Lieferketten : Russland und deutsche Häfen: Wegfall einer der wichtigsten Verbindungen
Durch den Russland-Ukraine-Krieg kommen die Lieferketten allerorts zum Erliegen oder verlangsamen sich massiv. Teils können wichtige Komponenten aus der Ukraine nicht mehr bezogen werden – Stichwort Kabelbäume für die Automobilindustrie –, teils kappen Sanktionen des Westens Verbindungen.
Was dieser Wegfall für den Schiffstransport bedeuten könnte, wird nun anhand aktuellster Zahlen deutlich: So berichtet Statistische Bundesamt am Dienstag, dass Russland wegen immenser Energie-Exporte bisher wichtigster Handelspartner für die deutschen Seehäfen war. In den ersten elf Monaten 2021 wurden in den Häfen rund 24,1 Millionen Tonnen Güter im Russland-Verkehr umgeschlagen. Mit 21,5 Mio. Tonnen entfällt der größte Teil auf Importe.
Rund die Hälfte der seeseitigen Einfuhren aus Russland - 10,8 Mio. Tonnen - entfällt demnach im Zeitraum Jänner bis November 2021 auf fossile Energieträger, ein weiteres Viertel (5,4 Mio. Tonnen) auf Kokerei- und Mineralölerzeugnisse. Exporte gen Russland spielen mit 2,6 Mio. Tonnen dagegen eine untergeordnete Rolle. Insgesamt gingen in den ersten elf Monaten des vorigen Jahres 265,3 Mio. Tonnen über die Kaikanten deutscher Seehäfen, um 5,2 Prozent mehr als im ersten Pandemiejahr 2020.
Der Hamburger Hafen rechnet mit spürbaren Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland. Welche genau, genau könne man aber "finalisiert noch nicht sagen", sagte Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann, jüngst. "Wir müssen ehrlicherweise abwarten, welche Unternehmen betroffen sein werden."
Der Containerverkehr zwischen Deutschlands größtem Seehafen und Russland war nach Angaben der Marketinggesellschaft des Hafens bereits nach 2014 und den Sanktionen wegen der russischen Annexion der Halbinsel Krim um etwa die Hälfte auf rund 300.000 Standardcontainer (TEU) eingebrochen. Deutlich größer als die Containerverkehre sei der Umschlag von Massengut wie Kohle und Holz, sagte der Vorstand der Marketinggesellschaft, Axel Mattern. Zahlen dazu nannte er nicht.
Aktuell gibt es den Angaben zufolge zehn Liniendienste zwischen dem Hamburger Hafen und Russland, sieben davon mit St. Petersburg, die anderen mit Kaliningrad, dem früheren Königsberg. Mehrere Reedereien – darunter Hapag-Lloyd und Maersk – steuern derzeit keine ukrainischen Häfen mehr an.
Einen wesentlich geringeren Beitrag zum Warenverkehr deutscher Seehäfen trägt bisher die Ukraine bei. Hier lag das Umschlagvolumen im Berichtszeitraum bei rund 636.000 Tonnen, wobei es sich nahezu ausschließlich um Wareneingänge handelt. Mehr als zwei Drittel davon entfallen auf Agrarprodukte wie beispielsweise Getreide. (apa/red)