Energie : Gas-Speicher Haidach geht ans Netz

ABD0092_20220701 - HAIDACH - ?STERREICH: ++ THEMENBILD ++ ZU APA0091 VOM 1.7.2022 - Ein Teil der Gasspeicherstation Haidach bei Stra?walchen in Salzburg am Freitag, 01. Juli 2022. Russlands Staatskonzern Gazprom steht kurz davor, seine Nutzungsrechte f?r den Gasspeicher in Haidach (Salzburg) zu verlieren. - FOTO: APA/BARBARA GINDL

Im Dezember geht der Gas-Speicher Haidach ans Netz.

- © APA/BARBARA GINDL

Der Gasspeicher Haidach an der Grenze zwischen Oberösterreich und Salzburg soll noch heuer an das österreichische Gasnetz angeschlossen werden, berichtet das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner aktuellen Ausgabe.

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"Es wird akribisch gebaut", sagte E-Control Vorstand Alfons Haber laut "profil". Mit 14. Dezember könne mit der Befüllung des Gasspeichers begonnen werden. Am 20. Dezember soll der Regelbetrieb beginnen. Haidach werde an die Gasleitung Penta West angeschlossen, die von Oberkappel quer durch Oberösterreich zur deutsch-österreichischen Grenze führt. Über weitere Pipelines wie die WAG kann das Gas weiterverteilt werden.

Der Gasspeicher Haidach befand sich bis vor einigen Monaten in den Händen des russischen Gaskonzerns Gazprom, die sich in Westeuropa eigene Kapazitäten zugelegt hatte. Bei den Kosten - bei Projektstart wurden 10 Mio. Euro prognostiziert - verwies die RAG AG als größtes österreichisches Energiespeicherunternehmen auf das Gaswirtschaftsgesetz 2011, wonach die Kosten an die Speicherunternehmen weiterzureichen sind. Haidach wurde bisher von verschiedenen Unternehmen aus Deutschland beliefert und versorgte bisher vor allem Bayerns Industrie sowie über den Umweg Deutschland auch Tirol und Vorarlberg mit Gas.

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Wem gehört das in Österreich gelagerte Gas?

Österreichs Gas-Speicher sind aktuell gut gefüllt: zum 9. November lag der Füllstand bei ungefähr 95 Prozent. Aber wie viel gelagerte Gas gehört eigentlich Österreich? Markus Mitteregger, Chef des größten österreichischen Energiespeicherunternehmens RAG: "Grob geschätzt die Hälfte". Nämlich die 20 Terawattstunden staatliche Reserve und circa 25 Terawattstunden von Versorgern oder Unternehmen. Der Jahresverbrauch in Österreich seien aber rund 90 Terawattstunden.

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Diese Menge hänge aber auch von der Energieeffizienz und vom Verlauf des Winters ab. "Also, ob das reichen wird, ist nicht klar, weil wir nicht wissen, ob wir neben dem eingespeicherten Gas laufend neues Gas bekommen, wie in normalen Jahren. Denn das war russisches Gas, und das fließt jetzt nur zu einem Drittel", gibt der Energieexperte zu bedenken.

Und er sagt deutlich: "Ja, es wird eng, aber es ist machbar." Der Strom sei dabei "ein Riesenthema". Ab November sei es zumeist so, dass Österreich ein Drittel des Stroms aus der Eigenproduktion vor allem mit Wasserkraft gewinne, ein Drittel aus Gas erzeuge und ein Drittel importiere. Im kommenden Winter könne es aber passieren, dass Österreich bis zu zwei Drittel des Stroms aus Gas erzeugen müsse, weil der Stromimport nicht gesichert sei. "Ob diese Gasmengen gespeichert sind, da habe ich meine Zweifel", erklärte Mitteregger.

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Zum Gaspreis hielt er fest, dass dieser in Europa so hoch sei, weil es sehr wenig Angebot gibt. "In den USA, wo wirklich Gas produziert wird, ist es weitaus günstiger", wirft er einen Blick über den großen Teich. Wie sich der Preis weiter entwickelt, sei schwer vorauszusagen. "Die Frage ist, wie lange sich Putin hält. Viele Diktatoren sind gefallen. Sobald er sich nicht mehr hält, ist das Gas plötzlich wieder da. Außer über Nord Stream", so Mitteregger.

