Batterie-Hersteller in der Krise : Varta rettet sich vor der Insolvenz - Sanierungsplan mit Porsche und Tojner steht
Der in finanzielle Schwierigkeiten geratene Batteriehersteller Varta hat nach langen Verhandlungen mit seinen Schuldscheingläubigern eine Einigung über einen Sanierungsplan erzielt. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, konnten wesentliche Finanzgläubiger sowie die Großaktionäre Michael Tojner und Porsche einen verbesserten Kompromiss erreichen. Auf Grundlage angepasster Bedingungen haben auch die Schuldscheingläubiger dem Rettungskonzept zugestimmt.
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"Wir haben jetzt einen weiteren Meilenstein erreicht und wollen langfristig die Varta wieder auf die Erfolgsspur führen", erklärte Varta-CEO Michael Ostermann. Er betonte, dass der Restrukturierungsprozess ein schwieriger und steiniger Weg sei.
Hedgefonds Whitebox hat auf bessere Konditionen bestanden
Laut einem Insider verzögerten sich die Verhandlungen mit den Schuldscheingläubigern, da der Hedgefonds Whitebox auf bessere Konditionen für sich bestanden habe. Whitebox, der als besonders durchsetzungsstark gilt, hatte sich in Vartas Schuldscheine eingekauft. Mit einem Nennwert von 250 Mio. Euro stellen die Schuldscheingläubiger die größte Gläubigergruppe dar. Hätten sie den Sanierungsplan blockiert, wäre die Restrukturierung über das StaRUG-Verfahren (Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen) gefährdet gewesen. Eine Gruppe größerer Finanzgläubiger hat deshalb einem Überbrückungskredit von 30 Mio. Euro zugestimmt, um die Liquidität bis zum Abschluss des Verfahrens sicherzustellen.
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Varta war durch eine aggressive Expansionsstrategie und misslungene Investitionen in Schwierigkeiten geraten und sucht nun im Rahmen des StaRUG-Verfahrens nach einer Lösung. Bereits Mitte August wurde ein Kompromiss gefunden: Porsche und der Großaktionär Tojner stellen gemeinsam 60 Mio. Euro an frischem Kapital bereit. Im Gegenzug verzichten die Gläubiger auf mehr als die Hälfte ihrer Forderungen. Später könnte auch ein dritter Investor hinzukommen.
Schuldenschnitt als Kern des Plans
Im Kern des Plans steht ein Schuldenschnitt: Vartas Schuldenlast von rund 485 Millionen Euro wird um etwa 255 Millionen Euro reduziert, was die verbleibenden Schulden auf 230 Millionen Euro verringert. Zudem wird das Grundkapital auf null gesetzt, was bedeutet, dass bestehende Aktionäre ihre Anteile verlieren. Dieser Schritt wird voraussichtlich zu einem Delisting von der Börse führen.
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Ein entscheidender Teil der Rettungsstrategie ist die finanzielle Unterstützung durch Investoren wie Porsche und den Mehrheitsaktionär Michael Tojner, die jeweils 30 Millionen Euro investieren sollen. Zusätzlich wird ein neuer vorrangiger Kredit in Höhe von 60 Millionen Euro aufgenommen, um den kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu decken. Das Konzept sieht zudem Stellenstreichungen in der Verwaltung vor und soll die Finanzierung des Unternehmens bis Ende 2027 sicherstellen.
Kleinaktionäre sind von diesem Plan besonders betroffen, da sie voraussichtlich ihre gesamten Investitionen verlieren werden, während institutionelle Gläubiger bevorzugt behandelt werden. Der finale Sanierungsplan soll bis spätestens Mitte Oktober 2024 beim zuständigen Gericht eingereicht werden(
Droht Varta noch immer die Insolvenz?
Eine Pleite der Varta ist mit dem Sanierungskonzept vorerst vom Tisch, wie ein Unternehmenssprecher auf APA-Anfrage sagte. Das sogenannte vorinsolvenzliche Verfahren bleibe allerdings aufrecht. Varta befindet sich trotz des Sanierungskonzepts nach wie vor in einer prekären Lage, und eine Insolvenz kann nicht vollständig ausgeschlossen werden. Der Sanierungsplan, der einen erheblichen Schuldenschnitt und frisches Kapital vorsieht, wurde von den meisten Gläubigern akzeptiert, was dem Unternehmen kurzfristig Luft verschafft.
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Allerdings ist das Unternehmen weiterhin stark belastet durch externe Faktoren wie sinkende Nachfrage und Billigkonkurrenz aus Asien. Zudem bedroht der Verlust der Börsennotierung das Vertrauen der Investoren. Obwohl die Chancen für eine erfolgreiche Sanierung gestiegen sind, hängt der weitere Verlauf stark von der Umsetzung des Plans und der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Sollte es zu weiteren Rückschlägen kommen, bleibt das Risiko einer Insolvenz bestehen.
Operativ drohen dem Unternehmen mit dem Kompromiss keine großen Einschnitte. "Wir wollen wachsen, sowohl mit Batteriespeichern für Photovoltaik-Anlagen als auch mit den Knopfzellen für die Apple-Kopfhörer. Dort suchen wir derzeit sogar Personal", so Varta-Chef Michael Ostermann. An den deutschen Standorten will Varta festhalten. In der Verwaltung müsse es dennoch einen "moderaten" Stellenabbau geben.