt und produziert eine breite Palette an Hochtechnologien, darunter das mobile Flugabwehrsystem Skyranger 30, das Drohnen und Luftziele bekämpfen kann, sowie das stationäre Luftverteidigungssystem Skynex. Letzteres nutzt Hochenergielaser, um kritische Infrastruktur und Bodentruppen zu schützen.
Die Fertigung der elektronischen Systeme erfolgt unter anderem im Kompetenzzentrum Zürich, ergänzt durch Standorte in Oberndorf und Stockach (Deutschland) sowie Studen und Altdorf (Schweiz).
Vor allem der zunehmende Einsatz von Drohnen führte 2024 zu einem deutlichen Nachfrageboom. Zwei Großaufträge der Bundeswehr sorgten für zusätzliche Dynamik: die Beschaffung des mobilen Flugabwehrsystems Skyranger sowie des Nah- und Nächstbereichsschutzsystems (NNbS).
Das Gemeinschaftsprojekt mit Diehl Defence und Hensoldt Sensors soll Bodentruppen künftig besser vor Bedrohungen aus der Luft schützen. Auch die Lieferung zusätzlicher Skynex-Systeme an europäische NATO-Staaten stärkte das Geschäft weiter.
Insgesamt steigerte die Division Electronic Solutions ihren Umsatz auf 1,73 Milliarden Euro – ein Plus von 30,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Gewinnmarge lag bei 12,6 Prozent.