Batterien : Krise bei Batteriehersteller Varta verschärft sich: Aktie stürzt ab

Die Nachfrage nach Knopfzellen-Batterien aus dem Hause Varta ist für gewöhnlich hoch.

Varta hält das eigene Umstrukturierungskonzept nicht mehr für ausreichend

- © Jevanto Productions - stock.adob

Der im Besitz des österreichischen Investors Michael Tojner befindliche Batteriekonzern Varta hat seine Geldgeber erneut um Hilfe gebeten. Das Unternehmen ist bei seiner Sanierung durch einen Nachfrageeinbruch, Billigangebote der asiatischen Konkurrenz und einen Cyberangriff zurückgeworfen worden. Varta teilte am Donnerstagabend mit: Das Konzept aus dem vergangenen Sommer sei nicht mehr geeignet, um wie geplant bis Ende 2026 auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren.

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Anleger reagierten nervös: Nach den Nachrichten stürzte der Kurs der Varta-Aktie ab. Das Papier verlor kurz nach Handelsbeginn am Freitag bis zu 34 Prozent auf 9,30 Euro und fiel damit auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang 2017. Seit Jahresbeginn hat das Papier mehr als die Hälfte an Wert verloren, in den vergangenen fünf Jahren sogar mehr als drei Viertel.

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- © Industriemagazin

Nachfrage stark eingebrochen

Die Krise bei Varta hat sich auf breiter Front verschärft. Die Nachfrage nach den kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, die zum Beispiel in Kopfhörern zum Einsatz kommen, schwankt stark, und auch die Nachfrage nach Energiespeichern für Strom aus Solaranlagen ist unerwartet stark eingebrochen. Darüber hinaus beklagt sich der Konzern über die niedrigen Preise der Konkurrenz für Energiespeicher und über anhaltende Probleme in der Lieferkette.

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Im Februar wurden Vartas Computersysteme von Hackern angegriffen und die Produktion wurde für mehrere Wochen lahmgelegt. Die wirtschaftlichen Folgen des Cyberangriffs sind noch nicht vollständig absehbar. Das Unternehmen musste die Vorlage seines Konzernabschlusses für das vergangene Jahr auf die Zeit nach dem 30. April verschieben. Aus diesem Grund wird das Unternehmen in Deutschland voraussichtlich aus dem sogenannten Kleinwerte-Index SDax ausscheiden.

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Im Jahr 2023 einigte sich Varta mit seinem Mehrheitsaktionär Michael Tojner und den Banken auf einen umfassenden Umbau, um das Unternehmen finanziell zu stabilisieren. Tojner hatte im Rahmen einer Kapitalerhöhung 50 Millionen Euro bereitgestellt, während die Banken erleichterte Kreditbedingungen gewährten und die Verträge verlängerten. Trotz dieser Maßnahmen benötigt Varta aufgrund der jüngsten Entwicklungen erneut Unterstützung.

Stillhalteabkommen in Bearbeitung

Während der Überarbeitung des bestehenden Sanierungsgutachtens durch den Gutachter AuxilPartner sollen die Geldgeber bis zum Sommer stillhalten. Ein entsprechendes Stillhalteabkommen befindet sich derzeit in der Unterschriftenphase. Varta erwartet, dass das neue Gutachten bis Mitte des Jahres vorliegt und die Grundlage für weitere Sanierungsschritte bildet. Varta hat außerdem die Investmentbank Rothschild & Co als weiteren Berater engagiert. Sie soll Optionen für weitere Kapitalmaßnahmen und Finanzierungsschritte erarbeiten. Über konkrete Anpassungen, Umbau- und Finanzierungsmaßnahmen kann derzeit noch keine verlässliche Aussage getroffen werden.

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Varta hält sein eigenes Umstrukturierungskonzept nicht mehr für ausreichend. Die Annahmen, die in diesem Konzept getroffen wurden, und die darauf basierenden Maßnahmen, die mit dem Mehrheitsaktionär und den finanzierenden Banken vereinbart wurden, sind nicht mehr angemessen, um bis Ende 2026 auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren. Das Unternehmen teilte am Donnerstagabend mit, dass das Konzept überprüft wird. Varta nannte als Gründe für die Einschätzung eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die verschiedenen Geschäftsbereiche, einen unerwarteten erheblichen Rückgang der Nachfrage im Bereich Energiespeicherlösungen bei Endverbrauchern und aufgrund hoher Lagerbestände im Handel, eine aggressive Preispolitik von Wettbewerbern sowie anhaltende Lieferkettenprobleme.

Dass es auch Unternehmen mit zukunftsträchtigem Technologie-Know-how nicht immer gut gehen muss, zeigt das Beispiel Varta. Der Batteriehersteller, der zu großen Teilen dem österreichischen Investor Michael Tojner gehört, leidet derzeit unter schwachen Umsätzen im klassischen Batteriegeschäft. Zudem zehren die hohen Kosten für die Entwicklung der ersten eigenen Elektroauto-Batteriezelle We-Four-Drive am Kapital. Die Not scheint so groß zu sein, dass Michael Tojner sogar Kapital nachschießen musste.