V4Drive : Porsche übernimmt Mehrheit an Varta-Tochter: Was können die neuen E-Auto-Batterien?

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Der deutsche Sportwagenbauer Porsche übernimmt wie geplant die Mehrheit an der Tochterfirma der Varta des österreichischen Investors Michael Tojner, V4Drive Battery

- © Porsche

Der deutsche Sportwagenhersteller Porsche hat wie geplant die Mehrheit an der V4Drive Battery, einer Tochterfirma des österreichischen Investors Michael Tojner und Teil des angeschlagenen Batterieproduzenten Varta, übernommen. Dies gab Varta am Mittwoch in Ellwangen, Baden-Württemberg, bekannt. Besonders wichtig ist für Porsche der Zugang zu großformatigen Lithium-Ionen-Zellen, die beispielsweise im Hybridantrieb des 911 Carrera GTS verwendet werden.

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Der Einstieg von Porsche soll durch eine Kapitalerhöhung bei V4Drive erfolgen. Die genaue Höhe des Anteils wurde in der Mitteilung nicht genannt, jedoch berichtete die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) kürzlich von einem Anteil von etwa 70 Prozent.

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- © Industriemagazin

Porsche bislang einziger Abnehmer der V4Drive-Batterien

Varta möchte mit Porsche einen „langfristigen starken Partner für die Weiterentwicklung und Vermarktung dieser Zellen gewinnen“, wie das Unternehmen erklärte. Porsche ist aktuell der einzige bedeutende Abnehmer der V4Drive-Produkte. Lutz Meschke, Finanzvorstand bei Porsche, hatte bereits im August betont, dass der Einstieg von Porsche „einen wichtigen Beitrag zum Erhalt von Schlüsseltechnologien am Standort Deutschland leisten“ solle.

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Um die finanzielle Situation von Varta zu stabilisieren, beteiligt sich Porsche zudem mit einer Kapitalzufuhr von 30 Millionen Euro an der Muttergesellschaft Varta AG. Die Verträge dazu wurden bereits am Montag unterzeichnet.

Varta, das durch einen aggressiven Expansionskurs in Schwierigkeiten geraten ist, wird über ein StaRUG-Verfahren saniert, um seine Schulden abzubauen. Die bisherigen Aktionäre verlieren dabei ihren Einsatz, während nur Tojner und Porsche die neuen Aktien zeichnen. Trotz dieser Umstände stieg die Varta-Aktie nach der Bekanntgabe des Porsche-Einstiegs bei V4Drive am Mittwochvormittag um 17 Prozent.

Varta hat Lithium-Ionen-Zellen entwickelt, die sich durch ihre Schnellladefähigkeit und hohe Beschleunigungsleistung auszeichnen.
Varta hat Lithium-Ionen-Zellen entwickelt, die sich durch ihre Schnellladefähigkeit und hohe Beschleunigungsleistung auszeichnen. - © Varta

Das StaRUG-Verfahren, ein noch relativ neues Instrument zur Sanierung von Unternehmen in der Krise, rückt immer mehr in den Fokus der Wirtschaft. Seit seiner Einführung Anfang 2021 bietet das "Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen" (StaRUG) Firmen die Möglichkeit, außerhalb eines regulären Insolvenzverfahrens ihre finanzielle Lage zu stabilisieren und Schulden umzustrukturieren.

Das StaRUG-Verfahren erlaubt es Unternehmen, frühzeitig, also noch vor dem Eintritt einer Zahlungsunfähigkeit, Sanierungsmaßnahmen einzuleiten. Es handelt sich um ein präventives Restrukturierungsverfahren, das dem Management die Kontrolle über das Unternehmen belässt, während gleichzeitig eine rechtliche Absicherung gegenüber Gläubigern geschaffen wird. Diese müssen den vom Unternehmen vorgeschlagenen Restrukturierungsplan zwar mehrheitlich akzeptieren, doch das StaRUG bietet auch die Möglichkeit, einen solchen Plan gegen den Willen einzelner Gläubiger gerichtlich durchzusetzen.

Ein wesentlicher Vorteil des Verfahrens ist, dass es ohne die typischen Stigmata einer Insolvenz abläuft. Das Unternehmen kann seinen Geschäftsbetrieb fortführen, Vertrauensverlust bei Kunden und Lieferanten minimieren und gleichzeitig eine deutliche Entschuldung vorantreiben. Besonders die Möglichkeit, Gläubigergruppen individuell zu behandeln, eröffnet Spielräume, die in einem klassischen Insolvenzverfahren oft fehlen.

Was können die V4Drive-Batterien von Varta?

