Maschinenbau : Minus 40% im Spritzgießmaschinenmarkt: Engel mit Umsatzrückgang

Engel Austria St. Valentin

Das Engel-Werk in St. Valentin: Minus 6 Prozent bei Minus im 40 im Gesamtmarkt

- © Engel Austria

Der oberösterreichische Maschinenbauer Engel mit Sitz in Schwertberg hat im Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende März) einen Umsatz von 1,6 (2022/23: 1,7) Milliarden Euro erwirtschaftet. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Rückgang von rund 6 Prozent. "Das Volumen im Spritzgießmaschinenmarkt ist verschiedenen Verbandszahlen zufolge um bis zu 40 Prozent zurückgegangen", relativierte Geschäftsführer Stefan Engleder in einer Presseaussendung am Sonntagabend.

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Dennoch, so Engleder, sei es gelungen, in einem schrumpfenden Markt Marktanteile hinzuzugewinnen. Dazu hätten vor allem die Bereiche Medical und Packaging in Amerika und Europa beigetragen. Um knapp 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr sei auch der Umsatz im After-Sales-Geschäft gestiegen.

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- © Industriemagazin

Investitionen in globales Netzwerk

Der hohe Auftragsbestand sei nahezu abgearbeitet. Eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung sei nicht in Sicht. Bereits Ende Januar hatte Engel den Abbau von 35 Stellen im Großmaschinenwerk im niederösterreichischen St. Valentin angekündigt. "Wir erhoffen uns aber erste Wachstumsimpulse von den Frühjahrs-Fachmessen Chinaplas in Shanghai und NPE in Orlando", so Stefan Engleder. Den verhaltenen Aussichten für das beginnende Geschäftsjahr begegnet das Unternehmen mit dem Ausbau seiner globalen Präsenz und einem nach eigenen Angaben "Rekordauftragseingängen" für kundenspezifische Automatisierungslösungen.

>>> Engel: Wir kämpfen um jeden Auftrag

Investieren will das Unternehmen im neuen Geschäftsjahr einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in den Ausbau des globalen Netzwerks. In den Regionen Europa, Amerika und Asien setzt das Unternehmen auf weitgehend eigenständige Hub-Strukturen. Wo nötig und sinnvoll, werden gemeinsam mit der Zentrale in Österreich globale Standards gesetzt. In der Umsetzung lokaler Lösungen mit lokaler Entwicklungs- und Fertigungskompetenz sieht Engleder einen großen Mehrwert. Während das Standardsegment schwächelt, boomen individuelle Automationslösungen, hieß es, getrieben von Fachkräftemangel und hohen Produktionskosten. Die dafür notwendige Automation verschmelze mit der Maschine zu einer leistungsfähigen Spritzgießzelle, je nach Kundenwunsch.

"Hinter jeder abgebauten Stelle steht ein persönliches Schicksal"

Bereits im Herbst 2023 wurde der Abbau von bis zu 40 Stellen im Werk St. Valentin angekündigt: „Seit geraumer Zeit merken wir einen Rückgang im Auftragseingang. Dieser Trend setzt sich leider aus heutiger Sicht fort. Teile unserer österreichischen Werke sind daher unterausgelastet, besonders betrifft dies aktuell das Großmaschinenwerk St. Valentin, weil in diesem Engel-Werk vorrangig Maschinen für die Automobilbranche gebaut werden“, so Michael Grininger, Bereichsleiter Human Resources bei Engel Austria, Ende September. Eine verstärkte Investitions- und Auftragszurückhaltung ist derzeit insbesondere in der Automobilindustrie zu beobachten. Diese Entwicklung steht in engem Zusammenhang mit der schwachen konjunkturellen Lage in Deutschland. Die Unterauslastung im Werk St. Valentin wird mit großer Vorsicht gehandhabt und es wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Unterauslastung zu kompensieren.

>>> >>> Engel-Chef Engleder zu Stellenabbau im Unternehmen: "Personalabbau ist die Ultima Ratio"

Zu den Maßnahmen im September gehörten der Abbau von Zeitkonten sowie die Inanspruchnahme von Urlaubstagen. Die schwierige wirtschaftliche Situation des Unternehmens zeichnete sich bereits seit längerer Zeit ab. Bereits im Januar letzten Jahres begannen die Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung über einen Sozialplan. Die Anpassung sei aus Kapazitätsgründen notwendig, nicht aus strukturellen Gründen, stellt der Gründerurenkel und CEO Stefan Engleder klar. Auf die leichte Schulter nimmt er die Entscheidung nicht. "Hinter jeder abgebauten Stelle steht ein persönliches Schicksal", so Engleder im Gespräch mit dem INDUSTRIEMAGAZIN.

So muss bei Engel nun gespart werden. "Wir haben immer zu hohe Kosten", sagt Engleder auf die Frage, ob Engel ein Kostenproblem habe. "Schwindelerregend" sei die Materialkostentangente in Europa. Und nun sei die Branche noch von einem Abschwung getroffen. "Es ist die Ultima Ratio, Personal abzubauen", sagt Engleder weiter. Und gespart wird, wo es geht: Komplexität reduzieren, digitalisieren, im Produktportfolio. Dass sich die Automobilkonjunktur nicht aufhellt, befürchtet er nicht. "Wir machen rund die Hälfte unseres Geschäfts mit Automotive und sind de facto bei allen namhaften Playern vertreten", so Engleder. Insgesamt wachse die Branche, ist Engleder überzeugt. "Gerade was Elektromobilität betrifft, ist Kunststoff gefragter denn je".

Lehrlingsausbildung gegen Fachkräftemangel

Wichtig bleibe die internationale Lehrlingsausbildung mit 240 in Österreich und über 400 weltweit, wobei China und Tschechien neben Österreich die größten Ausbildungsstandorte weltweit seien. Ende Jänner 2024 beschäftigte die Engel Gruppe weltweit 7.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 3.800 in Österreich (2.260 in Schwertberg, 270 in Dietach und eben 1.270 in St. Valentin).

>>> Fabrik2023: Engel Austria gewinnt Österreichs härtesten Produktionswettbewerb

Das St. Valentiner Großmaschinenwerk war im letzten Jahr Sieger des Produktions-Awards Fabrik2023, der jährlich von Fraunhofer Austria und dem INDUSTRIEMAGAZIN ausgeschrieben wird: „Das Siegerwerk von Engel zeichnet sich durch sehr gute beziehungsweise ausgezeichnete Ergebnisse quer durch alle Wettbewerbskategorien aus", heißt es in der Begründung der Jury. So punktete der Maschinenbauer zum Beispiel mit einer sehr stringenten Nachhaltigkeitsstrategie, und auch in Sachen Digitalisierung ist das Unternehmen schon sehr weit fortgeschritten. Das Montageprinzip, bei dem die Schließ- und die Spritzseite der Maschine zunächst getrennt gefertigt und montiert werden, ist einzigartig im Sondermaschinenbau. Durch die in jüngster Zeit durchgeführten Optimierungen konnte eine Steigerung des Ausstoßes der Anlage um 15 Prozent und eine Reduzierung der Durchlaufzeit um 65 Prozent erreicht werden.

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