Weniger Gewinn für Karton-Spezialisten : Mayr-Melnhof: Kostensenkungsprogramm nach Gewinnrückgang
Der an der Wiener Börse notierte Kartonhersteller Mayr-Melnhof leidet unter der Kaufzurückhaltung vieler Konsumentinnen und Konsumenten. Das Periodenergebnis ging im ersten Halbjahr auf 63,3 Mio. Euro zurück. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres lag es bei 205,8 Mio. Euro. "Die Entwicklung der MM Gruppe im 1. Halbjahr reflektiert die anhaltend schwache Nachfrage im Karton- und Papierbereich nach dem Rekordjahr 2022", kommentierte Mayr-Melnhof CEO Peter Oswald die Zahlen am Donnerstag.
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Ein weiterer Grund für den Gewinnrückgang sei der über den Erwartungen liegende Abbau von Lagerbeständen bei Kunden, so das Unternehmen in einer Aussendung. Darüber hinaus sei es in den Kartonwerken Frohnleiten und Neuss zu erheblichen Stillständen im Zusammenhang mit Investitionen gekommen, die sich ebenfalls negativ auf das Ergebnis ausgewirkt hätten.
Vorsichtig für die nahe Zukunft
Erfreulich entwickelte sich hingegen die Division MM Packaging. Nach den Akquisitionen im Vorjahr leistete sie einen positiven Ergebnisbeitrag. Der Gesamtumsatz des Konzerns ging von gut 2,2 Mrd. Euro im Vorjahr nur leicht auf 2,18 Mrd. Euro im ersten Halbjahr zurück, was auf einen preis- und akquisitionsbedingten Anstieg in diesem Bereich zurückzuführen ist.
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Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wurde jedoch deutlich von der schwierigen Entwicklung im Karton- und Papiergeschäft beeinflusst und ging von 375,8 Mio. Euro auf 214,3 Mio. Euro zurück. Das betriebliche Ergebnis ist von 285 Mio. Euro auf 104 Mio. Euro zurückgegangen. Auch das Ergebnis vor Steuern lag mit 77,2 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert von 270,2 Millionen Euro.
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Das Management ist vorsichtig für die nahe Zukunft. "Aufgrund der schwachen Gesamtwirtschaft und anhaltender Kaufzurückhaltung der Konsumenten ist für die kommenden Monate keine Erholung der Nachfrage auf unseren Endmärkten zu erwarten", hieß es im Ausblick des Unternehmens.
Kostensenkungsprogramm
In der Folge kam es auch bei MM, wie in der gesamten Branche, zu marktbedingten Stillständen in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Hinzu kamen die geplanten investitionsbedingten Großstillstände in den Kartonfabriken Frohnleiten und Neuss, letzterer mit einer Dauer von rund drei Monaten. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Programms, das zum Ziel hat, die Wettbewerbsfähigkeit von MM Board & Paper bei Recyclingkarton durch effizientere, nachhaltigere und innovativere Produkt- und Prozesslösungen zu steigern.
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Wie schon zuletzt dürften auch demnächst Maschinenabstellungen zur Anpassung der Produktion an die Marktnachfrage notwendig werden. Das betreffe auch das Werk in Frohnleiten. "Wenn wir die derzeitige Situation sehen (...), dann müssen wir für das dritte Quartal davon ausgehen, dass temporäre Abstellungen notwendig sein werden", sagte Oswald dazu bei einer Analystenkonferenz nach der Zahlenvorlage. Stellenabbau sei an dem Standort aktuell aber keiner geplant.
Dem werde unter anderem mit einem Profit- und Cash Protection-Programm, umfassenden Kosteneinsparungen und einer Zurückhaltung bei Neuinvestitionen begegnet. Der Fokus liegt auf einer möglichst raschen Erholung der Margen, um die Nettoverschuldung zu reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
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Skeptisch äußerte sich Oswald zur geplanten Reform der Verpackungsverordnung durch die Europäische Kommission. Der Entwurf in seiner jetzigen Form dürfte durch den geplanten höheren Verpackungsverbrauch stellenweise zu höheren Transportkosten führen, was wiederum mehr klimaschädliche Emissionen zur Folge haben könnte, meint der Mayr-Melnhof-Chef. Erhebliche negative Auswirkungen auf sein Unternehmen befürchtet er aber nicht.