Künstliche Intelligent : KI-Pionier Oskar Mencer: "Wir sind erst am Anfang"

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Oskar Mencer mit Hans-Dietrich Genscher und David Ungar-Klein

- © Create Connections

Nicht nur die breite Öffentlichkeit wurde vom rasanten Aufstieg der Künstlichen Intelligenz völlig überrascht. "Auch für die Experten, die seit Jahrzehnten daran arbeiten, war es eine Riesenüberraschung", sagt der Wiener Computerpionier Oskar Mencer, der mit der von ihm gegründeten Firma Maxeler Technolgies zu den Treibern der Branche gehört. "Wir sind erst am Anfang", so Mencer im Gespräch mit der APA.

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Der gebürtige Wiener spezialisierte sich nach dem Studium der Informatik und Elektrotechnik in Wien früh auf die Entwicklung von KI-Systemen und -Anwendungen. Sein Unternehmen, das er 2003 als Ergebnis seiner Forschungstätigkeit an den Bell Laboratories in New Jersey gründete, ist unter anderem auf die Entwicklung von Hard- und Softwarelösungen zur Beschleunigung von künstlicher Intelligenz (KI) spezialisiert.

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Der nächste Schritt wird die direkte Kommunikation mit dem menschlichen Gehirn sein, wie Elon Musk es erforscht. Das ist die nächste Front der Entwicklung.
Oskar Mencer

Kommunikation mit dem menschlichen Gehirn

Im Jahr 2022 verkaufte er Maxeler Technologies an das neu gegründete Unternehmen Groq von Jonathan Ross, einem der Gründungsmitglieder der Tensor Processing Unit (TPU) von Google, die für das maschinelle Lernen und die künstliche Intelligenz entwickelt wurde. Groq hat sich als einer der Hauptakteure im Bereich der Hardware für künstliche Intelligenz etabliert, insbesondere durch die Entwicklung von Prozessoren, die speziell für Anwendungen im Bereich des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz optimiert sind.

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Dass KI nach drei Jahrzehnten Forschung den Durchbruch geschafft habe, liege einerseits daran, dass endlich die nötige Rechenleistung verfügbar sei, so Mencer. Es sei etwas überraschend, dass dieser kritische Punkt nun erreicht sei. "Es ist auch sehr überraschend, dass es so einfach funktioniert im Vergleich dazu, wie man es sich bisher vorgestellt hatte. Man stehe jetzt erst am Anfang der KI-Entwicklung. "Die Hauptentwicklung bei Künstlicher Intelligenz wird nun das User Interface sein, der Zugang durch Sprache und visuelle Kommunikation. Der nächste Schritt wird die direkte Kommunikation mit dem menschlichen Gehirn sein, wie Elon Musk es erforscht. Das ist die nächste Front der Entwicklung."

Verstärkung der menschlichen Fähigkeiten

Die Frage, ob die KI eines Tages ein Bewusstsein entwickeln wird, sei für die breite Gesellschaft "ein ganz tolles Thema, aber in technologischen Kreisen komplett uninteressant". Mencer ist überzeugt, dass KI alle Bereiche der Gesellschaft und Wirtschaft durchdringen wird, nicht nur einzelne Branchen.

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Die Befürchtung, dass KI ein Teilersatz oder eine Bedrohung für den Menschen sein könnte, sei völlig unangebracht. KI sei eine Erweiterung und Verstärkung der Fähigkeiten des Menschen, sie könne den Menschen aber nicht ersetzen. "Es gibt etwas, was eine Maschine nicht kann, das wir aber brauchen in der Gesellschaft: Verantwortung für Entscheidungen zu übernehmen." Das gelte in der Medizin genauso wie zum Beispiel für Piloten und Pilotinnen und auch für viele andere Bereiche.

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Es sei nicht möglich, künstliche Intelligenz für Fehlverhalten zu bestrafen. "Man kann sie nicht einsperren, man kann ihr keine Geldstrafe geben. Der gesamte Mechanismus in der Gesellschaft, um Risiken zu kontrollieren, existiert für Künstliche Intelligenz nicht. Die gesamte Gesellschaft müsste sich umstrukturieren, um KI in einer Verantwortungsposition zu haben. Und ich glaube, das ist sehr weit entfernt."

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Mencer sieht keine besondere Gefahr, dass KI zu Massenarbeitslosigkeit und einer Spaltung der Gesellschaft führen könnte. "Dieses Problem haben wir seit wahrscheinlich über 10.000 Jahren." Auch die ersten Menschen, die das Rad benutzten, hätten einen technologischen Vorteil gehabt. "Wissen hat schon immer Unwissen bedroht. Das ist überhaupt nichts Neues." Die Geschichte habe gezeigt, dass technologischer Fortschritt immer mehr Arbeitsplätze geschaffen als vernichtet habe. "Das Interessanteste für mich ist es, Menschen dazu zu inspirieren nachzudenken, wie Künstliche Intelligenz ihnen persönlich helfen kann, anstatt davor Angst zu haben, dass es ihnen etwas antun könnte."

Ersetzt KI wirklich unsere Jobs?