Lieferketten : Lieferengpässe: Österreichische Unternehmen besonders betroffen

SILOKING-Landgerätemontage

Österreichische Unternehmen sind besonders stark von Problemen in den Lieferketten betroffen.

- © SILOKING

Die Industrieländer sind im weltweiten Vergleich besonders stark von Lieferengpässen und Kostensteigerungen betroffen. Schaut man sich die Probleme in den führenden Industrienationen genauer an, so war Österreich zum Höhepunkt der Lieferkettenprobleme im Sommer 2021 das EU-Land mit den größten Lieferverzögerungen. Erst im Herbst letzten Jahres wurde Österreich von Dänemark abgelöst.

Aktuell erholen sich trotz des Krieges in der Ukraine die weltweiten Lieferkettenprobleme. In der Wirtschaft ist eine Umorientierung zu beobachten: "Die Resilienz sowie die Nachhaltigkeit globaler Wertschöpfungsketten mit einer hohen Anzahl an potenziell instabilen Partnern wird aufgrund der bestehenden Lieferprobleme in den Unternehmen kritisch hinterfragt", so UniCredit-Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Das alleinige Kostenargument verliert für viele Unternehmen an Bedeutung, die Versorgungssicherheit werde zunehmend wichtiger: die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Engpässen rückt in den Fokus - zum Beispiel durch die Diversifikation von Anbietern und Herkunft von Rohstoffen, Waren oder Unternehmen.

"Das Ende der Globalisierung ist zwar nach unserer Einschätzung nicht gekommen, doch die Pandemie und die jüngsten geopolitischen Veränderungen werden die wirtschaftlichen Organisations- und Steuerungskonzepte der Betriebe in den Industrieländern in den kommenden Jahren nachhaltig verändern", so Stefan Bruckbauer.

Lieferketten bald wieder intakt?

Die Lieferprobleme haben laut Analyse der Bankökonomen auf Basis von monatlichen Einkaufsmanagerbefragungen ihren Höhepunkt im Sommer 2021 erreicht. Zwar haben sich mit Beginn des Kriegs in der Ukraine die Verzögerungen zwischenzeitlich verschärft, der Lieferzeitenindex zeige aber bereits wieder eine Entspannungstendenz an. "Dennoch geben derzeit rund neun von zehn heimischen Industriebetrieben an, dass die Fertigstellung ihrer Erzeugnisse durch Materialengpässe verzögert ist", so Bruckbauer.

Österreichische Unternehmen seien im weltweiten Vergleich stärker von Lieferproblemen betroffen, betont auch Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Innerhalb Europas sei zudem die Betroffenheit von Ländern besonders hoch, wenn deren Industrie eng mit jener Deutschlands verknüpft sei.

Die Verzögerungen bei Grund- und Rohstoffen, Metallen und Baustoffen seien aktuell am geringsten. Große Probleme gibt es den Experten zufolge noch bei technologischer Ausrüstung wie Halbleitern sowie im Maschinen- und Anlagenbau.

Deutlich verschlechtert hat sich in den vergangenen Monaten die Liefersituation von Nahrungsmitteln, direkt nach den Industriegütern.

Preise steigen weiter

Die Einkaufspreise der Betriebe steigen weltweit rasant an. Preistreiber sind die Rohstoffmärkte, vor allem Erdöl und Erdgas. Der globale Index der Einkaufspreise liegt nur mehr knapp unter dem Höchststand vom Herbst vorigen Jahres. Der Anstieg der Einkaufspreise begann ab Herbst 2020, die Abgabepreise beschleunigten sich ab Jahresbeginn 2021. Die Preisdynamik im Verkauf erreichte ihren Höhepunkt im April 2022.

Bisher wiesen die Daten auf eine höhere Dynamik bei den Kosten als bei den Abgabepreisen hin, was für die kommenden Monate noch einen weiteren Kostendruck erwarten lasse, so die Bank Austria.