Die V4Drive-Batterien von Varta sind speziell entwickelte Hochleistungs-Lithium-Ionen-Zellen, die sich durch eine sehr schnelle Ladefähigkeit und hohe Leistungsdichte auszeichnen. Diese Batterien sind in einem 21700-Format verfügbar (2,1 cm Durchmesser, 7 cm Länge) und wurden ursprünglich als „Booster-Batterien“ konzipiert, um Elektro- und Hybridfahrzeuge zu unterstützen, indem sie kurzzeitig hohe Leistungsanforderungen bewältigen können, etwa beim Beschleunigen oder beim Rückgewinnen von Energie.

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Ein herausragendes Merkmal der V4Drive-Zellen ist die extrem schnelle Ladezeit: in nur sechs Minuten können sie vollständig aufgeladen werden. Dabei bleiben sie relativ kühl und bieten eine homogene Wärmeverteilung, was die Effizienz und Lebensdauer erhöht​.

Dies macht sie besonders attraktiv für Premium- und Sportfahrzeuge, wo hohe Leistung und kurze Ladezeiten entscheidende Vorteile darstellen​. Neben dem Einsatz in Fahrzeugen eignen sich die V4Drive-Batterien auch für andere Bereiche wie Power Tools oder Elektrozweiräder, wo hohe Leistung und schnelle Wiederaufladbarkeit gefragt sind.

Langfristig plant Varta, die Technologie weiterzuentwickeln, um auch für den Einsatz in vollständig elektrischen Fahrzeugen als alleinige Traktionsbatterie genutzt zu werden, insbesondere in leistungsstarken E-Fahrzeugen​.

Elektrifizierung der Porsche-Flotte

Bis 2025 sollen 50 Prozent der Neuwagenverkäufe von Porsche entweder rein elektrisch fahren können oder Plug-in-Hybride sein. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil rein elektrischer Fahrzeuge auf über 80 Prozent steigen​. Das Unternehmen investiert massiv in diesen Bereich: Allein bis 2022 wurden über 6 Milliarden Euro für die Entwicklung von E-Mobilitätslösungen aufgewendet. Diese Investitionen fließen in verschiedene Bereiche, darunter die Entwicklung von batterieelektrischen Fahrzeugen, die Ladeinfrastruktur sowie in die Produktion von Hochleistungsbatterien​.

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Das Herzstück der Elektrostrategie ist das Erfolgsmodell Taycan, das 2021 mit über 41.000 verkauften Einheiten den Porsche 911 überholt hat. Die Modelle Macan und Cayenne bleiben weiterhin Bestseller, wobei der Macan 2024 auch als vollelektrische Version auf den Markt kommt​.

Porsche hat zudem angekündigt, seine Produktionsanlagen in Zuffenhausen und Leipzig auszubauen, um die Herstellung von Elektrofahrzeugen zu unterstützen, darunter auch der vollelektrische 718 Boxster und Cayman, die ab 2025 ausschließlich elektrisch angeboten werden sollen​.

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Der elektrische Porsche Taycan verkauft sich gut und hat den legendären 911 überholt. - © Porsche

Porsche + Varta = ?

Die Investition von Porsche ist Teil eines größeren Plans, um Zugang zu innovativen Lithium-Ionen-Batterien zu erhalten, die speziell für leistungsstarke Elektrofahrzeuge entwickelt wurden. V4Drive-Batterien zeichnen sich durch ihre schnelle Ladefähigkeit und hohe Leistungsdichte aus, was sie besonders für Sportwagen und Premium-Fahrzeuge attraktiv macht. Ein zentrales Ziel der Zusammenarbeit ist es, die Entwicklung von großformatigen Batteriezellen voranzutreiben, die in Hybrid- und Elektrofahrzeugen wie dem Porsche 911 Carrera GTS zum Einsatz kommen könnten. Diese Technologie könnte es Porsche ermöglichen, die Reichweite und Leistung seiner elektrischen Modelle erheblich zu verbessern.

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Die Beteiligung an der Varta-Tochter V4Drive wird Porsche nicht nur Zugang zu Schlüsseltechnologien verschaffen, sondern auch dazu beitragen, den Standort Deutschland als Zentrum für Batterietechnologie zu stärken. Zudem ist V4Drive für Porsche besonders wertvoll, da es durch die schnelle Aufladung und die hohen Leistungswerte perfekt zu Porsches Anspruch an Hochleistungsfahrzeuge passt​. Die Kooperation ist zudem ein wichtiger Schritt in Porsches langfristiger Strategie, bis 2030 über 80 Prozent seiner Fahrzeuge vollelektrisch zu machen und sich im globalen Markt für Elektromobilität zu positionieren​.