Kreislaufwirtschaft : Recycling: Österreichs Industrie muss stärker auf Rezyklate setzen

Stack of plastic bottles for recycling against blue sky

In Industrienationen wie Österreich werden viel zu viele Ressourcen verbraucht.

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In Industrieländern wie Österreich werden viel zu viele Ressourcen verbraucht. Um dem entgegenzuwirken, setzt die Industrie bei der Herstellung neuer Produkte verstärkt auf recycelte Materialien. Gerade in Zeiten von Versorgungsengpässen, teurer Energie und Ressourcenknappheit geht der Trend zu sogenannten Rezyklaten. Das sind Werkstoffe, die ganz oder teilweise aus Recyclingmaterial bestehen.

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Der Einsatz von Rezyklaten müsse unbedingt gesteigert werden, hieß es am Freitag aus Politik, Industrie sowie Abfall- und Ressourcenwirtschaft. Bei der gemeinsamen Veranstaltung Gemeinsam.Kreislauf.Wirtschaften im Haus der Industrie in Wien ging es um innovative Lösungen zur Kreislaufführung von Materialien wie Baustoffen oder Verpackungen.

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Materialverbrauch 50 Prozent mehr als im europäischen Durchschnitt

In einer Aussendung zur Veranstaltung hieß es, Österreich sei gut im Recycling. Bei der Ressourcenschonung gebe es aber noch Luft nach oben. Auf jeden Österreicher kommen den Angaben zufolge rund 33 Tonnen Materialverbrauch pro Jahr, fast 50 Prozent mehr als im europäischen Durchschnitt. Um den Einsatz primärer Ressourcen zu reduzieren, sei als wichtigste Rahmenbedingung ein starker und effizienter Markt für Sekundärrohstoffe, also recycelte Materialien, notwendig, fordert die Abfall- und Ressourcenwirtschaft.

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Gabriele Jüly, Präsidentin des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB): "Die Abfallwirtschaft leistet durch Sammlung, Recycling und Verwertung einen wesentlichen Beitrag zu Rohstoffunabhängigkeit und Energieversorgung. Aber wir brauchen auch einen funktionierenden Markt für recycelte Materialien." Ein Lösungsansatz könnte die Einführung einer verpflichtenden Quote für den Einsatz von Rezyklaten in der industriellen Produktion sein. Zudem könne die öffentliche Beschaffung mit gutem Beispiel vorangehen und nachhaltigen Produkten aus Rezyklaten den Vorzug geben. "Auch die Bevölkerung muss mit Informationskampagnen sensibilisiert werden, um die Nachfrage nach recycelten Produkten zu steigern."

Gabriele Jüly VOEB
Gabriele Jüly, Präsidentin des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) - © VOEB / Monihart

"Und dazu gibt es keine Alternative"

Erhebungen zur Kreislaufwirtschaft in Österreich führt die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) seit Jahren durch. Während laut ARA im Jahr 2021 nur 14 Prozent der Gesamtinvestitionen heimischer Unternehmen in Maßnahmen rund um Recycling, Umweltschutz und Abfallwirtschaft flossen, waren es im Jahr 2022 bereits 21 Prozent. Als Umsetzungshindernisse für eine bessere Kreislaufwirtschaft werden jedoch hohe Kosten, komplexe Gesetze und fehlendes Know-how genannt. Oft sei es für die Industrie günstiger, Primärrohstoffe statt Recyclate zu verwenden. Langfristig seien die Kosten für Ressourcenverbrauch und Umwelt jedoch enorm.

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"Langlebige recyclingfähige Produkte vermeiden Abfälle und können im Kreislauf geführt werden", erinnerte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). "Kluge Unternehmer:innen investieren in nachhaltige Produkte und Prozesse und sichern sich damit einen enormen Wettbewerbsvorteil. Denn Klimaneutralität bedeutet Ressourcenschonung auf allen Ebenen. Und dazu gibt es keine Alternative."