Stahl ist einer der ältesten Werkstoffe der Industrie, und zugleich einer der vielseitigsten. Weltweit werden jedes Jahr mehr als 1,8 Milliarden Tonnen produziert – von einfachen Bewehrungsstäben für den Wohnungsbau bis hin zu hochfesten, ultradünnen Blechen für Elektroautos. Wer vom „Stahlmarkt“ spricht, meint daher ein Geflecht aus sehr unterschiedlichen Segmenten.
Das größte Volumen entfällt auf Baustahl: Träger, Schienen, Armierungsstahl. Diese Produkte sind relativ einfach herzustellen und werden in gigantischen Mengen benötigt – insbesondere in den Schwellenländern, wo Brücken, Straßen und Wohnraum gebaut werden. Hier dominieren Produzenten in China und Indien, die ihre Kosten über Größe und Masse drücken. Jindal ist in diesem Bereich stark vertreten.
Am anderen Ende des Spektrums liegen die hochveredelten Spezialstähle. Dazu gehören ultrahochfeste Karosseriebleche, beschichtete Flachprodukte oder Elektrobänder für Motoren und Transformatoren. Ihre Herstellung erfordert nicht nur moderne Walz- und Beschichtungsanlagen, sondern auch jahrzehntelange Materialforschung und enge Kooperation mit Abnehmern, vor allem der Automobilindustrie. Hier zählt nicht die Menge, sondern Präzision, Qualität und die Fähigkeit, konstant auf Mikrometer genau zu liefern. In diesem Segment gehört Thyssenkrupp zu den großen europäischen Anbietern, die eng mit der Autoindustrie verbunden sind.
Dazwischen liegt ein breites Mittelfeld: Edelstahl für Haushaltsgeräte, Architektur oder Chemieanlagen, hochfeste Drähte oder Grobbleche für den Maschinenbau. Auch dieses Segment wächst, gerade in Schwellenländern, und hier ist Jindal Stainless besonders aktiv.
>>> Billigimporte aus China und Indien, sinkende Preise und Überkapazitäten treiben Europas Stahlindustrie an ihre Belastungsgrenze – selbst Traditionskonzerne wie Thyssenkrupp geraten massiv unter Druck.