Wie kommt Gas nach Westösterreich?

Auch die Gasversorgung in Westösterreichs ist gesichert. Wie das Klimaministerium informierte, unterzeichneten Österreich und Deutschland nach monatelangen Verhandlungen ein entsprechendes bilaterales Abkommen. Darin heißt es, dass der Transit für Gas über Deutschland nach Tirol, Vorarlberg und Oberösterreich auch im Fall einer Gasmangellage aufrecht bleibt. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) sprach von einem Meilenstein.

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Diese Vereinbarung ist für die Bundesländer Vorarlberg und Tirol deshalb so wichtig, weil sie nicht mit dem restlichen Gasnetz Österreichs verbunden sind - die Versorgung geschieht ausschließlich über deutsches Gebiet. Sowohl Vorarlberg als auch Tirol haben sich in Salzburg Speicherkapazitäten für Erdgas gesichert. Dieses können sie aber nur über Gaspipelines beziehen, die über Deutschland führen. Das Abkommen betrifft die Erdgasspeicheranlagen Haidach und 7-Fields in Salzburg. Es soll nach Abschluss der Ressortbefassung unterzeichnet werden und 30 Tage danach in Kraft treten.

In dem Übereinkommen heißt es konkret, dass die Verantwortung für das Befüllungsziel der beiden Gasspeicher "in der Gesamtbetrachtung zwischen Österreich und Deutschland aufgeteilt" wird. Bei der Speicheranlage 7-Fields ist Deutschland für die Befüllung der von der Uniper Energy Storage GmbH betriebenen Speicherkapazitäten (17,5 TWh) verantwortlich, Österreich für die Kapazitäten der RAG Energy Storage Gmbh (6,2 TWh). Bei der Speicheranlage Haidach ist Österreich für ein Volumen von 21,3 TWh zuständig (GSA LLC), Deutschland für 11,3 TWh (Astora GmbH). Österreichische Unternehmen, die in Haidach und 7-Fields Gas eingelagert haben, können diese Speichermengen auch in einem Notfall über Deutschland nach Vorarlberg und Tirol transportieren, sofern es technisch möglich ist.

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"Das Abkommen mit Deutschland ist ein weiterer Meilenstein für die sichere Gasversorgung Österreichs, insbesondere von Vorarlberg und Tirol, mit den inzwischen großen von uns eingespeicherten Mengen für den Krisenfall", sagte Gewessler. In der Gasversorgung sei man aufeinander angewiesen. "Österreich ist ein Binnenland - und deshalb stets von anderen Ländern abhängig, die Gas nach Österreich durchleiten", so die Ministerin. Auf Putins Erpressungsversuche seien Solidarität und Zusammenhalt die beste Antwort. Robert Habeck (Grüne), Vizekanzler und zuständiger deutscher Minister, nannte Solidarität und europäische Zusammenarbeit "Gebote der Stunde im Falle einer Gasverknappung". Deutschland und Österreich seien unter den ersten Ländern mit einem Solidaritätsabkommen zur Gewährleistung der sicheren Gasversorgung.

Der Vorarlberger Energie-Landesrat Daniel Zadra (Grüne) zeigte sich am Donnerstag erleichtert über die Einigung. Er sei sehr froh, dass hier nun Rechtssicherheit geschaffen wurde, so Zadra. Zwar bestehe dazu schon ein Memorandum of Understanding und geltendes EU-Recht, aber nun habe man einen "zusätzlichen Anker", sagte Zadra. Er hoffe, dass diese Abkommen nie zur Anwendung kommen müssten. Im Energiebereich seien die europäischen Länder so eng miteinander verwoben wie kaum in einem anderen Bereich, man sei daher in einer gemeinsamen Schicksalsgemeinschaft. Zuvor hatte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) noch Donnerstagfrüh auf eine rasche rechtliche Absicherung gepocht.